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Hilft es, altes Denken zu digitalisieren?

Was ist in Ihrem Unternehmen wichtiger: dass die Mitarbeiter über die richtigen Daten verfügen oder dass mit den verfügbaren Daten das Richtige gemacht wird? Eine dumme Frage – beides muss stimmen. Warum liegt dann der Fokus der Industrie 4.0-/Digitalisierungs-Diskussion auf den Daten? Werden die schon heute verfügbaren Daten optimal genutzt? Warum verstauben in vielen Unternehmen unzählige Prozessdiagramme in Schubladen und werden nur für Zertifizierungen herausgeholt? Die Fragen, welches die richtigen Prozesse bzw. Workflows sind und welche Chancen die Digitalisierung auf diesem Gebiet bietet, werden bislang weitestgehend vernachlässigt.

Gibt es Erfolg ohne Transparenz und Nachvollziehbarkeit?

Über den Erfolg eines Unternehmens entscheidet, wie die Mitarbeiter entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit den vorhandenen und entstehenden Daten umgehen. Ganz besonders gilt dies natürlich im Bereich der Produktentwicklung, weil Input und Output aus Daten bestehen. Wie viel Aufwand müssen die Mitarbeiter und insbesondere die Führungskräfte in Nachfragen per Mail oder Telefon nach dem Status der einzelnen Projekte stecken? Unsere Erfahrung zeigt, dass bei Prozessen, an denen Menschen beteiligt sind (i.e. Workflows), wenig Transparenz und Nachvollziehbarkeit existiert. Weiterhin gibt es keine Möglichkeit der Leistungsmessung und des Vergleichs. Ob sich vorgenommene Prozessänderungen positiv auswirken, kann kaum belegt werden.

Workflow-Digitalisierung: einfach, schnell und wirksam

Der Versuch in mächtigen datenorientierten Systemen (CAD, PLM, ERP,…) Abläufe zu automatisieren ist außerordentlich komplex, langsam und teuer. Darüber hinaus  wird damit  auch das Silodenken gefördert, weil diese Systeme nicht über die ganze Wertschöpfungskette genutzt werden.

Dabei ist Workflow-Digitalisierung jetzt so einfach, wie Prozessdiagramme mit entsprechenden Tools zu erstellen. Die Feynsinn-Experten arbeiten dafür mit TIM-Solutions zusammen, einem der führenden Anbieter von Software für Workflow-Digitalisierung. Digitalisierte Workflows unterstützen die Mitarbeiter dabei, das Richtige zur richtigen Zeit zu tun.  Sie unterstützen die Arbeit mit den verschiedenen Datensystemen. Sie schaffen Transparenz und Nachvollziehbarkeit, weil auf Knopfdruck der Projektstatus in dem gewünschten Detailierungsgrad dargestellt werden kann. Außerdem stehen Daten zur Verfügung, um die Performance der gelebten Prozesse zu beurteilen, womit eine zielgerichtete Prozessoptimierung zum ersten Mal einfach möglich wird.

Integrationsebene für Datendurchgängigkeit

Mit nur einem IT-Werkzeug können jetzt alle Prozesse entlang der Wertschöpfungskette unterstützt werden – unabhängig davon, mit welchem Datentyp gearbeitet wird. Damit kann das Workflow-System das Integrationswerkzeug über alle Bereiche sein und die Datendurchgängigkeit ermöglichen. Erst wenn die Prozesse optimiert sind und auch gelebt werden, kann die Aufmerksamkeit der Organisation darauf gelenkt werden, wo mehr und bessere Daten gewonnen werden und welche neuen Geschäftsmodelle daraus entstehen können. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass in der Digitalisierungsdiskussion immer die umgekehrte Reihenfolge propagiert wird.

Um abschließend zu unserer Eingangsfrage zurückzukommen: „Hilft es, altes Denken zu digitalisieren?“. Die Frage kann aus unserer Sicht nicht pauschal mit Ja oder Nein beantwortet werden. Zweifelsohne ist es unerlässlich, zunächst die Prozesse zu prüfen und diese ggf. zu optimieren. Es kann aber durchaus der Fall existieren, dass Prozesse bereits optimiert wurden, diese jedoch nur in den Schubladen schlummern und nicht umgesetzt werden. Aus unserer Sicht muss auf dem Weg in die Digitalisierung die Prüfung der vorhandenen Prozesse oberste Priorität besitzen.

