Alle Beiträge von Gunther Schunk

Gründen, Entdecken, Handeln

Am 20. und 21. Mai 2015 findet der Kongress der Deutschen Fachpresse im Frankfurter Kap Europa statt. Das Motto: „Cultural Change – neu denken und handeln“, Untertitel „Denken wie ein Gründer, handeln wie ein Entdecker“. Was sich dahinter verbirgt und welche Themen in Frankfurt im dem Programm stehen, erklärt Stefan Rühling, Sprecher der Deutschen Fachpresse. 

Was haben Sie sich gedacht, als Sie beim diesjährigen Kongress angemeldet haben? Cultural Change – neu denken und handeln. Und als Sub-Motto: Denken wie ein Gründer, handeln wie ein Entdecker. Kommt da etwas Spinnertes, Esoterisches, Abgefahrenes oder gar Philospohisches auf’s Tableau? Was haben Entdecker wie Amerigo Vespucci,  Kolumbus, Alexander von Humboldt, Thomas Cook, Marco Polo mit unserem Mediengeschäft zu tun? Sie waren Helden, gut … wer hat nicht als Jugendlicher mal eine der großen Geschichten der Entdecker fasziniert gelesen? Und wäre nicht gerne selbst ein Held gewesen. Sie werden inzwischen der Jugendzeit entrückt sagen: Nicht jeder kann und muss ein Held sein. Das stimmt. Aber was hat diese Entdecker ausgezeichnet? Mut, Wille, Innovationskraft, das Beschreiten neuer Wege. Das sind Tugenden, die sie ausgemacht haben. Tugenden, die auch Gründer hatten und haben. Und auch Verleger, Verlagsgeschäftsführer und Medienschaffende heute haben müssen! 

Es ist wieder Gründerzeit

In welcher Zeit leben wir heute? Es ist wieder Gründerzeit. Unsere Tage erinnern an den großen Umbruch im ausgehenden 19. Jahrhundert. Als Gründerjahre gelten in Deutschland die ersten Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs in 1871 mit einem bis dato nicht gekannten Boom, ausgelöst durch die französischen Reparationszahlungen. Im weiteren Sinne versteht man unter den Gründerjahren eine Phase der Wirtschaftsgeschichte im Mitteleuropa des 19. Jahrhunderts, die mit der breiten Industrialisierung einsetzte und bis zum „Gründerkrach“ andauerte, das war der große Börsenkrach in 1873. Das Wort „Gründer“ hatte in dieser Zeit übrigens einen etwas negativen Klang, weil von den zahlreichen neugegründeten Aktiengesellschaften nicht wenige spekulativen Charakter hatten. Aha!  Das gab’s also damals schon. Der Begriff  „Gründerzeit“ bezieht sich auf den umfassenden wirtschaftlichen Aufschwung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, in dem Unternehmensgründer in relativ kurzer Zeit reich werden konnten. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Erinnert das nicht an heute?

 Schon damals wurden auch Kommunikation und Migration enorm verändert. Massenhaft wanderten ländliche Unterschichten in die Städte, die sog. „Urbanisierung“, wo sie zum Bestandteil des dort entstehenden Proletariats wurden. Damals entstand auch die soziale Frage des Pauperismus, auf welche neue politische Strömungen wie Sozialismus, Kommunismus und Marxismus reagierten. Die verheerendste Folge des großen Krachs war psychologisch. Das Versprechen von Reichtum und Aufstieg für alle schien vorerst gescheitert, in Kreisen kleiner Handwerker und Geschäftsleute stand die Angst vor dem sozialen Abstieg durch die industrielle Konkurrenz im Vordergrund.

 Mut ist wichtig

Chancen. Angst. Umbruch. Strukturelle Veränderungen: Das erleben wir auch heute wieder. Was damals die 2. Industrielle Revolution bzw. der  2. Kondratjew-( oder Eisenbahn)-Zyklus war, ist heute der 5. Kondratjew-Zyklus – mit der Informations und Kommunikations-Technik bzw. dem Internet als Treibstoff. Und schon bald kommt der 6. Kondratjew-Zyklus mit dem Internet of Things (IoT), mit  Robotik, mit Biotechnologie  und mit künstlicher Intelligenz!

