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Intelligente Sensoren zur Zustandsüberwachung

Das Internet der Dinge ist einer der Megatrends unserer Zeit. Die Verknüpfung des Internets mit der realen Welt wird bereits als vierte industrielle Revolution oder auch Industrie 4.0 bezeichnet. Das Ziel ist es die reale Welt für das Netzwerk zu beschreiben und somit die Vorteile der Vernetzung für weite Teile von industriellen Prozessen oder Heimanwendungen nutzbar zu machen. Die Schwierigkeit besteht nun darin reale Zustände wie „Luft ist feucht“ oder „Licht ist zu schwach“ für das Netzwerk erfassbar zu machen.

Intelligente Sensoren zur Zustandsüberwachung
Tag Cloud: Sensoren (Quelle: infsoft)

Hier kommt moderne, verknüpfbare Sensortechnik ins Spiel. Intelligente Sensoren können Zustände wie Lichtstärke, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Luftdruck oder Bewegungen im Raum erfassen und dem Netzwerk als Information verfügbar machen. Mit diesen Daten können Programme intelligente Steuerungen umsetzen, welche beispielsweise eine bedarfsgerechte Betätigung der Klimatisierung oder der Lichtanlage erlauben.

Eine große Rolle spielt das Erfassen der Umgebungszustände auch in der Produktion. Hierdurch können Materialflüsse besser gesteuert, Maschinenparameter in Echtzeit eingestellt und sogar Wartungsprogramme bedarfsgerecht verbessert werden. Dies optimiert Wartungskosten, minimiert Stillstandszeiten und trägt somit zu einer höheren Effektivität bei. Durch intelligente Sensoren kann oftmals sogar eine Investition in moderne vernetzte Maschinen verhindert werden, sodass der bestehende Maschinenpark durch eine Ergänzung mit moderner Sensorik auf den Stand der Technik aufgewertet wird.

Dieser Artikel soll eine Übersicht über die zur Verfügung stehenden Sensortechniken geben und deren Anwendungsbereiche beschreiben:

Temperatursensoren

Viele Prozesse erfordern eine bestimmte Umgebungstemperatur oder/und Gerätetemperatur. Die Aufrechterhaltung angemessener Bedingungen während der Lagerung und des Transports von empfindlichen Waren (z.B. pharmazeutische Produkte oder Lebensmittel) ist entscheidend für die Qualität der Lieferung dieser Waren. Ein zuverlässiges Temperaturmanagement ist unerlässlich, um den bestmöglichen Zustand des Produktes zu gewährleisten. Die Temperaturkontrolle ist ein wirksames Mittel, um das Bakterienwachstum zu verlangsamen, die Qualität zu erhalten und den Verderb zu minimieren. Darüber hinaus haben Temperatursensoren Einzug in die Raumautomation gehalten, um Aktoren wie Heiz- und Kühlventile oder Lüftungsklappen auf Basis der Umgebungsbedingungen präzise zu steuern.

Infografik: Zustandserfassende Sensorfunktionen im Bürogebäude
Anwendungsbeispiel für zustandserfassende Sensoren in einem Bürogebäude (Quelle: infsoft)

Feuchtigkeitssensoren

Relative Luftfeuchtigkeit (Relative Humidity, RH) und Temperatur gehen fast immer Hand in Hand. Durch Kenntnis der Luftfeuchtigkeit lassen sich Maßnahmen gegen die Bildung von Kondenswasser und damit gegen einen möglichen gesundheitsgefährdenden Schimmelpilzbefall in Wohn- und Arbeitsräumen ergreifen. Zu den wichtigsten Einsatzgebieten gehören Industrie- und Büroumgebungen für die Heizungs-, Lüftungs- und Klimakontrolle.

Infrarot Thermosensoren

Infrarotsensoren sind eine geeignete Option für Anwendungen, die Oberflächentemperaturen und Objektbewegungen erfassen müssen. Sie eignen sich als Präsenzmelder in Sicherheitssystemen, für die Patientenerkennung im medizinischen Umfeld oder für die Temperaturmessung in der industriellen Prozesskontrolle.

