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Anti-Fraud-Management in der Logistik: So schützen Sie sich

Die Kunden bestimmen inzwischen die Taktung der globalen Transport- und Logistikindustrie: Sie erwarten Flexibilität und schnelle Reaktionen, guten Service, beste Preise und Qualität sowie nachhaltige Konzepte. Immer effizienter, grüner und smarter sollen die Unternehmen arbeiten. Zugleich dürfen Wert und Werte nicht auf der Strecke bleiben: Risikomanagement und Compliance werden daher zum anspruchsvollen Balanceakt.

Es gilt: Wer seine Risiken gut kennt, wird nicht eiskalt überrascht. Gefahren lauern sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens. Die Gemengelage ist hochkomplex. So sind Informations- und Warenströme immer engmaschiger vernetzt und Outsourcing-Konzepte werden vorangetrieben.

Einige Beispiele:

•    Entlang der gesamten Transport- und Logistikkette wird vermehrt mit Drittparteien zusammengearbeitet. Aufgaben an Externe auszulagern, ist ein großer Trend unserer flexiblen Arbeitswelt, der jedoch auch hohe Risiken birgt. Gerade im Bereich der Logistik werden viele Leistungen unterbeauftragt.

•    Ebenso bietet diese dezentral organisierte Branche eine große Angriffsfläche für vermögensschädigende Delikte, beispielsweise durch eine gefälschte Finanzberichterstattung eines Tochterunternehmens, um Verluste zu schönen. Aber auch Delikte wie Untreue und Unterschlagung durch Führungskräfte nehmen stetig zu.

•    Viele Unternehmen sind außerdem anfällig für Korruption und Bestechung im grenzüberschreitenden Warenverkehr. Häufig kommt es zur unerlaubten Gewährung von Vorteilen wie Zahlungen oder Geschenken an ausländische Amtsträger: Sie verlangen Schmiergeld, bevor sie Genehmigungen oder Lizenzen erteilen.

Trotz alledem sehen sich 30 Prozent der Manager geradezu gezwungen, in Märkte mit höherem Risiko zu expandieren. Der Druck auf Mitarbeiter und Margen steigt. Unternehmensintern sind finanzielle und individuelle Ziele ambitioniert formuliert. Zu diesem Ergebnis kommt die Untersuchung „Bleiben Integrität und Compliance bei Ihnen auf der Strecke?“ von Ernst & Young.

Bedrohungen kennen

Betrugsfälle kosten weltweit Unsummen – geschätzte 1,5 Billionen US-Dollar, wie die Süddeutsche im Mai 2016 schrieb.  Es drohen Freiheits- oder Geldstrafen für Geschäftsführer oder Aufsichtsräte, Schadenersatzpflichten gegenüber Mitarbeitern, Aktionären oder Geschäftspartnern sowie ein nicht zu unterschätzender Imageschaden und Reputationsverlust. Eine mögliche Folge ist auch die Suspendierung von öffentlichen Ausschreibungen.

Um vorzubeugen, hilft nur strukturiertes Handeln. Es gilt, sich mit den individuellen Bedrohungen eines Unternehmens in der Transport- und Logistikindustrie auseinanderzusetzen – hinsichtlich der Integritätsrisiken entlang der Transport- und Logistikkette, im Vertragsmanagement oder in der Abwicklung.

Klare Anzeichen für betrügerisches Verhalten sind beispielsweise, wenn Anbieter oder Dienstleister ohne dokumentiertes Verfahren ausgewählt werden oder es regelmäßig ungewöhnliche Zahlungsmuster gibt. Hilfreich ist es auch, Beschwerden oder anonymen Hinweisen zu folgen. Einige Unternehmen verschweigen kriminelle interne Vorgänge, weil sie negative Medienberichte fürchten.

Wie kann man vorbeugen?

So unterschiedlich die Delikte sein können, so ähnlich sind die wesentlichen Präventionsmaßnahmen wie das 4-Augen-Prinzip für alle Finanzaktionen, klar getrennte Funktionen innerhalb eines Unternehmens oder das Sensibilisieren von Mitarbeitern durch Schulungen und Trainings. Prävention fängt früh an: So beschäftigt ein US-Zusteller in Deutschland einen Fraud-Manager, der Mitarbeiter über Gefahren aufklärt.