 Und was passiert mit unserem Mediengeschäft? Was verändert sich? In einem klugen Artikel schreibt Jürgen Scharrer in „Horizont“ dass „das Problem von Print nicht darin besteht, dass es quasi über Nacht von einem neuen Geschäftsmodell abgelöst wird, sondern dass es ist ein schrumpfendes Geschäftsfeld ist. Allerdings schrumpfend in einem Tempo, dass beherrschbar ist. Das bedeutet: Es geht nicht um Disruption, sondern um Innovation und Weiterentwicklung!“

Die langsame Disruption

Ob Disruption oder nicht, darüber lohnt es sich nicht zu streiten – strukturelle Veränderungen finden jedenfalls statt. Aber, und das wissen wir, ein Management der Veränderung ist möglich. Wir haben die Möglichkeit, uns anzupassen und zu entwickeln. Dazu braucht es in erster Linie kulturelle Änderungen. Denn Änderungen finden zuerst im Kopf statt! Es bedarf Änderungen in der Struktur und Organisation unserer Medienhäuser, Änderungen in der Zusammenarbeit, Änderungen in der  Kultur. Wir haben bisher mit relativ stabilen und sehr auskömmlichen Geschäftsmodellen gelebt. Veränderung und Innovation waren nicht überlebenswichtig. Jetzt werden Innovation und das Entwickeln neuer Geschäftsmodelle zusätzlich zu den bestehenden ein essentielles Thema.

 Es gibt viele Unternehmen, die den Wandel annehmen und als Chance nutzen. Sie machen es richtig gut vor. Sei es in unserer Fachmedienszene, sei es im Ausland, seien es ganz andere Branchen oder  Start-ups. Das alles werden wir hier auf dem Kongress in den nächsten zwei Tagen zeigen und erleben. Die wichtigste Erkenntnis ist: Strategie und Kultur – das ist die Gleichung für Veränderung und Entwicklung. Beides ist essentiell!

Nachdem in den meisten Veranstaltungen der Fokus auf der Strategie, der Struktur, der Ratio liegt, wenn man so will also auf der linken Gehirnhälfte, wollen wir hier bei diesem Kongress die kulturelle Seite besonders beleuchten. Sozusagen die Emotio, lateinisch von ēmovēre , was „bewegen“, „emporwühlen“ oder auch „erregen“ meint. Ganz offensichtlich ist hier also die rechte Gehirnhälfte angesprochen, ohne die bekanntlich gar nichts geht.

Mehr Infos und das detaillierte Kongress-Programm unter: http://kongress.deutsche-fachpresse.de/kongress/

Kreative Wege zur Kreativität aka Innovationskultur

Es mögen vermeintliche Binsen sein, die man da hört. Gleichwohl: Einfach umzusetzen sind sie nicht. Etwa die Forderung von Alan South, der sich Innovation Practitioner nennt: „Innovation is about having cool ideas. Entrepeneurship is about turning cool ideas into money.” Oder Justin Ferell, der Ex-Washington Post-Journalist und d.school-Dozent im Silicon Valley, der sich sicher ist: „Der einzige Schutz vor disruptiven Veränderungen ist die Frage, wie man selbst sein eigenes Business disruptiv angreifen würde. Nur so kommt man zu einer zukunftsfähigen Out-of-the-box-Antwort.“

Ja, es geht nicht um den einzelnen, es geht um die Innovationskultur in Unternehmen, kleinen wie großen. Und der DIS widmete dieser Thematik einen ganzen Tag. Kein Wunder, sind doch gerade Medienhäuser, aber auch deren Kunden, diesen heftigen Veränderungen unterworfen. Längst sondiert das Radar neue Antworten, die aber genauso vielfältig und heterogen sind, wie die analoge Welt, die die Medien mit ihren Businessmodellen begleiten.

 Vier Key Learnings

1. Inspiration braucht Ambiente.
2. Ideen brauchen eine Chance.
3. Innovation braucht einen ungewöhnlichen Mix an ambitionierten Menschen.
4. Technology spielt eine immer größere Rolle.
Innovation geht nur über die passende Kultur. Doch wie kriegt man Startup-Spirit, und wie kombiniert man das mit Entrepeneurtum? Gerade Unternehmen tun sich da schwer, Abschied zu nehmen von eingeschliffenen Verhaltensweisen. Und sind erst einmal die Businessideen geboren, dann helfen nur permanente Tests und eine heftige Leidenschaft in der Umsetzung als Garanten für erfolgreiche neue Businessmodelle.