Ultraschallsensoren

Ultraschallsensoren arbeiten ähnlich wie Radar und Sonar und werden zur Erfassung der Anwesenheit oder zur Messung der Entfernung von Personen/Objekten eingesetzt. Sie können auch zur Bestimmung des Füllstandes von flüssigem oder festem Material in geschlossenen Behältern verwendet werden. Ultraschallsensoren erkennen Objekte unabhängig von Material, Farbe oder Oberfläche und sind eine zuverlässige Lösung für raue und anspruchsvolle Einsatzbedingungen.

Infografik: Zustandserfassende Sensorfunktionen im Bürogebäude
Anwendungsbeispiel für zustandserfassende Sensoren in der Automobilfertigung (Quelle: infsoft)

Präsenzmelder

Ein Präsenzmelder ist ein Gerät, das dazu dient, physische Anwesenheit oder Abwesenheit zu erkennen. Er überwacht den Erfassungsbereich auf Basis von Infrarot – wird eine Person erfasst, löst der Melder automatisch eine Aktion aus, wie z.B. das Einschalten der Beleuchtung.

Lichtsensoren

Lichtsensoren sind elektronische Geräte, die die Intensität von Tageslicht oder künstlichem Licht anzeigen. Sie sind vielseitig im industriellen und kommerziellen Umfeld einsetzbar. Sie können beispielsweise die Beleuchtungsstärke in einem Raum erkennen und die Jalousien anheben / absenken oder die Beleuchtung automatisch ein- / ausschalten, um den Komfort in einem Raum zu verbessern.

CO2 Sensoren

CO2 Sensoren werden eingesetzt, um Veränderungen der Luftqualität zu überwachen und die Konzentration von Kohlenstoffdioxid zu messen. Sie werden häufig zur Überwachung der Raumluftqualität in Bürogebäuden, Schulen, Krankenhäusern oder Smart Homes eingesetzt. Darüber hinaus sind sie für die Echtzeitüberwachung von Qualität, Frische und Sicherheit von Agrar- und Lebensmittelprodukten geeignet, da Kohlendioxid zum Schutz vor dem Wachstum von Bakterien und Pilzen eingesetzt werden kann.

Luftdrucksensoren

Barometrische Drucksensoren messen Druckschwankungen der Atmosphäre und spielen eine wichtige Rolle bei der Prozess- und Qualitätskontrolle im industriellen Umfeld. Sie werden überall dort eingesetzt, wo eine ständige Überwachung und Regelung des Luftdrucks für die Betriebsabläufe entscheidend ist. Ihr Einsatz ist ideal für Reinräume, Krankenhäuser und Computerräume.

Hier gibt es weitere Informationen zum Thema zustandserfassende Sensoren.

Indoor Positionsbestimmung: Ortungstechniken im Vergleich

Serverseitige Lokalisierungssysteme arbeiten mit einer speziellen Hardware, die drahtlose Signale von Tags oder Geräten empfängt (z.B. WLAN-, UWB- oder RFID-Tags, Bluetooth Beacons) und diese an einen Server übermittelt. Dort wird die Position berechnet und die Daten werden an ein Ausgabemedium, z.B. ein Warenwirtschaftssystem, transferiert.

Solche Lokalisierungssysteme können beispielsweise bei der Palettenortung in Lagerhallen, bei der Lokalisierung von Spezialfahrzeugen wie Gabelstaplern oder Förderfahrzeugen und bei der Identifizierung von Personen aus Sicherheitsgründen Anwendung finden.

Technologien für serverseitige Indoor Positionsbestimmung im Vergleich
Infografik: Vergleich von Ortungstechnologien (Quelle: infsoft)

Es gibt eine Vielzahl von Technologien, auf denen serverseitige Indoor Lokalisierungssysteme basieren können. infsoft arbeitet mit WLAN, BLE, UWB und RFID, um Indoor Positionsbestimmung zu realisieren. Jede Technologie bringt Vor- und Nachteile mit sich und je nach individuellem Anwendungsfall sind einige mehr, andere weniger geeignet.

WLAN

Auf WLAN basierende Lokalisierungssysteme können die Position von Geräten mit aktiviertem WLAN (z.B. Smartphones, Tablets) und von Wi-Fi-Tags bestimmen. Die Genauigkeit von WLAN bei der serverseitigen Indoor Positionsbestimmung variiert von acht bis 15 Meter – abhängig von den Voraussetzungen.