Bei deutlichen Verdachtsmomenten müssen verantwortliche Aufsichts- und Führungsgremien deren vollumfängliche Aufklärung ermöglichen – auch bei Sonderuntersuchungen zusammen mit internationalen Strafverfolgungs-, Justiz- und Regulierungsbehörden. Das erfordert nicht nur langjährige Erfahrung und neueste forensische Technologien, sondern auch Fingerspitzengefühl für das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld, in dem sich Transport- und Logistikunternehmen bewegen.

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es im Anti-Fraud-Management? Diese Frage lässt sich sicher nicht einfach so beantworten – werden doch je nach Betrugsfall ganz unterschiedliche juristische Teilbereiche berührt. Hier zahlt es sich aus, wenn ein Team von Fraud-Spezialisten den Vorfall untersucht.

Angesichts der steigenden Zahl von Kooperationen, Fusionen, Übernahmen und Teilverkäufen von Sparten nutzen sie Methoden wie die folgenden:

•    Anti-Fraud- und Compliance-Rahmenwerke zur Umsetzung bei Geschäftspartnern

•     gezielte Compliance-Geschäftspartnerprüfungen oder auch Compliance-Checks bei Unternehmenstransaktionen

•    anlassbezogene Hintergrundrecherchen

•    IT-gestütztes Anti-Fraud-Management und Compliance-Prüfungen

•    On-Site Visits und Compliance-Audits

•     risikoorientierte Begleitung und Nachbereitung von Transaktionen in einer Compliance-Post-Merger-Integration

In die Zukunft investieren

Es gibt so gut wie keine Form von Fraud, mit der sich ein Transport- und Logistikunternehmen nicht konfrontiert sieht. Mit den vielen logistischen Prozessen und dem rasanten Wachstum steigen auch die Risiken. Durch schärfere lokale Antikorruptionsgesetze und immer aktivere Strafverfolgungsbehörden drohen den Unternehmen nicht nur Reputations-, sondern auch erhebliche finanzielle Schäden. Darüber hinaus werden vermehrt Führungskräfte für Verfehlungen persönlich haftbar gemacht.

Anti-Fraud-Management wird immer wichtiger. Unbestritten dabei: Gute Vorbeugung ist schlussendlich günstiger als monatelange Untersuchungen. Kaum ein Unternehmen kann alle Teilbereiche perfekt abdecken. Im Ernstfall hilft ein analysestarkes Team aus Wirtschaftsprüfern, Juristen, Kriminalisten und IT-Spezialisten. Es greift bei der Aufklärung von Wirtschaftsdelikten auf ein weltweites Netzwerk zurück. Wo anfangs nur eine vage Ahnung herrscht, entstehen so Transparenz und eine effiziente Strategie.

Kartellabsprachen in der Logistik – Ein existenzgefährdendes Risiko

Harter Preiskampf und weiter steigende Anforderungen der Stakeholder – angesichts dessen wünschen sich die Akteure der Transport- und Logistikbranche manchmal schlichtweg, zaubern zu können. Denn es wird immer schwerer, Kundenversprechen wie „just in time“ zu halten und dabei wettbewerbsfähig zu bleiben. Unlautere Maßnahmen wie Kartellabsprachen wirken gerade dann besonders verlockend. Doch sie haben schwerwiegende Folgen.

„Kartellstrafen für neun Reedereien“, „Luftfracht: 776 Millionen Strafe für Kartell“, „Kartellstrafe gegen Car Carrier“, „Verdacht auf Bunker-Kartell“ oder „Linienreedereien geraten ins Visier der US-Kartellwächter“: Die Medienberichte erwecken den Anschein, dass Absprachen in der Transport- und Logistikbranche fast zum Tagesgeschäft gehören. Was vielfach über lange Jahre gut ging, holt etliche Beteiligte jetzt ein. Während die Bußgelder für andere Fehltritte vergleichsweise moderat erscheinen, drohen bei kartellrechtlichen Vergehen Zahlungen von bis zu 10 Prozent des Konzernumsatzes. Im schlimmsten Fall setzen Unternehmen also ihre eigene Existenz aufs Spiel. Mitunter geschieht dies unbewusst durch kartellrechtlich bedenkliches Verhalten gegenüber Wettbewerbern oder Lieferanten und Abnehmern sowie durch den Missbrauch ihrer marktbeherrschenden Stellung.

