Alle Beiträge von Stefan Dörfelt

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Supply Chain Management – Ohne Menschen fehlerfrei?

Das absolut perfekte Supply Chain Management (SCM) existiert bislang allenfalls als Traum. Einer Studie der Münchener Beratungsgesellschaft Emporias (Stand: November 2017) zufolge, klagt jeder zweite Manager aus der Industrie über Störungen und Fehler in der Lieferkette. Die Probleme ziehen sich dabei entlang der gesamten Supply Chain, finden sich in der Beschaffung ebenso wie im Transport oder der Auftragsabwicklung.

Mit Hilfe smarter, digital gesteuerter Logistik lassen sich viele dieser Probleme unzweifelhaft lösen. Dennoch bleiben Unwägbarkeiten, wie Rogelio Oliva und Noel Watson, Professoren der Harvard Business School (HBS), in einer umfangreichen Studie herausgearbeitet haben.

Die These der beiden Harvard-Professoren: das SCM berücksichtigt bislang viel zu wenig den Einfluss der Beteiligten auf den Ablauf der Supply Chains. Wenn die „Lieferkette hinkt“ und es zu Störungen und Fehlern in der Supply Chain kommt, sei das fast immer auf Dynamiken zurückzuführen, die letztlich durch den Faktor Mensch in der Lieferkette ausgelöst wurden, zumal selbst erfahrene Logistikmanager nicht durchweg rational handeln. Menschen sind fehlbar und stellen eben deswegen den größten Unsicherheitsfaktor in der Logistik dar. Supply Chain Manager, die dies anerkennen und bei ihrer täglichen Arbeit berücksichtigen, können die Effizienz ihrer Lieferketten klar verbessern.

Wer den Faktor Mensch berücksichtigt, stärkt die Leistungsfähigkeit von Supply Chains

Lieferketten weisen eine hohe Komplexität auf und sie zu steuern, bedeutet, viele Variablen (Lagerführung, Bestellungen, Transportmittel, etc.) gleichzeitig miteinander zu koordinieren. Hinzu kommt, dass dabei zumeist viele verschiedene Organisationen unter einen Hut zu bringen sind − oft sogar über Zeitzonen, Länder- und Sprachgrenzen hinweg.

Um diese Komplexität besser fassen zu können, unterscheiden Olivia und Watson zwischen strategischen und operativen Aktivitäten. Zu den strategischen Aktivitäten gehören u.a. die langfristige Kapazitätsplanung und die Netzwerkkonfiguration von Lagern, Distributoren und Einzelhandelsgeschäften. Beispiele für operative Aktivitäten sind die kurzfristige Bedarfsplanung (einschließlich Prognose- und Bestandsverwaltung), Produktion und Logistik.

Die von Olivia und Watson untersuchten wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema SCM gehen überwiegend von einem optimierenden Ansatz aus. Sprich: Die Mehrheit der Studien unterstellt, es gäbe ausschließlich „völlig rationale Entscheidungsträger“. Was in der Theorie durchaus sinnvoll ist, erweist sich spätestens in der Praxis als unzureichend. Selbst erfahrene Logistikmanager handeln schließlich nicht immer rational. Das ist jedoch kein Fehler im System, sondern schlicht eine weitere Variable mit der zu rechnen ist.

Menschen neigen zu Vereinfachungen

In der Realität agieren Manager nicht als völlig rational Handelnde. Es gilt, anzuerkennen wie Menschen mit Komplexität umgehen. Die Strategie dafür ist Vereinfachung: Komplexität minimieren, Problemräume einengen, die Zahl der Variablen senken. Entsprechend neigen auch Supply Chain Manager dazu, Entscheidungen so zu treffen, dass sie schon den Input der Daten möglichst gering halten. Zudem verwenden sie vereinfachende Lösungsansätze („Shortcuts“), um zu Entscheidungen zu kommen. So schaffen sie es zwar, das hochkomplexe Koordinierungssystem Supply Chain zu steuern, die Ergebnisse ihrer Entscheidungen sind jedoch oft nur „suboptimal“ – und damit die Ursache für Unwirtschaftlichkeiten von Lieferketten.

Menschen stellen stets Prognosen an, was zu Verzerrungen führt

Olivia und Watson verwenden für dieses Phänomen den in den Wirtschaftswissenschaften gängigen Begriff Bias. Gemeint sind damit Verzerrungen oder Verfälschungen, die durch falsche Annahmen entstehen. Olivia und Watson deuten den Begriff aber auch im alltagssprachlichen Sinn.