Vorteile

Schwächen

geeignete Anwendung

alle Wi-Fi-fähigen Geräte können getrackt werden

Besucherverhalten lässt sich analysieren

hohe Reichweite (bis zu 150m)

Genauigkeit von BLE oder RFID ist nur schwer erreichbar

bei Smartphones: hohe Latenzzeiten und randomisierte MAC-Adressen bei nicht mit einem WLAN-Netzwerk verbundenen Geräten

Tracking-Lösungen, bei denen die Analyse von Bewegungsprofilen gewünscht ist

 

Bluetooth Low Energy (BLE)

Beacons sind kleine drahtlose Funksender, die Daten mittels Bluetooth Low Energy (Bluetooth Smart) übertragen. Sie sind relativ günstig, können bis zu fünf Jahre und mehr mit einer Knopfzelle betrieben werden und haben im Innenbereich eine Reichweite von maximal 75 Metern. Die Genauigkeit liegt typischerweise bei unter acht Metern. Beacons gibt es in den unterschiedlichsten Formen, sie sind skalierbar und sehr portabel.

Vorteile

Schwächen

geeignete Anwendung

Flexibilität

Kosteneffizienz

gedämpfte Signalausbreitung innerhalb von Gebäuden

Instabilität bei räumlichen Veränderungen und Funkstörungen

Indoor-Tracking-Lösungen, bei denen nicht höchste Präzision erreicht werden muss

 

Ultra-wideband (UWB)

Ultra-wideband ist eine Kurzstrecken-Funktechnik. Die Genauigkeit liegt bei unter 30 Zentimetern und ist damit deutlich höher als die von Beacons oder WLAN. Auch Höhenunterschiede können sehr genau ermittelt werden.

Vorteile

Schwächen

geeignete Anwendung

hohe Genauigkeit

niedrige Latenzzeiten (bis zu 100 Positionsupdates pro Sekunde)

kaum Interferenzen

höhere Kosten und kürzere Batterielebensdauer als BLE Beacons

Tracking-Lösungen im industriellen Umfeld mit hoher Präzisionsanforderung und geringer Anzahl an Assets

 

Infografik: Prozessoptimierung in der internen Logistik
Anwendungsbeispiel für Positionsbestimmung mit UWB (Quelle: infsoft)

 

RFID

RFID ist eine Form der drahtlosen Kommunikation, die Funkwellen zur Identifikation von Objekten nutzt. Die passive RFID-Technologie funktioniert nur in der Nähe von speziellen RFID-Lesegeräten (infsoft Locator Nodes), welche die RFID-Tags mit Energie versorgen und deren Daten empfangen. Die Position der zu verfolgenden Objekte kann nicht permanent, sondern nur zum Lesezeitpunkt bestimmt werden.

Vorteile

Schwächen

geeignete Anwendung

unempfänglich für Interferenzen

keine Batterie notwendig

kurze Reichweite (weniger als ein Meter)

Lesegerät meldet nur die Information „gesehen“ / „nicht gesehen“

Infrastruktur kann kostenintensiv sein

Tracking-Lösungen mit einer großen Anzahl von Tags (z.B. in der Logistik, Distribution und im Bestandsmanagement)

 

Oft sind Hybridlösungen sinnvoll

Leider gibt es keine Technologie, die alle etwaigen Anforderungen an ein Indoor Lokalisierungssystem erfüllt. In der Regel müssen bei der Suche nach der am besten geeigneten Technologie die eigenen Anforderungen an das System, die Bedingungen vor Ort und das Budget miteinbezogen werden. Oftmals wird die effizienteste Lösung durch eine Kombination von Technologien erreicht.

Wird zum Beispiel in der Logistik ein Gabelstapler mit einer Hardware (infsoft Locator Node) ausgestattet, deren Sensorik neben RFID auch auf Ultra-wideband (UWB) anspricht, kann eine Verbindung zwischen den Positionsdaten des Gabelstaplers und den Identifikationszeitpunkten von mit RFID-Tags versehenen Waren hergestellt werden. Hierdurch können Logistikprozesse deutlich effizienter gestaltet werden, da neben der punktuellen Lokalisierung auch eine präzise Materialfluss-Steuerung in Echtzeit ermöglicht wird.