Neben beträchtlichen Bußgeldern drohen Reputationsschäden und Schadensersatzforderungen. Wie im sogenannten Lkw-Kartell: Ende 2017 verklagten knapp 3.200 Unternehmen die Kartellanten, um Schadensersatzansprüche von mehr als 500 Millionen Euro geltend zu machen. Wenige Tage zuvor reichten die Deutsche Bahn, die Bundeswehr sowie weitere 40 Unternehmen ebenfalls Klage ein, u. a. gegen MAN und Daimler. Somit spielt die kartellrechtliche Compliance zu Recht eine immer zentralere Rolle innerhalb der Unternehmen; sie ist eines der Top-Themen von Geschäftsführern.

Verbotenes Verhalten in einer Risikobranche

Grundsätzlich hat die Transport- und Logistikbranche mit ihrer komplexen Struktur und dezentralen Organisation eine besonders hohe innere Kriminalitätsrate. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit ist groß, von einem Kartell geschädigt worden zu sein oder künftig geschädigt zu werden. Laut Bundeskartellamt führen die Absprachen zu überhöhten Preisen, nämlich um etwa 15 Prozent. Dabei sind internationale Absprachen, an denen Anbieter aus mehreren Ländern beteiligt sind, in der Regel schädlicher als rein nationale Kartelle. International liegt der durchschnittliche kartellbedingte Preisanstieg bei etwa 18 Prozent.

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Überall kann es dubiose Abmachungen geben, das zeigen aktuelle Beispiele. Im Containertransport in den Seehäfen Hamburg, Bremen und Bremerhaven wurden illegale Preisabsprachen unter Wettbewerbern aufgedeckt. Ein „Stauzuschlag“ machte hier stutzig: Nachdem diese Gebühr von mehreren Unternehmen gemeinsam angekündigt worden war, kamen die Ermittler dem dahinterliegenden Kartell auf die Schliche. Auch einige Luftfrachtdienste wollten dem Preisverfall entgegenwirken, indem sie Kerosin- und Sicherheitszuschläge abstimmten.

Anfang 2017 erschienen FBI-Fahnder ohne Voranmeldung beim Treffen des „Box Club“, der die Spitzen der weltweiten Top-Reedereien versammelt. Den Vorstandschefs überreichten sie Schreiben, die über Ermittlungen wegen des Verdachts auf unerlaubte Preisabsprachen informierten.

Wer auffliegt, verliert nicht nur Geld

Diese Verfahren machen deutlich, wie gefährdet die Transportbranche ist. Zwangsläufig führen die enge Vernetzung der Marktteilnehmer untereinander und der hohe Zeit- und Kostendruck zu einem erhöhten kartell- und wettbewerbsrechtlichen Risiko – einem Risiko, das vielfach unterschätzt wird. Nicht nur die Öffentlichkeit ist in Sachen Compliance zunehmend sensibel geworden, auch die Rechtslage hat sich verschärft. Wettbewerbsbehörden wollen Schadensersatzansprüche privatrechtlich durchsetzen. Unternehmenswerte sind durch Geldbußen, Gewinnabschöpfung und massive Reputationsschäden bedroht.

Wer durch das wettbewerbswidrige Verhalten eines Kartells benachteiligt wurde, kann auf Schadensersatz klagen. Millionenzahlungen drohen, ebenso wie der Ausschluss von öffentlichen Aufträgen. Schützen kann sich nur, wer nachweislich angemessene Maßnahmen gegen derartige Praktiken ergreift. Die vielfältigen Möglichkeiten sollten zur jeweiligen Branche, Unternehmenskultur und Unternehmensgröße passen: Dazu gehören meist eine gezielte Risikoanalyse, die Schulung von Mitarbeitern, klare Warn- und Kontrollsysteme sowie Kartellrechts-Audits. Täter müssen mit unternehmensinternen Konsequenzen rechnen.

Effektive Compliance-Maßnahmen und verständliche Regelwerke helfen dabei, Verstöße zu verhindern. Kommt es dennoch dazu, bilden sie die Grundlage, um Vorgänge schneller aufklären und abstellen zu können. Wird die Beteiligung des Unternehmens an einem Kartell durch solche Maßnahmen verhindert bzw. gestoppt, lassen sich oftmals ein millionenschweres Bußgeldrisiko, ein erheblicher Imageschaden und eine empfindliche Schadensersatzhaftung vermeiden. Um Schaden vom Unternehmen fernzuhalten, ist also ein angemessenes Compliance-System nicht nur eine Option, sondern eine Verpflichtung.