Das englische Wort „bias“ kann im Deutschen auch mit „Neigung“, “ Vorliebe“ oder „Voreingenommenheit“ übersetzt werden. Persönliche, individuelle „Neigungen“ oder „Vorlieben“ beeinflussen Entscheidungen und Prognosen, die Menschen darüber anstellen, wie andere Menschen sich verhalten werden. Wer beispielsweise dazu neigt, Konflikten aus dem Weg zu gehen, wird Partner über mögliche Probleme eher spät (oder sogar gar nicht) informieren.

Die „Bias“, die jeder einzelne Beteiligte dadurch in die Lieferkette einbringt, beeinflusst daher auch die Effizienz der Supply Chain im Gesamten. Denn jede Prognose löst ihrerseits weitere Prognosen darüber aus, wie andere Beteiligte der Supply Chain sich verhalten werden. Doch damit ist längst noch nicht der gesamte Rahmen an möglichen Verhaltensdynamiken innerhalb einer Supply Chain beschrieben. Jedes SCM muss ein System wählen, mit dessen Hilfe die Beteiligten einander koordinieren. Dieses wird in der Regel so gewählt, dass es zwar Verzerrungen berücksichtigt, allerdings auch zugleich versucht, diese zu kompensieren. Auf diese Kompensierungsversuche stellen sich wiederum alle Bete iligten ein. Jedes Koordinierungssystem löst daher auch selbst neue Verhaltensdynamiken aus, die ebenfalls beeinflussen, zu welchen Lösungswegen die Beteiligten tendieren, um Entscheidungen zu treffen.

Beispiel Bullwhip-Effekt

Diese mehrfach ineinander verschachtelten Verhaltensdynamiken erklären nicht nur das Zustandekommen von Fehlern und Störungen innerhalb von Supply Chains, sie sind auch der Schlüssel zur Beseitigung der daraus erwachsenden Ineffizienz solcher Systeme. Ein Beispiel dieser Ineffizienz ist etwa der Bullwhip-Effekt.

Bezeichnet wird damit das Phänomen, bei dem bereits eine gering veränderte Endkundennachfrage ausreicht (= auslösende Verhaltensdynamik), um Bestellmengen und Lagerbestände in der nachfolgenden Lieferkette zu großen Schwankungen aufzupeitschen (= nachfolgende Verhaltensdynamik). Bildlich gesprochen, füttert sich das System gewissermaßen selbst. Vermeiden lässt sich der Effekt am ehesten dann, wenn die ihm zugrunde liegende Verhaltensdynamik frühzeitig erkannt wird.

Mit anderen Worten: wer lernen will, besser mit dem menschlichen Faktor im SCM umzugehen, muss lernen, sich und sein Tun selbst beständig zu hinterfragen. Die Hilfe Dritter, eine Art Supervision, sollte dabei willkommen sein. Schließlich erkennen wir Menschen die Fehler anderer meist leicht. Die eigenen Fehler dagegen übersehen wir nur zu gern.

Die Digitalisierung allein kann diese Probleme nicht lösen

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass sich der (Fehler verursachende) Faktor Mensch im SCM durch die Digitalisierung nicht auflösen wird. Da der Mensch trotz aller IT-Lösungen und Optimierungsalgorithmen aus der Supply Chain nicht vollständig verschwinden wird, werden die oben beschriebenen Verhaltensdynamiken auch erhalten bleiben. Wer sie in sein SCM miteinbezieht und lernt, sie frühzeitig zu erkennen, um gegensteuern zu können, verschafft sich letztlich damit Wettbewerbsvorteile.

 

Leerkilometer und Leerfahrten – Wie man sie reduziert und vermeidet

2016 lag in Deutschland der Anteil der Leerfahrten am gesamten LKW-Verkehr mit 151 Millionen bei rund 58,5 Prozent, der Anteil an Leerkilometern immerhin noch bei rund 23 Prozent mit 6,5 Milliarden. Der Blick auf den langjährigen Trend zeigt, dass die Zahl der Leerkilometer zwar Ende der 90er zurückging; seit 2008/09 steigt deren Anteil jedoch wieder an. Der wichtigste Grund dafür ist das stetig anwachsende Güterverkehrsvolumen, das zum größten Teil vom LKW-Verkehr getragen wird. Nur noch acht Prozent der Gütertonnage werden auf der Schiene transportiert. Etwa 80 Prozent der Güter (rund drei Milliarden Tonnen) rollen jährlich auf Lkws über deutsche Straßen.