Teil 3: So bringen Sie Ihr Unternehmen auf den richtigen Weg

Aus den in Teil 2 skizzierten Spannungsfeldern der Digitalisierung zeichnet sich schon ein möglicher Weg für mittelständische Unternehmen ab. Es ist auf jeden Fall ein langer Weg, den früher oder später alle Mitarbeiter gehen müssen. Viele Aspekte der Digitalisierung müssen bei der Unternehmensführung permanent berücksichtigt werden. Das sind keine einmaligen Entscheidungen, wo man Ruhe hat, wenn einmal die Richtung eingeschlagen ist. Wer aber sein Unternehmen nach „bisherigen“ Grundsätzen gut führt, hat keine Probleme, die Digitalisierung einzubeziehen.

Schulung

Als ersten Schritt bietet sich an, ein gemeinsames Verständnis über Aspekte, Grundlagen und Auswirkungen der Digitalisierung im Unternehmen zu schaffen. Sinnvoll sind dafür inhouse-Workshops, bei denen möglichst alle Fachbereiche dabei sind. Das gemeinsame Verständnis, das so geschaffen wird, erleichtert die bereichsübergreifende Erarbeitung von erfolgsversprechenden Strategien.

Digitalisierungscheck

Dann kann gemeinsam erarbeitet werden, wo sich das Unternehmen in Bezug auf verschiedene Aspekte der Digitalisierung befindet (auch im Vergleich zum Wettbewerb). Daraus ergeben sich Ansatzpunkte für erste Digitalisierungsaktivitäten.

Prozesse

Wichtig für eine zielführende Digitalisierungsstrategie ist, dass man sich über die tatsächlichen und gewünschten Prozesse klar wird. Auf diesem Gebiet gibt es leider häufig negative Reaktionen der Mitarbeiter. Aus der Einführung mächtiger ERP-Systeme sind Frustrationen vorhanden, die die sinnvolle Arbeit an der Digitalisierung wichtiger Prozesse erschweren. Deshalb erscheint es sinnvoll, zuerst ein kleines Gebiet zu bearbeiten, wo es regelmäßig klemmt. Dort kann mit Hilfe eines geeigneten Systems für Business Process Modeling schnell eine Lösung erarbeitet werden. Die positive Erfahrung der Mitarbeiter mit diesem ersten Schritt erlaubt es dann, im weiteren Verlauf der Prozessgestaltung schneller voran zu kommen. Änderung wird dann von Mitarbeitern positiv aufgenommen, wenn sie einen Nutzen für sich daraus sehen. (Das ist z.B. dann der Fall, wenn sie eine leicht handhabbare digitalisierte Reisekostenabrechnung erleben können.)

Systeme

Wenn man sich über Prozesse im Klaren ist, kann man sich über die systemseitige Unterstützung Gedanken machen. Hier muss entschieden werden, ob man große, komplexe IT-Systeme betreiben möchte. Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, kleinere spezialisierte Systeme zu integrieren und dabei Durchgängigkeit und schnelle Reaktionsmöglichkeit auf Änderungen zu ermöglichen. Die heutigen Probleme mit der Datendurchgängigkeit resultieren zum großen Teil aus der Inflexibilität mächtiger Systeme.

Ausblick

Die Digitalisierung bietet demjenigen gute Chancen, der im gegebenen Rahmen ganz bewusst seinen eigenen Weg geht. Wichtig dabei ist, dass anfänglich alle Unternehmensbereiche, letztlich aber alle Mitarbeiter ein gemeinsames Verständnis der technologischen Möglichkeiten und weiterer Aspekte der Digitalisierung haben. Dann lässt sich der für jedes Unternehmen richtige Weg mit Hilfe neuer technischer Möglichkeiten leichter gestalten als bisher.