Darüber hinaus belohnt die Bonusregelung des Bundeskartellamtes wirksame unternehmensinterne Kontroll- und Aufklärungsmechanismen. Das frühzeitige Entdecken bzw. Aufklären eines Verstoßes durch solche unternehmensinternen Mechanismen spart zudem viel Geld: Es kann zu einem völligen Erlass oder einer Reduktion von bis zu 50 Prozent der Geldbuße führen. Trotzdem darf dabei nicht ausgeblendet werden, dass die zivilrechtlichen Ansprüche der Geschädigten wie im Lkw-Kartell um ein Vielfaches höher sein können. Daher empfiehlt sich, den Fokus auf die Vermeidung solcher Verstöße zu legen. In vielen Fällen war den Beteiligten nicht klar, dass ihr Tun und Handeln illegal war. Denn das komplexe Kartellrecht erscheint vielen Mitarbeitern fast undurchdringlich. Hier kommt gerade auch den Compliance-Trainings eine Schlüsselrolle zu.

Verstöße wird es weiter geben

Der Preis- wie auch der Konsolidierungsdruck halten Logistiker und Transporteure auf Trab. In diesem Umfeld geht es darum, Unternehmenswerte vor Schäden zu schützen. Vergehen wie systematische Kartellabsprachen sind nicht nur ein finanzielles Risiko, auch die Reputation eines Unternehmens wird stark geschädigt. Mit Blick auf die aktuellen nationalen wie auch internationalen Verfahren ist anzunehmen, dass auch künftig illegale Absprachen in der Transport- und Logistikbranche aufgedeckt werden. Nur wer frühzeitig ein wirksames Compliance-System mit einem Fokus auf den richtigen Risikobereichen implementiert – gestützt von Führungskultur und regelmäßigen Schulungen –, kann sich vor Strafzahlungen, Rufschädigung und dem Ausschluss von öffentlichen Aufträgen schützen.

Hackerangriffe – Transporteure und Logistiker steuern dagegen

„Hacker halfen Drogenschmugglern beim Containerklau“, titelte das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Der Fall war so spektakulär wie raffiniert: Kriminelle heuerten Hacker an, die sich in die Systeme von zwei Logistikdienstleistern einklinkten. Bei scheinbar unverdächtigen Sendungen, etwa Bananen oder Holz, mogelten die Kriminellen jahrelang Heroin und Kokain aus Südamerika unter die Fracht. Die Hacker halfen dann, genau diese Container im Hafen Antwerpen wiederzufinden und zu stehlen.

Ein solcher Coup wäre unmöglich ohne den heutigen verknüpften Material- und Datenfluss – und seine Schwachstellen. Wo Funkchips (RFID) selbstständig Daten senden, können nicht nur Hersteller und Transporteure herausfinden, wo sich ihre Ware gerade befindet.

Aus ehemals staatlichen Unternehmen wurden weltweit tätige Transport- und Logistikdienstleister. Die Digitalisierung macht vieles einfacher, schneller, präziser und effizienter. In der Euphorie wird oft vernachlässigt, dass mit den neuen Potenzialen neue Risiken auftauchen.

Eine dieser Gefahren heißt Wirtschaftsspionage: Vertrauliche Daten können ausgespäht werden. Nicht allein von Erpressern oder Drogenhändlern, wie im Fall Antwerpen. Immer öfter wird u.a. aus Fernost versucht, das Geschäft der Konkurrenten zu sabotieren oder relevantes Wissen zu stehlen. Die Angreifer sind meist staatlich beauftragt, gut organisiert und technisch hochgerüstet.

Vielen fehlt die richtige Agenda

Das Dilemma: Das Gros der Entscheider weiß um die neue Kartografie der Risikolandkarte, aber die wenigsten sichern sich ab, vor allem gegen Cyberkriminalität.

Die Auswirkungen wären enorm, wenn Hacker im großen Stil in den Bahn- und Luftverkehr eingreifen oder dort Daten stehlen. Konnten Einbrecher früher nur durch einige Türen oder Fenster ins Firmengebäude eindringen, bietet der digitale Fortschritt unendlich mehr Möglichkeiten für Kriminelle – jedes technische Gerät, das online ist, kann gehackt werden, sogar die Bordelektronik von Fahrzeugen oder Schiffen. Oder, um ganz simpel anzufangen: Mobiltelefone.