 Fehler loben, Beharrung tadeln

Wie kann man ein kreatives Ambiente schaffen? „Great companies reward success AND failure, but they punish inactivity” erklärt Pernille Aalund, Director of Aller Innovation des dänischen Medienhauses Aller Media. Sie liefert gleich den Zwölf-Punkteplan für erfolgreiche Innovation. Ihre fünf wichtigsten Tipps: Innovation braucht …

  1. … ein rooted-in, es muss im Top Management verankert sein.
  2. … einen funnel, der Ideen nicht nur sammelt, sondern gleich effizient bewertet und auf Umsetzbarkeit prüft
  3. … Kreativität und die braucht Ambiente.
  4. … „Structures & Directions“: geplante Vorgehensweise und enges Monitoring für die möglichst richtigen Entscheidungen und eine General-Leitlinie.
  5. … ein Dream-Team, in dem alle voneinander überzeugt sind, und Ninja-Teams für das schnelle Exekutieren.

Dann steht der notwendigen Implementation nichts im Wege: Sobald die Marktreife erreicht ist, müssen Produkt und Team in die Unternehmensprozesse implementiert werden. Das gilt gemeinhin als einer der schwierigsten Teile, ist aber der notwendige Schlussstein auf Corporate-Ebene.

Die gute Nachricht

Trotz aller Technik bleibt es dabei: Die Menschen brauchen Medien und Kommunikation braucht Kreativität. Nun dann dringt sich in die Köpfe und letztlich Herzen der Menschen mithin Kunden. „There are good news for News“, berichtet John Avlon, Editor-in-Chief der jungen und erfolgreichen Nachrichtenwebsite The Daily Beast. Auch die jungen User, die Millenials und Generation Yler, wollen mediale Informationen. Doch ihre Mediennutzung und das Nachrichteninteresse ist anders als das der Babyboomer und älteren, kann Avlon anhand von Auswertungen belegen.

Wer heute User digital erreichen will, muss in neuen Kategorien denken. „Dazu braucht es eine klare Rollenverteilung“, rät David Lerman, CTO und Co-Founder von Say Media in seinem Vortrag „Building Brands and Building Platforms – Can Publishers Do Both Successfully?“: „Content creators stehen im Zentrum von Media Companies, die Programmierer von Tech-Unternehmen sorgen für die erfolgreiche Umsetzung der Businessmodelle.“ Bei all dem ist eines aber klar: Die Bedeutung von Technology ist hoch und wird immer wichtiger. Kein Wunder: Die Welt ändert sich schneller als man glaubt. Die Strukturen hecheln hinterher. Und Medien und Technology sind die Wirtschaftszweige, die sich derzeit am schnellsten ändern, hat der Harvard Business Review 2014 gezeigt. Content lässt sich erzeugen, aber nur schwer effektiv verbreiten. Es braucht Mediaerfahrung und technologische Kompetenzen, sonst geht jede Botschaft digital verloren.

Bleibt nur noch eine Frage: Mal sehen, welche Antworten der DIS 2016 bringt …
www.innovators-summit.com

Das hohe Lied der vier C

Über 600 Teilnehmer und 58 Referenten aus 35 Ländern sichern ein weiteres mal den globalen Know-how-Transfer in der digitalen Media-Welt. Ein Hackathon und Startup-Präsenationen geben die Würze in das reichhaltige Programm. Damit ist der Digital Innovators´ Summit (DIS) eines der wichtigsten Stimmungsbilder und Trendsetter im europäischen Media-Business. marconomy hat sich am Tag eins umgehört und die wichtigsten B2B-Trends herausgefischt.

Natasha Christie-Miller, CEO von EMAP, brachte es in ihrer Key note zum Auftakt des 8. DIS auf den Punkt: Unser Kerngeschäft ist es, Menschen dabei zu helfen, ihren Job besser zu machen. Unsere originäre Daseinsberechtigung hat sich also nicht verändert. Doch hat seine Vorgehensweise stark umgestellt: Ziel sind  Abos für Rundum-sorglos-Service als Business-Information. „We need happy customers”, verwies Christie-Miller auf die Customer Joy. Ohne begleitende Branchen-Events funktioniert das nicht, ist sie sicher.