Wie Leerfahrten entstehen

Leerfahrten sind eine natürliche Folge von Güterströmen, die sich aufgrund wechselnder und ungleich verteilter Nachfragen ergeben. Waren werden in aller Regel zu Lager- oder Umschlagspunkten geliefert, an denen es keine Möglichkeit gibt, den LKW mit einer Rückbefrachtung zu versehen. Anders formuliert: der Empfänger der Hinfracht wird nur selten zum Absender der Rückfracht. Der LKW muss daher erst eine bestimmte Strecke leer fahren, um erneut Fracht zu laden.

Wer Netzwerkeffekte nutzen kann, minimiert Leerfahrten

Bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen hängt ihr Nutzen von der Anzahl der Konsumenten ab: Je mehr Menschen über das gleiche Netzwerk verfügen, desto höher ist der Produktnutzen. Auf solche Netzwerkeffekte bauen auch Transportnetzwerke. Je größer ein Transportunternehmen ist und je mehr LKWs, Frachtführer und Verlader am Netzwerk beteiligt sind, desto besser stehen die Chancen, Leerfahrten zu vermeiden oder zumindest Fahrten ohne Fracht stark zu verkürzen.
Um das besser zu verstehen, hilft es, sich das Prinzip der logistischen Quellen und Senken zu vergegenwärtigen. Logistische Quellen sind Orte oder Regionen, an denen mehr Transporte starten als enden; Senken sind Orte, an denen mehr Transporte münden als beginnen. Stehen jeweils nur wenige Quellen und Senken miteinander in Verbindung, fehlt es schlicht an Möglichkeiten, das Ungleichgewicht zwischen Quellen und Senken auszugleichen. Leerfahrten mit vielen Leerkilometern sind die Folge. Liegen Quellen und Senken dagegen eng beieinander, gibt es entsprechend auch mehr Lade- bzw. Entlademöglichkeiten. Der Leerfahrtenanteil lässt sich durch diesen Netzwerkeffekt daher wirkungsvoll reduzieren. Diese Überlegungen verdeutlichen auch, weshalb die hohe Anzahl an kleinen Transportunternehmen in Deutschland (mit zumeist weniger als 10 Fahrzeugen) zu vielen Leerfahrten führt. Größere Unternehmen haben nicht nur mehr LKWs auf den Straßen, sie haben auch mehr Kunden und damit automatisch auch mehr Quellen und Senken, die zur Vermeidung von Leerfahrten genutzt werden können. Gerade für kleine und mittelständische Transportunternehmen lohnt sich daher der Anschluss an Transportnetzwerke besonders. Sie kommen dadurch in den Genuss von Netzwerkeffekten (sowie Mengeneffekten), die sonst nur den ganz Großen der Branche vorbehalten blieben. KMUs der Straßenlogistik können die Zahl ihrer Leerfahrten damit effektiv minimieren.

Kabotage zur Vermeidung von Leerfahrten

Als Kabotage werden Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes verstanden, die von ausländischen Verkehrsunternehmen erbracht werden. Einheimische Frachtführer und Transportunternehmer betrachten das Thema Kabotage meist nur unter dem Blickwinkel unerwünschter (und durch niedrigere Löhne meist auch günstigerer) Konkurrenz. Für die EU-Kommission ist Kabotage dagegen eine Möglichkeit, die Zahl der Leerfahrten zu minimieren. Erlaubt sind Kabotage-Fahrten gemäß EU-Verordnung Nr. 1072/2009 Artikel 8, Absatz 2 beispielsweise dann, wenn im Zuge eines grenzüberschreitenden Transports innerhalb des EU-Mitgliedstaats noch drei weitere Kabotagebeförderungen innerhalb von sieben Tagen durchgeführt werden. Bezogen auf das Thema Leerfahrten ist diese Regelung sicherlich sinnvoll. Schließlich kann auf diese Weise die Rückfahrt genutzt werden, um weitere Fracht(en) zu transportieren.
Die Probleme der Kabotage liegen im Detail. Zum einen müssen Frachtführer bei Überprüfungen stets vorweisen können, dass ihre Kabotage-Fahrt auch erlaubt ist. Bei Verstößen werden Strafzahlungen fällig. Mitunter reicht es dafür aus, dass beim Transport eine Ladung aus mehreren Frachten besteht: Lädt beispielsweise ein LKW nach der Auslieferung der Güter im Zielland auf dem Rückweg drei Frachten, die jedoch nach einer Teilstrecke wieder entladen werden, darf er keine weiteren Frachten mehr transportieren. Der Rückweg müsste dann komplett als Leerfahrt durchgeführt werden.
Zum anderen kommen zahlreiche länderspezifische Regelungen hinzu. So muss in Deutschland der hier geltende Mindestlohn gezahlt werden und seit Sommer 2017 darf die Wochenruhezeit nicht im LKW verbracht werden. Viele Auftraggeber scheuen daher davor zurück Kabotage-Fahrten zu beauftragen. Für die Reduzierung von Leerfahrten innerhalb der EU wäre daher eine Angleichung der Richtlinien und Sozialvorschriften sinnvoll. Nicht zuletzt würde die Umwelt auch davon profitieren.