Infografik: Tracking von Fluförderzeugen und Gütern in der Logistik
Anwendungsbeispiel für Positionsbestimmung mit UWB (Quelle: infsoft)

Mehr Informationen zu den verschiedenen Ortungstechnologien für Indoor Positionsbestimmung.

 

Indoor Positionsbestimmung: Funktionsweise und technische Informationen

Spezielle Techniken zur Indoor Positionsbestimmung braucht man überall dort, wo GPS nicht funktioniert, also vor allem in Gebäuden. Die am weitesten verbreiteten Methoden sind WLAN und Bluetooth Beacons. Zusätzlich wird meist auf die verschiedenen Sensoren des Smartphones (u.a. Barometer, Beschleunigungssensor, Gyroskop, Magnetometer) zurückgegriffen, die das Ergebnis noch genauer machen.

Neben den genannten Methoden gibt es auch seltener verwendete Technologien wie die Positionsbestimmung durch Nutzung des des Erdmagnetfeldes, mittels Visible Light Communication (VLC), QR-Codes, Augmented Reality mit Bilderkennung oder akustischer Signale. Für sehr präzises Asset-Tracking im Industrieumfeld ist Ultra-wideband eine interessante Möglichkeit.

Ein wichtiger Unterschied: Clientbasierte und serverbasierte Ortung

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Techniken zur Indoor Positionsbestimmung.

Clientseitige und serverseitige Indoor Positionsbestimmung im Vergleich
insoft GmbH

Endgerätbasierte (clientseitige) Positionierung wird meist mit Beacons oder WLAN Accesspoints umgesetzt. Diese senden regelmäßig Signale. Das Endgerät analysiert die Signalcharakteristik und gleicht sie mit einer Referenzdatenbank ab. Hierzu ist eine App notwendig, an die auch Nachrichten gesendet werden können (Rückkanal). Die Position wird direkt auf dem Endgerät bestimmt, was dem Nutzer ein Höchstmaß an Datenschutz bietet. Diese Methode kommt üblicherweise bei der klassischen Indoor Navigation mittels Smartphone App zum Einsatz.

 

Infrastrukturbasierte (serverseitige) Positionierung kehrt das oben beschriebene Verfahren um. Ein WiFi-fähiges Endgerät/Tag oder ein Bluetooth Beacon sendet Signale aus (MAC-Adresse), die von einer spezifischen Hardware detektiert und an einen Server weitergeleitet werden. Im Backend werden die ermittelten Messdaten abgeglichen, interpoliert und in weiteren Systemen dargestellt. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass auch Geräte ohne App erfasst und analysiert werden können. Mit serverseitigen Installationen sind Asset-Tracking, Laufweganalysen und Sicherheitslösungen umsetzbar.

Mehr Informationen zu clientbasierter und serverbasierter Indoor Positionsbestimmung.

Clientseitige Indoor Positionsbestimmung mit Bluetooth und WLAN: Vor- und Nachteile   

insoft GmbH
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Die Bluetooth-Technologie ist an sich nicht neu. Doch erst in letzter Zeit ergeben sich mit der energiesparenden Bluetooth-Variante BLE (Bluetooth Low Energy) erweiterte Einsatzmöglichkeiten. Bluetooth Beacons sind relativ günstig (ca. drei bis 30 Euro), können bis zu zwei Jahre mit einer Knopfzelle oder über zehn Jahre mit größeren Batterien betrieben werden und haben eine Reichweite von maximal 30 Metern. Die Genauigkeit liegt bei einem bis drei Metern. Zur Positionsbestimmung sind mehrere Beacons notwendig, aus deren Signalen mittels Fingerprinting-Verfahren der Standort berechnet wird. Neben dem günstigen Anschaffungspreis und der einfachen Installation ist der große Vorteil von Beacons, dass sie mit den mobilen Betriebssystemen Android UND iOS funktionieren. Das ist bei WLAN nicht der Fall.