Die 4 Cs

David Nussbaum, CEO von F+W Media & eCommerce, sang das hohe Lied der vier C: Community, Commerce, Content und Curation. In der Tat: Ohne Community geht heute nichts mehr. Doch wer soll´s organisieren? Gerade im B2B sind die User beruflich interessiert an Informationen, ihren Job erfolgreich zu machen. Das geht nur mit glaubwürdigen Plattformen und der Grundidee einer offenen, transparenten Kommunikation. Nicht die alleinige Abhängigkeit einer Veröffentlilchung von einer Redaktion, sondern die Weisheit der Crowd, also der Vielzahl von Curatoren, schafft die Authentizität und Glaubwürdigkeit einer Community. „Curatoren sind wichtig, sonst gehst du im Netz verloren”, sagt Nussbaum. Neben Print werden neue Kanäle relevant,  ohne Mobile funktioniert das heute nicht mehr. Ein weiterer unaverzichtbarer Kanal findet sich in der Face-to-face-Kommunikation. Dynamisches Vernetzen wird in den Branchen immer wichtiger und immer bedarfsbezogener. Die persönliche Begegnung, gepaart mit kompetentem Imput, ist die attraktivste Kombi. Allen voran Branchen-Awards sind wichtiger denn je.

Right Data, not big data

„Big Data Beyond the Hype – What It Really Means and How You Can Use It” – unter dieser  Übeschrift machte sich Lutz Finger Gedanken. Der Director Data Science and Data Engineering von LinkedIn und Autor des so eben erschienen Buches „Ask Measure Learn” verwies auf die „richtige Frage” die immer zuerst gestellt werden müsse. Erst dann machen Daten Sinn. Daten an sich seien wertvoll, aber: Man muss sie in hilfreiche, wertvolle Informationen umwandeln. Es geht aber nicht um Big Data als Selbstzweck, sodern um die passenden, „richtigen” Daten, um Antworten zu finden auf die Fragen, die die Menschen wirklich bewegen: „Better than big data is right data. It always starts with the right question, which has to create value”, fordert Finger. Gerade Medienhäuser, allen voran von Fachmedien, haben hier bestmöglichen Zugang und sind damit auch sehr attraktive Kooperationspartner.

Das große Ohr

Dazu passt die Nachricht, dass in den USA zunehmend mehr CLOs ihre Arbeit aufnehmen. Als Chief Listening Officer bei Dell, Kodak, ComCast und anderen sollen diese Leute zuhören, was Kunden, NGOs und Communities zu sagen haben. Eine menschliche Grundtugend, die in der Kombination aus Media und Social und Mobile eine neue Bedeutung und vor allem eine neue Dynamik auf Corporate erzeugt.

Und was war die vielleicht überraschendste Nachricht des Tages aus der Kategorie Merkmüll? 2014 wurden mehr Mobile Phones gekauft als Zahnbürsten, berichtete Robin Raven, Vice President Product Management, Digital Solutions, The Economist Group.

Da sind wir mal gespannt, was morgen Tag 2 noch bringt.

Der 8. Digital Innovators´ Summit findet am 23. und 24. März 2015 in Berlin statt: www.innovators-summit.com
Mehr zum 8. Digital Innovators´ Summit auf marconomy

Der DIS ist Gold wert!

Er ist für die deutsche Medienszene ein Muss, der Besuch des Digital Innovators´ Summit. Zum achten Mal findet der größte internationale Medien- und Digitalkongress auf Einladung des VDZ statt. Rund 600 Teilnehmer hören über 50 Speakern Content-Strategien, Big Data, Monetarisierung, digitale Geschäftsmodelle und Trends der User.

Schon in den vergangenen Jahren hat sich der DIS als Premium- und Trend-Veranstaltung etabliert. Gerade die internationalen Beiträge, 2014 vor allem aus den USA und Israel, geben interessante Impulse. Der diesjährige DIS startet gleich mit zwei Schlüsselthemen: „Unlocking Audience Value” von EMAP-CEO Natasha Christie-Miller (UK) zeigt, wie man ein Multi-Channel-Business aufbaut. Danach wird David Nussbaum, Chairman and CEO F+W (USA), unter der Überschrift „Evolve, Change and Transform – from Print Publishing to E-commerce” vom eigenen Beispiel berichten, wie man eine digital-first content und E-Commerce-Unternehmen wird.

All diese Erfahrungen aus erster Hand aus aller Welt sind Gold wert in Zeiten heftiger Veränderung. Der DIS liefert seinen Teilnehmern Orientierung und Ideen. So muss es sein!

Übrigens: Zwei Höhepunkt vorab sind der Hackathon und die „Meet the Founder”-Startup-Tour. marconomy ist dabei und berichtet von den Insights, Trends und Cases des 8. DIS.

Weitere Infos zum DIS: www.innovators-summit.com