Bessere Daten, weniger Leerfahrten

Mithilfe der Digitalisierung können Leerfahrten minimiert werden. Wer Logistikdaten kontrolliert, schafft nicht nur eine bessere Vernetzung von Frachtführern und Verladern, sondern steuert zugleich detailliert alle wichtigen Logistik-Schritte. Digitales Tracking & Tracing etwa ermöglicht das Erheben von Echtzeitinformationen über Ankunftszeiten, Ladekapazitäten, Verspätungen und ähnliches. Selbst kurzfristig freiwerdende Kapazitäten können so online angeboten und ebenso kurzfristig gebucht werden. Die oben beschriebenen Quellen und Senken rücken – bildlich gesprochen – durch den Datenfluss in Echtzeit noch enger zusammen. Das Netzwerk zwischen Frachtführern und Verladern wird verdichtet, die Netzwerk- und Mengeneffekte intensiviert und die Zahl der Leerkilometer effektiv reduziert.

Lkw-Parkplatznot: Wie Algorithmen das Problem lösen könnten

Dass die Lkw-Parkplatznot 2017 noch immer ein Thema ist, könnte ein Skandal sein. Tatsächlich wurde und wird jedoch einiges zur Lösung der Parkplatzknappheit getan. Aufgrund des anhaltenden Booms im Lkw-Güterverkehr, hält die Zahl neuer Parkplätze einfach nicht Schritt mit dem stetig steigenden Bedarf. Gefragt sind daher neue Ansätze. Die Digitalisierung bietet sie.

Ursachen der Lkw-Parkplatznot

Im März 2008 standen entlang der Bundesautobahnen 46.400 Lkw-Parkstände zur Verfügung, davon 28.500 auf Rastanlagen und  17.900 auf privat betriebenen Autohöfen. Dennoch fehlten in Deutschland laut Auskunft der Bundesregierung bis 2015 mindestens 21.000 Lkw-Parkplätze. Die Prognosen zum Wachstum des bundesweiten Lastwagen-Güterverkehrs sind seither noch weiter gestiegen. Um satte 39 Prozent soll der Lkw-Güterverkehr in den Jahren 2010 bis 2030 wachsen. Wirklich verlässliche Zahlen hat niemand. Gewiss ist eigentlich nur: der Bedarf an Lkw-Parkplätzen steigt stetig. Immerhin wurden zwischen 2008 und 2014 bereits 13.000 neue Lkw-Parkmöglichkeiten in Deutschland geschaffen und nahezu alle Bundesländer bauen weiter an neuen Stellflächen, auf denen Lkw-Fahrer ihre Ruhezeiten einhalten können. Die jüngste Verschärfung der Bußgeldregelung für Ruhezeiten im Lkw, die das Verbringen der Wochenruhezeit im Lkw untersagt, hat die Situation jedoch noch weiter verschärft.

Mitunter kommt es vor, dass Lkw-Fahrer bis zu sechs Parkplätze oder Autohöfe anfahren, ehe sie etwas halbwegs Passendes finden. Geparkt wird in der Not auf Standstreifen, Pkw-Parkplätzen oder in Einfahrten. Ist die Parkplatzwahl für andere Verkehrsteilnehmer nicht erkennbar gefährlich, duldet die Polizei die Wild- und Falschparkerei meist. Anders ist der Situation nicht mehr Herr zu werden. Die Devise aller Beteiligten lautet schon lange nur noch: Augen zu und durch, es wird schon irgendwie gut gehen.