insoft GmbH
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WLAN-Accesspoints befinden sich bereits in den meisten Gebäuden, zum Beispiel in Form von Kunden-Hotspots oder Kassensystemen. Der User muss sich nicht mit dem WLAN verbinden, eingeschaltetes WLAN genügt. Deshalb ist es verlockend, WiFi auch gleich für die Indoor-Positionsbestimmung zu nutzen.

iPhones mit dem Betriebssystem iOS ab Version 4.3 unterstützen jedoch die clientseitige Ortung via WLAN nicht. Apple setzt hier exklusiv auf die iBeacon-Technologie. Das heißt, dass bei einem clientbasierten Indoornavigations-Projekt, das ausschließlich mit WLAN arbeitet, alle Apple-Devices ausgeschlossen wären. Weitere Nachteile von WLAN sind relativ hohe Latenzzeiten und eine im Vergleich zu Beacons ungenauere Ortung (Genauigkeit: 10-15 Meter).

Serverseitige Indoor Positionsbestimmung

Mit spezieller Hardware (etwa Ultra-wideband) sind weitere interessante Anwendungsfälle umsetzbar. Zum Beispiel kann ein Krankenhaus jederzeit den Aufenthaltsort von teurer Medizintechnik feststellen, ein Flughafen die Besucherströme auf seinem Gelände messen oder der Werkschutz einer großen Industrieanlage bei einem Notfall leichter alle Mitarbeiter finden und evakuieren. Alle diese Anwendungen funktionieren serverbasiert, es wird also keine App benötigt.

Individuelle Lösungen sind gefragt

Die technischen Möglichkeiten, eine Indoor-Positionsbestimmung zu realisieren, sind vielfältig. Welche Technologie zum Einsatz kommt, hängt ganz vom Einsatzzweck, den Gegebenheiten vor Ort und den Wünschen des Kunden ab. Wer sich einen groben Überblick verschaffen möchte, kann sich durch den „Indoor Wegweiser“ klicken. Hier werden Schritt für Schritt die Anforderungen an das Projekt abgefragt und eine Lösung vorgeschlagen.

Indoor Positionsbestimmung: die häufigsten Fragen

  1. Warum kann man in Gebäuden kein GPS verwenden?

In Gebäuden, unter Wolkendecken und in Häuserschluchten fehlt der Sichtkontakt zu den GPS-Satelliten.

  1. Was ist der Unterschied zwischen clientseitiger und serverseitiger Ortung?

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Techniken zur Indoor Positionsbestimmung.

insoft GmbH
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http://dev.process.vogel.de/wp-api/index.cfm

Endgerätbasierte (clientseitige) Positionierung wird meist mit Beacons oder WLAN Accesspoints umgesetzt. Diese senden regelmäßig Signale. Das Endgerät analysiert die Signalcharakteristik und gleicht sie mit einer Referenzdatenbank ab. Hierzu ist eine App notwendig, an die auch Nachrichten gesendet werden können (Rückkanal). Die Position wird direkt auf dem Endgerät bestimmt, was dem Nutzer ein Höchstmaß an Datenschutz bietet.

Infrastrukturbasierte (serverseitige) Positionierung kehrt das oben beschriebene Verfahren um. Ein WiFi-fähiges Endgerät/Tag oder ein Bluetooth Beacon sendet Signale aus (MAC-Adresse), die von einer spezifischen Hardware detektiert und an einen Server weitergeleitet werden. Im Backend werden die ermittelten Messdaten abgeglichen, interpoliert und in weiteren Systemen dargestellt. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass auch Geräte ohne App erfasst und analysiert werden können.

Mehr Informationen zu clientbasierter und serverbasierter Indoor Positionsbestimmung.

  1. Welche clientbasierten Ortungsmethoden werden am häufigsten verwendet und welche Vor- und Nachteile haben sie?

WLAN und Beacons in Kombination mit den Smartphone-Sensoren kommen am häufigsten zum Einsatz.