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Teil 1: Warum Industrie 4.0 bei Ihnen auch nicht funktionieren wird

Teil 2: Die drei größten Spannungsfelder, die Sie beachten müssen

 

Teil 2: Die drei größten Spannungsfelder, die Sie beachten müssen

Disruption

Wikipedia beschreibt: „Eine disruptive Technologie (englisch to disrupt „unterbrechen“) ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt.“ Somit wird eine kontinuierliche Weiterentwicklung des bisherigen Produkts unterbrochen. Das neue Angebot kommt meistens aus einer unerwarteten Richtung. Es wird in der Industrie 4.0-Diskussion immer wieder betont, dass es disruptive Änderungen geben wird. Dann wird darauf hingewiesen, dass man sich nur um neue Geschäftsmodelle kümmern muss, um damit umzugehen. Am besten engagiert man einen Innovationsberater, der sich dann um alles kümmert. Leider ist dies ein Teil der Industrie 4.0-Illusion. Disruption lässt sich  nicht vorplanen oder durch Berater gestalten – sonst wäre es ja keine. Die Aufgabe für die Unternehmen besteht in erster Linie darin, durch effektive Marktbeobachtung schnell zu erkennen, wenn eine disruptive Veränderung das eigene Geschäftsmodell bedroht. Zusätzlich wird man versuchen, durch eine intensive Kundenorientierung neue Produktmöglichkeiten zu finden, die dann selbst eine disruptive Änderung verursachen können. Eine reine Fokussierung auf das Finden neuer Geschäftsmodelle wäre aber leichtsinnig.

Big Data

Big Data scheinen das Benzin für den Industrie 4.0-Motor zu sein. Die Segnungen der vielen Daten ermöglichen in den Augen vieler Industrie 4.0-Promoter erst wirklichen Fortschritt. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die deutsche mittelständische Industrie ihren Erfolg zum großen Teil der Tatsache verdankt, dass die Bedürfnisse der einzelnen Kunden in hoher Qualität befriedigt werden und dass man dafür am Weltmarkt Premiumpreise erzielen kann. Bei einer Big Data-Analyse  sieht man aber das einzelne nicht mehr. Es geht um Muster der Masse. Außerdem ist eine Datenanalyse immer ein Blick zurück mit darauf folgender Extrapolation. Das Fortschreiben vergangener Entwicklungen ist aber vielleicht nicht die passende Betrachtungsweise in Zeiten schnellen Wandels. Es geht doch eher darum, herauszufinden, was die Zukunft von dem Unternehmen „verlangt“ im Sinne von Otto Scharmers „Theory U“. Drittens zeigen Datenanalysen Korrelationen aber keine Ursachen-Wirkungsbeziehungen. In der immer stärker vernetzten Wirtschaft gibt es keine direkten Ursache-Wirkungsbeziehungen mehr, die einfach durch Korrelationen angenähert werden können. Ob sich komplexe rückgekoppelte Systeme, wie sie heute existieren, noch durch rationale Modelle erfassen lassen, bleibt abzuwarten. Viele Mittelständler begründen ihren Erfolg auf einem intuitiven und eben nicht rational analytischen Verständnis des Marktes und das wird in immer komplexeren Systemen wohl auch weiterhin erfolgsversprechend sein.

Datensicherheit/Datenaustausch

Große Verbesserungen werden durch intensiven Datenaustausch erwartet. Ein Merkmal der Digitalisierung ist, dass die Herrschaft über Daten ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Unternehmen, die nur Daten managen (Google, Facebook, Uber, Airbnb…) erzielen große Gewinne oder erreichen zumindest eine unglaubliche Marktkapitalisierung. Unternehmen, die weiterhin Hardware produzieren, investieren müssen und somit viel Risiko tragen, müssen als Folge mit kleineren Margen auskommen. Wie muss der Umgang mit Daten für einen Mittelständler organisiert werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen? Das ist die Frage, um die sich jedes Unternehmen intensiv kümmern muss. Da gibt es keine Patentlösungen, jeder muss hier seinen eigenen Weg finden. Kann es für alle produzierenden Unternehmen gut sein, über Maschinenbetriebsdaten viel Produktions-Know-how herauszugeben, nur um eine datengetriebene vorbeugende Wartung zu ermöglichen? Hat der Produktionsmitarbeiter nicht häufig Erfahrungswerte, um zu wissen, wie „seine“ Maschine am besten am Laufen gehalten werden kann? Soll darauf verzichtet werden, dieses Wissen zu nutzen? Es gibt sicherlich keinen guten oder schlechten Datenaustausch. Die Aufgabe für jedes Unternehmen besteht darin, den Umgang mit Daten bewusst zu gestalten. Dazu müssen Kernkompetenzbereiche definiert werden, wo das Know-how streng gehütet wird und wo es keinen Datenaustausch gibt. Auf den übrigen Gebieten kann dann versucht werden, durch gezielte Herausgabe und Gewinnung von Daten den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern.