Durch Baulösungen allein ist der Lkw-Parkplatznot nicht beizukommen

Die naheliegende Lösung für den Mangel an Lkw-Parkplätzen lautet sicher: mehr Parkplätze bauen! Die Forderung fällt leicht, solange man nicht auf „Details“ wie fehlenden Baugrund achten muss. Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen hatte für ihre Kleine Anfrage zur Parkplatzknappheit 2011 errechnet, dass 30.000 neue Lkw-Stellplätze einen Flächenbedarf von 600 Fußballplätzen mit sich bringen. Da sich der Bund meist wenig großzügig beim Kauf von Flächen für den öffentlichen Bedarf zeigt, zieht sich der Erwerb neuer Grundstücke in der Regel in die Länge. Eine schnelle Lösung der Lkw-Parkplatzknappheit ist durch den Bau neuer Stellplätze daher kaum zu erwarten.

Die aktuelle Lkw-Parkplatznot ist auch Ausdruck mangelnder Digitalisierung

Das Fatale der derzeitigen Lkw-Parkplatznot ist, dass bereits seit Jahren digitale Konzepte existieren, mit deren Hilfe sich die Situation spürbar verbessern ließe. 2012 veröffentlichte EasyWay, eine halb-öffentlich, halb-private Initiative zur Förderung von Intelligenten Transportsystemen (ITS), den Entwurf zu einer Studie über „Intelligentes und sicheres Lkw-Parken“. Der Entwurf setzt vor allem auf zwei Lösungen:

  • Die Entwicklung von digitalen Parkleitsystemen, die Fahrer zu den für sie besten Lkw-Parkflächen führen
  • Reservierungssysteme für Lkw-Parkstände

Ins quasi gleiche Horn stößt eine Studie der Universität Duisburg-Essen, die zusammen mit der IHK Niederrhein nach Lösungen des Problems für Kommunen, Verkehrswirtschaft und belieferte Unternehmen sucht und im Oktober 2017 veröffentlicht werden soll. Ein Ergebnis der Studie wurde bereits bekannt gegeben: die auf dem Markt existierenden Parkplatz-Apps funktionieren nur unzureichend. Viel zu häufig werden die Fahrer an ungeeignete Standorte gelotst. Es fehlt die notwendige Datenbasis.

Lösungsansatz: Kompaktparken

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BAst) betreibt seit Anfang 2016 auf der Rastanlage Jura-West (auf der A3 zwischen Nürnberg und Regensburg) eine Pilotanlage ihres Konzeptes zum Telematischen Lkw-Kompaktparken. Die Idee dahinter ist relativ simpel: Lkw würden weniger Platz verbrauchen, wenn sie in einer Reihe hintereinander parken könnten. Derjenige, der als erster den Parkplatz wieder verlassen muss, steht vorn in der Reihe.
Dafür müssten die Lkw-Fahrer jedoch wissen, auf welchem Parkplatz sie wann wieder abfahren können. So entscheiden sie sich für die Parkreihe, die mit ihrer geplanten Abfahrtszeit übereinstimmt. Die Abfahrtszeiten werden auf dynamischen Anzeigen über den Parkreihen angezeigt. Lasersensoren registrieren die jeweilige Belegung.
Künftig könnte das System auch dazu genutzt werden, Lkw-Parkplätze zu reservieren. Die Reservierung könnte vom Logistikunternehmen oder unterwegs vom Fahrer selbst vorgenommen werden.

Lösungsansatz: Intelligente Verkehrsleitsysteme

Die positive Wirkung des Kompaktparkens auf die Lkw-Parkplatznot ließe sich noch weiter steigern, wenn ein Datenaustausch über Parkplatzkapazitäten möglich wäre.
Das Bundesministerium für Verkehr und die BAst haben mit dem Mobilitätsdaten-Marktplatz (MDM) u.a. auch dafür eine Metadaten-Plattform geschaffen, die sowohl für öffentliche wie private Anbieter entsprechende Daten zur Verfügung stellen kann.