 

Vorteile

Nachteile

WLAN

vorhandene WLAN-Infrastruktur kann genutzt werden

Devices müssen nur WLAN aktivieren

Rückkanal zum Kunden vorhanden

hohe Reichweite (bis zu 150 Meter)

relativ ungenau (5-15 Meter) im Vergleich zu BLE

keine clientseitige Positionsbestimmung mit WiFi unter iOS möglich

Nutzer braucht eine App

BLE Beacons

kostengünstige, unauffällige Hardware

geringer Energieverbrauch

flexible Einbindung in die Infrastruktur (Batteriebetrieb oder Stromversorgung über Lampen und Hauselektrik)

funktionieren überall, wo andere Techniken keinen Empfang haben

breite Plattformkompatibilität (Android und iOS)

hohe Positionsgenauigkeit im Vergleich zu WiFi (1-3 Meter)

zusätzliche Hardware

App ist Voraussetzung für Client-Ortung

relativ geringe Reichweite (ca. 30m)

 

  1. Was sind Beacons?

Es handelt sich dabei um kleine Sender, die einfache Signale an Geräte in ihrer Umgebung aussenden. Empfangen können sie nicht. Moderne Beacons (dt. „Leuchtfeuer“) basieren auf dem energiesparenden Bluetooth Low Energy Standard. Beacons bestehen aus einer winzigen Sendeeinheit und einer mehr oder weniger großen Batterie. Die Lebensdauer beträgt dementsprechend von wenigen Tagen bis zu mehrere Jahre. Die Batterie kann einfach ausgetauscht werden. Der Preis liegt zwischen drei und dreißig Euro. Die bekanntesten Beacon-Profile sind iBeacon von Apple und Eddystone von Google.

  1. Gibt es bei WLAN und Beacons die Gefahr der Abschirmung oder Interferenzen?

Die Signale können durch verschiedene Materialien wie Holz-, Beton- oder Metallwände abgeschirmt werden. Bei der Installation an Säulen im Raum muss man das ebenso beachten. Der beste Platz für die Installation liegt in etwa 2,5 bis 4 Metern Höhe. Auf niedrigerer Höhe können Menschen die Signale abschirmen. 

Beacons beeinflussen andere Signale nicht und auch medizinische Geräte bleiben ungestört. Installiert man jedoch Beacons in einem Raum mit sehr vielen WiFi-Signalen (zum Beispiel auf einer Messe), können Interferenzen auftreten, da sich BLE und WiFi den gleichen Frequenzbereich (2,4 GHz) teilen. Durch intelligente Konfiguration kann das Problem aber umgangen werden.

  1. Wie genau ist Indoor Positionsbestimmung?

Die Genauigkeit hängt stark von den Gegebenheiten im Gebäude (z.B. Abschirmung) und der Hardwaredichte (WiFi-Access Points, Bluetooth Beacons) ab. Einfach ausgedrückt: Je mehr Hardware – je engmaschiger das Netz – desto höher ist die Genauigkeit. Die Position kann mit Beacons bis auf 1-3 Meter und mit WLAN bis auf 5-15 Meter genau bestimmt werden.

Indoor Positionsbestimmung – ein Überblick

Navigation für Menschen, Tracking von Gegenständen

Heutzutage verbringen die meisten Menschen einen Großteil ihres Tages in Gebäuden – zum Beispiel an ihrem Arbeitsplatz, bei geschäftlichen oder privaten Reisen, auf Messen und beim Einkaufen. Manche dieser Gebäude sind so weitläufig und komplex, dass die Orientierung schwer fällt und man sich leicht verläuft.

Doch es ist nicht nur wichtig, Menschen bei der Orientierung in Innenräumen zu helfen – für die Industrie gewinnt die Indoor Positionsbestimmung von Gegenständen, wie zum Beispiel Waren, Arbeitsgeräten oder Fahrzeugen zunehmend an Bedeutung.

Warum GPS in Gebäuden nicht funktioniert und was die Alternativen sind 

Warum GPS nicht in Gebäuden funktioniert.
infsoft GmbH

Die Positionsbestimmung in Innenräumen funktioniert nicht mit GPS, da der Sichtkontakt zu den Satelliten fehlt. In den letzten zehn Jahren wurden verschiedene Alternativen zu GPS für geschlossene Gebäude entwickelt. Am weitesten verbreitet ist die Positionsbestimmung mit WLAN oder Bluetooth-Beacons. Exotenstatus hat derzeit noch die Methode Visible Light Communication (VLC), die mit unsichtbaren Lichtimpulsen arbeitet. infsoft hat außerdem eine spezielle Hardware für das Asset-Tracking, also die Positionsbestimmung von Gegenständen, entwickelt. Für diesen Einsatzzweck wird auch Ultra-wideband (UWB), eine sehr präzise Nahfunktechnik, immer beliebter.    