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Teil 1: Warum Industrie 4.0 bei Ihnen auch nicht funktionieren wird

Lesen Sie nächsten Dienstag in Teil 3, wie Sie Ihr Unternehmen auf den richtigen Weg bringen.

Teil 1: Warum Industrie 4.0 bei Ihnen auch nicht funktionieren wird

Haben die gebetsmühlenartig wiederholten Ausblicke auf eine vom Fortschritt abgehängte deutsche Industrie sie schon in Alarmstimmung versetzt?  Haben sie schon ein Industrie 4.0-Vorzeigeprojekt in ihrer Produktion gestartet? Nein – und sie sind trotzdem sicher mit ihrem Unternehmen auf dem richtigen Weg zu sein? Da kann man sie nur beglückwünschen. Es tut selten gut, überhastet Modetrends zu folgen. Wichtig ist allerdings, zu verstehen, was die zugrundeliegenden Annahmen und Trends für einen Hype wie Industrie 4.0 sind. Damit versetzen sie sich in die Lage, selbst zu entscheiden, ob und gegebenenfalls wie sie ihre Unternehmensplanung adaptieren müssen.

Bei dem Ausdruck Industrie 4.0 ist immer unklar, welche Bereiche der unternehmerischen Tätigkeit darin eingeschlossen sind. Es ist aber eine große Gefahr der aktuellen Diskussion, dass der Begriff zu eng gefasst wird und man meint, mit der Vernetzung einiger Produktionsmaschinen oder einer volldigitalen Steuerung eines Teilbereichs der Produktion wäre die Wettbewerbsfähigkeit schon gesichert. Damit kann man sich auf einschlägigen Kongressen feiern lassen – aber interessiert das ihre Kunden? In diesem Artikel wird der eindeutigere Begriff Digitalisierung verwendet, der umfassender ist als Industrie 4.0.

Es ist nun eindeutig, dass im Konsumenten- und im geschäftlichen Bereich eine fortschreitende Digitalisierung stattfindet – und das schon sehr lange, zuletzt aber in zunehmender Geschwindigkeit. Aus Unternehmenssicht wirkt die Digitalisierung in drei Bereichen:

  1. Es entstehen neue Kundenbedürfnisse.
  2. Es werden neue Produkte und Services möglich.
  3. Es gibt neue Möglichkeiten, die Leistungserbringung im Unternehmen zu organisieren.

 

Industrie 4.0 im engeren Sinne umfasst somit nur einen Teilbereich des dritten Punkts. Für die Erarbeitung einer erfolgreichen Unternehmensstrategie müssen aber alle drei Bereiche beachtet werden.

Die umfassende Ausrichtung eines Unternehmens auf die beschleunigte Digitalisierung ist eine permanente Managementaufgabe, die man nicht an externe Berater delegieren kann. Das bedeutet, dass man unternehmensintern eine breite Kenntnis der grundlegenden Aspekte von Digitalisierung haben muss. Weiterhin sollte man die inhärenten Widersprüche verstehen, weil gerade die Bereiche, wo es kein eindeutiges richtig oder falsch gibt, für die erfolgreiche Umsetzung im eigenen Unternehmen von großer Wichtigkeit sind.

Lesen Sie nächsten Dienstag in Teil 2, welches die drei größten Spannungsfelder sind, die Sie beachten müssen.