SAP hat in Zusammenarbeit mit Bosch bereits einen virtuellen Lkw-Park-Marktplatz entwickelt. Mithilfe des Systems ist es nicht nur Lkw-Fahrern oder Speditionen möglich, im Voraus einen Parkplatz zu reservieren. Das System soll auch das Angebot möglicher Parkflächen erweitern. Firmen mit eigenen Parkplätzen könnten dann Parkflächen, die abends und nachts nicht genutzt werden, über das System vermieten. Das wäre vor allem für Lkws mit teurer Fracht interessant. Sie könnten dann gezielt bewachte Parkplätze ansteuern, um so die Gefahr von Lkw-Diebstählen zu minimieren.
Von der Buchungsplattform würden auch Autohöfe profitieren, da sie Speditionen ebenfalls die Möglichkeit bieten, über ein virtuelles Ticket den Parkplatz zu reservieren, zu tanken und andere Leistungen bargeldlos zu bezahlen.

In Logistik investieren – Ein offener Brief an die Politik

Vom 25. – 27. Oktober fand der 34. Deutsche Logistik-Kongress in Berlin statt. Mit dem Motto “Neues Denken – Digitales leben” stand er ganz im Zeichen der Digitalisierung der Logistik, was die Priorität dieser Entwicklung deutlich untermalt. Der BVL-Vorstandsvorsitzende Raimund Klinkner betonte in seiner Eröffnungsrede: „Logistik sichert unseren Wohlstand, ist erfolgsrelevant und trägt unmittelbar zum Ergebnis aller Wirtschaftsbereiche bei. Sie ist Treiber des digitalen Wandels und ihr kommt eine hohe Verantwortung zu – gesellschaftlich, volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich.“ Daher repräsentiert sie einen wichtigen Aspekt um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu gewährleisten.

Der Prozess der Digitalisierung ist sicherlich kein leichter und hat Auswirkungen auf alle Bereiche der Logistik. Neue Technologien ziehen mit Industrie 4.0 ein. Zeitgleich wächst der Wettbewerb im Ausland. Diesen Entwicklungen muss sich die Transportlogistik schon heute stellen. Um dies zu schaffen, forderte der BVL nachhaltige Investitionen in einem offenen Brief an die Politik. Einerseits betrifft das Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, damit die Lkw-Logistik effektiv fließen kann. Andererseits betrifft dies auch immer mehr die Geschwindigkeit des digitalen Datenverkehrs – ein massiv wachsendes Anliegen im digitalen Wandel.

Ein weiteres, viel diskutiertes Anliegen ist der wachsende Bedarf an motivierten und qualifizierten Mitarbeitern in der Logistikindustrie. Dieses Problem zu lösen ist laut BVL-Vorstandsvorsitzendem Raimund Klinkner notwendig, da er sonst negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft über die nächsten Jahre erwartet. Neben Ausbildungsangeboten und Informationskampagnen muss man hier aber ebenfalls an den Rahmenbedingungen der Lkw-Fahrer ansetzen. Die niedrige Entlohnung, wachsende Parkplatznot und neuen Regularien erschweren dieser Berufsgruppe den Alltag – von der fehlenden Work-Life Balance gar nicht zu sprechen. Hier herrscht Handlungsbedarf.

Die im September 2017 erschienene Studie „Digitale Konkurrenz im Transportmarkt – Freund oder Feind?“ der Agentur Herzig Marketing und des VVWL fand heraus, dass 56% der befragten Spediteure eine Bedrohung in der “Digitalen Konkurrenz” sehen, welche aus unterschiedlichen Geschäftsmodellen wie Online-Speditionen, Frachtenbörsen und Preis- sowie Buchungsportalen besteht.

Wir schließen uns Raimund Klinkner in dem Punkt an, dass die Digitalisierung als Chance und nicht Gefahr gesehen werden soll: „Neues denken, Digitales leben: Das bedeutet, Digitalisierung nicht als technologisches Konzept zu verstehen, sondern in ihr den intelligenten Treiber für Veränderungen zu sehen – und sie tatsächlich in der betrieblichen Praxis umzusetzen“. Und in dieser Umsetzung wollen wir als Logistiker aktiv mitwirken und Kooperationspotenziale aufzeigen.

Klimafreundliche Logistik – Welche Möglichkeiten gibt es?

Der Fortschritt in den letzten 150 Jahren verdankt sich zu einem Großteil der Energiegewinnung durch kohlenstoffhaltige Substanzen wie Kohle, Öl und Gas. Ihre Verbrennung setzt das farb- und geruchlose CO2 frei. Zum Problem wird Kohlendioxid in der Atmosphäre, denn steigt zu viel davon auf, wirkt es als Treibhausgas – und  verhindert dann, dass die Wärmestrahlung der Erde entweichen kann.