Völlig andere Anforderungen an Sicherheit

Wie sehen also wirkungsvolle Maßnahmen aus? Die schlechte Nachricht: Rundum-Sorglos-Pakete oder Komplettlösungen gibt es nicht. Jede Branche, Unternehmenskultur und IT-Infrastruktur verlangt individuelle Konzepte.

Die gute Nachricht: Lösungen liegen größtenteils schon in der Schublade. Zum Beispiel aus anderen Branchen, die sich quasi eine Epoche vorher mit Cyberkriminalität auseinanderzusetzen hatten. Wie Banken oder Regierungen. Der bemerkenswerte Paradigmenwechsel in der IT-Sicherheit geht weg von der Illusion, alles im Vorfeld verhindern zu können, hin zu schneller Erkennung und Reaktion.

Effektives Notfallmanagement

Was bedeutet das für die Praxis? Ein erster Schritt ist immer, die eigenen Risiken zu ermitteln, das Risk Assessment. Bevor man sich dann an spezifische Lösungen und Compliancesysteme wagt, helfen erste Maßnahmen wie zu hinterfragen, ob wirklich alles mit allem vernetzt sein muss. Schwachstellen wie die Fernwartung sollte man abschirmen und Sicherheitschecks für Lieferwege einführen. Wer sensible Daten, E-Mails und Festplatten von Mobilgeräten verschlüsselt, sichere Passwörter nutzt, Soft- und Hardware regelmäßig aktualisiert, hat den Basisschutz. Ganz wichtig ist auch ein Notfallplan mit klaren Strategien für den Ernstfall – Fachleute sprechen hier von DFIR-Readiness.

Natürlich macht es Sinn, solche punktuellen Ansätze in ein bestehendes Compliance-System einzubinden. Angefangen bei einer soliden Risikoanalyse bis hin zu anlassbezogenen Hintergrundrecherchen, IT-gestützten Integritätsscreenings und integrierten Compliance- und Cyber-Security-Systemen.

Die Signalwirkung ist groß, die von Deutschlands drittgrößtem Wirtschaftsbereich ausgeht. Was Logistiker und Transporteure jetzt richtig machen, wird Maßstäbe setzen. Gelingt es ihnen, die Fragen der Industrie 4.0 erfolgreich zu beantworten, werden weitere Branchen nachziehen. Es ist nicht abwegig anzunehmen, dass Autobauer erst dann wirklich in autonom fahrende Pkw investieren werden, wenn autonom fahrende Lkw oder Züge sicher und praxistauglich sind.

Mitarbeiter für das Thema sensibilisieren

Doch sollte man sich nicht blindlings auf die Technologie verlassen. Der menschliche Faktor ist entscheidend, vor allem wenn es um Fehlverhalten und Kriminalität geht. Jede Firewall ist nur so gut wie der Mensch, der sie pflegt. Umsichtiges Handeln zählt auch beim Gabelstaplerfahrer und Lagerarbeiter.

Klare Regelungen helfen: Wer darf im internen Netzwerk auf welche Daten zugreifen; wer hat Zutritt zu sensiblen Bereichen im Haus? Praxisnahe Schulungen der Mitarbeiter oder Integritätsscreenings von Bewerbern – für das Fahren von Geldtransportern – sind schon gängige Praxis.

Zentral ist auch, wie die Unternehmensleitung mit dem Thema Sicherheit umgeht, wie Transparenz, Integrität und Effizienz verstanden und gelebt werden. Mitarbeiter, die sich trauen nachzufragen, und die angstfrei auf Fehler hinweisen dürfen, sind der beste Schutz – selbst gegen neueste Formen von IT-Kriminalität oder Non-Compliance.

Wert und Werte schützen

Risikomanagement und Integrität dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Kriminelle wagen ungewöhnliche Wege. Deshalb lieber ganzheitlich denken: Cybersicherheit ist weit mehr als ein Technikthema. Schließlich dreht sich „gute“ Governance auch um menschliches Verhalten. Daran müssen Sicherheits- und Compliance-Verantwortliche im Industrie 4.0-Zeitalter denken.