Vier Anwendungsfälle für Indoor-Positionsbestimmung

  1. Indoor Navigation

Einer der häufigsten Anwendungsfälle sind Indoor-Navigations-Apps mit automatischer Positionsbestimmung beispielsweise in Bahnhöfen, Flughäfen, Einkaufszentren, Messen, Krankenhäusern und großen Bürogebäuden. Die Anwendung gleicht der Navigation im PKW: Auf einer digitalen Karte werden die eigene Position und die Umgebung angezeigt, eingeblendete Pfeile und Richtungsanweisungen geben den Weg vor. Solche Apps lassen sich mit weiteren sinnvollen Features ausstatten. Zum Beispiel können in Reiseapps Abflug-/Abfahrtstabellen integriert werden und der Benutzer kann aktuelle Hinweise zu Verspätungen, Wartezeiten und Änderungen auf sein Smartphone geschickt bekommen. Anwendungen im Retail-Sektor können eine Couponing-Funktion haben oder dem Kunden anhand seiner Vorlieben und Interessen Geschäfte vorschlagen. Die meisten Apps enthalten Sonderziele wie Toiletten und Informationsschalter und können bei Bedarf barrierefreie Routen ausgeben.

  1. Asset Tracking

In Industrieanlagen und Logistikzentren, aber auch in Bürogebäuden und Krankenhäusern ist es oftmals erforderlich, die Position von Dingen festzustellen. Beispielsweise möchte ein Krankenhaus jederzeit wissen, wo sich ein teures mobiles Röntgengerät befindet. Mittels Geofencing kann sogar ein Alarm ausgelöst werden, wenn das Gerät einen bestimmten Bereich verlässt (Diebstahlprävention). Ein großes Autohaus mit bis zu 1000 Fahrzeugen kann es Kunden und Verkäufern mit einer entsprechenden App ermöglichen, bestimmte Fahrzeuge zu finden. Ein Autozulieferer kann die Position seiner Flurförderzeuge in Echtzeit bestimmen und den Fahrern Richtungsanweisungen geben. 

  1. Sicherheitsanwendungen

In großen Industrieanlagen, zum Beispiel Chemiekomplexen, Bergwerken und Stahlwerken, können Gefahrensituationen auftreten, die das Evakuieren des gesamten Geländes nötig machen. Mithilfe der Indoor Positionsbestimmung von Personen kann ermittelt werden, ob und wo sich noch Mitarbeiter in gefährlichen Bereichen aufhalten.

  1. Laufweganalysen

Für die Betreiber von Einkaufszentren, Messen oder Flughäfen ist es interessant zu erfahren, wie sich Menschen auf ihrem Gelände bewegen. Auf Basis dieser anonymen Daten, die in Form von Heatmaps und Diagrammen angezeigt werden, können interessante Schlussfolgerungen gezogen werden: Welche Bereiche und Uhrzeiten sind besonders beliebt? Können die Laufwege gezielt optimiert werden? Wie viele Personen sind an einer Werbefläche vorbeigelaufen?

Weitere interessante Anwendungsfälle finden Sie hier: https://www.infsoft.de/anwendungsbeispiele

Mehr Basisinformationen zur Indoor Positionsbestimmung.

Aktuelle Entwicklungen

Durch die große Verbreitung und Bekanntheit von Apples iBeacons gab es in den letzten Jahren einen regelrechten Boom beim Einsatz von Indoor-Positionsbestimmung. Der Trend geht hin zu immer genaueren Messungen und der Verknüpfung von Standortdaten mit weiteren Informationen wie Interessen und Bewegungsprofil, was für Marktforschung und individuelle, standortbezogene Werbung genutzt werden kann. Damit einher geht die Notwendigkeit von Privacy-Standards. Im Industriebereich verspricht die Verknüpfung von Daten ebenfalls große Mehrwerte.