2013 war der Ausstoß auf gewaltige 36 Mrd. Tonnen angewachsen. Zugleich stieg die globale Durchschnittstemperatur seit der Industrialisierung um durchschnittlich 1,2 ° C an. Steigt die globale Erwärmung auf 2° C, erwarten Experten Wetterextreme mit kaum zu bewältigenden ökonomischen Folgen. Diese Daten stecken auch hinter der Forderung nach einer klimafreundlichen Logistik.

Welche Mittel gibt es für eine klimafreundliche Logistik?

Es ist im Grunde wie immer: Ideen gibt es viele. Welche davon sich sowohl ökologisch als auch ökonomisch und nicht zuletzt auch logistisch durchsetzen werden, ist derzeit noch nicht auszumachen. Es ist davon auszugehen, dass der Verkehr zunehmen wird. Damit steht eine Säule der klimafreundlichen Logistik bereits fest: Größere Effizienz der Transporte. Denn Effizienz schafft auf dem hart umkämpften Logistikmarkt immer auch Wettbewerbsvorteile. Aber Effizienz-Steigerungen alleine werden nicht reichen, gefragt sind daher innovative Ideen, neue Techniken für die Straße.

Innovationen für klimafreundliche Logistik

E-Fuel

Um die Klimaziele zu erreichen, werden Diesel- und Benzin-Motoren in den kommenden Jahrzehnten aus unseren Autos verschwinden müssen. An ihre Stelle könnten klimaneutrale Verbrennungsmotoren treten. Statt Benzin und Diesel würde dann ein synthetischer Kraftstoff verbrannt. Der auch E-Fuel genannte Kraftstoff entnimmt bei der Herstellung so viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre wie später bei der Verbrennung freigesetzt wird. Der Nachteil liegt in den hohen Kosten. Die fallen bei der Herstellung der synthetischen Kraftstoffe derzeit noch rund dreifach höher aus als bei fossilen Brennstoffen.

Oberleitungs-Lkw

Vor allem das Bundesumweltministerium setzt daher auf eine Elektrifizierung der Autobahnen. Oberleitungs-Lkw liefern derzeit die volkswirtschaftlich betrachtet günstigsten Prognosen. Auf den E-Highways würden die Lkw direkt kein CO2 freisetzen. Gelänge es, den Strom komplett regenerativ zu gewinnen, wäre die Bilanz tatsächlich klimaneutral. Nachteil der Oberleitungen wäre allerdings, dass sie den Lkw-Verkehr nur auf bestimmten Strecken ermöglichen.

Verlagerung von Transporten von der Straße auf klimafreundlichere Transportmittel

Vergleicht man die Treibhausgasemission von Güterbahn und Binnenschiff mit der des Lkw, ist letzterer klar im Nachteil. Während der CO2-Ausstoß der Güterbahn bei 24 Gramm pro Tonnenkilometer (g/tkm) liegt, sind es beim Lkw 101 g/tkm, beim Binnenschiff 31 g/tkm. Der Gedanke liegt daher nahe, möglichst viele Verkehre von der Straße auf Bahn oder Schiff zu verlagern.

Auch in Deutschland ließe sich durch eine Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf Schiene oder Wasser der CO2-Ausstoß senken. Doch schon seit Jahren profitiert vom Transport-Boom vor allem der Straßenverkehr. Selbst der umweltfreundliche Kombinierte Verkehr bleibt bislang hinter den Erwartungen und Forderungen zurück.

Die größte Herausforderung der klimafreundlichen Logistik erfordert ein Umdenken über Effizienzsteigerungen hinaus. Die Alternative dazu wirkt freilich noch erschreckender. Denn wenn wir weitermachen wie bisher, hilft irgendwann womöglich nur der Verzicht auf Verkehr und Wachstum.

Logistikjobs der Zukunft – Was sich durch Digitalisierung ändert

Wer einen Logistik-Beruf ausübt, kommt sich mitunter vor wie im „Fluch der Karibik“. Schließlich wird die Branche seit einigen Jahren von Piraten geentert: Software und Roboter übernehmen immer mehr Tätigkeiten. Für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer stellt sich die Frage, für welche Logistikberufe es noch Bedarf geben wird. Die pessimistische Antwort lautet: Die Automatisierung wird den Menschen ersetzen. Optimisten halten dagegen: Auch die neuen Techniken kommen nicht ohne Menschen aus. Die Arbeit wird sich jedoch grundlegend wandeln. Es werden neue Berufe entstehen.

Die Digitalisierung verändert unseren Begriff von Arbeit

Das digitale, zweite Maschinenzeitalter, dessen Erwachen wir derzeit erleben, erfasst alle Lebensbereiche. Die Kombination aus Roboter und Software ermöglicht es, Steuerungsaufgaben, die bislang von Menschen geleistet wurden, an Maschinen zu übergeben.Die Delphi-Studie des Millennium Projects geht davon aus, dass alles was automatisiert werden kann, auch automatisiert werden wird. Die Studie kommt u.a. deshalb zu dem Schluss, dass die Digitalisierung weltweit ein Viertel aller bisherigen Arbeitsplätze kosten könnte.

Das wird nicht von heute auf morgen geschehen, sondern in einem Transformationsprozess, der die kommenden zehn bis zwanzig Jahre in Anspruch nimmt. Die Studie relativiert allerdings das Schreckgespenst der Massenarbeitslosigkeit, da sie davon ausgeht, dass in der neuen digitalen Gesellschaft der Begriff „Arbeit“ eine neue Bedeutung entwickeln wird – und damit auch der Begriff der Arbeitslosigkeit. Der klassische 9-5-Job wird seltener.

Stattdessen werden Wissensnomaden und Algorithmen-Versteher ihre Dienste häufiger als heute freiberuflich anbieten. Arbeitnehmer werden sich in dieser Neo-Arbeitswelt an unterschiedliche Situationen anpassen müssen. Strukturen, die heute von Arbeitgebern vorgegeben sind, werden Arbeitnehmer künftig selbst schaffen müssen. Mit anderen Worten: Die Digitalisierung wird vermutlich nicht mehr so viele Arbeitsstellen schaffen wie heute – an Arbeit wird es dennoch nicht fehlen. Mögliche Logistik-Berufe der Zukunft könnten sein:

Roboterkoordinator

Lageristen – und alle die an der Rampe arbeiten – müssen schon heute oft den Umgang mit Datenbrillen oder intelligenten Handschuhen beherrschen. Und bereits in knapp einem Fünftel der Lager sind fahrerlose Staplersysteme und Smart Container im Einsatz. Das wird Roboterkoordinatoren erfordern, die den Einsatz der Maschinen planen und überwachen.

Daten-Spezialist

Das Internet der Dinge wird zudem Datenmengen hervorbringen, von deren Analyse viele in der Logistik gut werden leben können. Daten-Spezialisten werden Abläufe analysieren und so neue, optimierte Lösungen für Logistikaufgaben anbieten.

LKW-Führer

Im selbstfahrenden LKW wird der LKW-Fahrer zum LKW-Führer. Dank seiner ausgezeichneten Logistik-Kenntnisse ist er vor allem mit der Koordination von Transporten beschäftigt. Vor Ort ist er aber auch ein geschickter Verhandler und Problemlöser.

Algorithmen-Versicherer

Auch selbstfahrende Transporte sind zahlreichen Risiken ausgesetzt. Diese zu versichern und sie richtig einzuschätzen, wird die Aufgabe von Algorithmen-Versicherern sein. Vermutlich werden sie dabei eng mit Daten-Spezialisten zusammenarbeiten.

Drohnen-Piloten & Ingenieure

Die Jobbörse Joblift hat jüngst 15 Millionen Stellenanzeigen untersucht und dabei herausgefunden, dass die Zahl der Stellenausschreibungen für die Entwicklung von Drohnen um 128 Prozent gestiegen ist. 92 Prozent der Anzeigen suchten nach Akademikern. Für den Zukunftsmarkt der Drohnen werden vor allem Ingenieure, Softwareentwickler sowie Sales Manager gesucht.

Fazit

Ob diese Berufe tatsächlich die Zukunft der Logistik bestimmen, kann niemand mit Gewissheit sagen. Die einzige Gewissheit besteht derzeit allenfalls darin, dass in der Arbeitswelt vieles ins Rollen kommen wird. In den kommenden zwei Jahrzehnten dürfte sich unser Verhältnis zur Arbeit grundlegend wandeln. Ausgehen wird uns die Arbeit aber gewiss nicht.