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Wie unterscheiden sich differenzielle Verstärkertypen?

Antwort: Das hängt möglicherweise mit dem von Ihnen gewählten differenziellen Verstärkertyp zusammen.

Bei der Analyse von Blockschaltungen bei Kunden stellen wir oft fest, dass der Verstärker genau das macht, wozu er entwickelt wurde. Als Problem stellt sich dann häufig heraus, dass Entwickler nicht zu einhundert Prozent mit differenziellen Verstärkern vertraut sind.

Den richtigen differenziellen Verstärker zu wählen, ist so ähnlich wie sich für den richtigen Neuwagen zu entscheiden. Es gibt viele Modelle. Und jedes Modell gibt es mit verschiedenen Optionen und Merkmalen. Alle Typen machen aber im Prinzip das gleiche – sie bringen Sie von A nach B. Jedoch weisen alle Modelle eigene Feinheiten auf. Und genau hier kann das Problem beginnen.

Bei der Wahl eines differenziellen Verstärkers sind die Optionen und Leistungsmerkmale wirklich entscheidend. Die drei wesentlichen Klassen von differenziellen Verstärkern sind der Sportwagen, die Mittelklasse und die Economy-Klasse; jede Klasse hat etwas anderes zu bieten.

Der differenzielle Verstärkertyp „Sportwagen“ läuft mit den höchsten Frequenzen. Diese Klasse differenzieller Verstärker bietet Bandbreiten im Gigahertz-Bereich, Slew-Raten von zehntausenden V/µs und einen VCM-Pin, über den man Ein- und Ausgangs-Gleichtaktspannung einstellt. Weitere Merkmale dieser Verstärkerklasse sind extrem geringe Verzerrungen und massebezogene oder differenzielle Eingangstreiberfähigkeiten. Diese Verstärker findet man normalerweise in Breitband- sowie in ZF-Kommunikationsanwendungen.

Die Verstärker der „Mittelklasse“ arbeiten im Bereich von einigen Hundert MHz, haben eine geringe Verzerrung und eine ausgezeichnete DC-Eigenschaften. Ferner bieten sie „Output Gain Balance“ und „Phase Matching“, unterdrücken Harmonische gerader oder ungerader Ordnung und erreichen hohe Slew-Raten. Massebezogene oder differenzielle Eingangstreiberfähigkeiten sowie ein VOCM-Pin zur einfachen Anpassung der Gleichtaktspannung am Ausgang sind weitere Besonderheiten. Einige Modelle gibt es auch zweikanalig. Zu finden sind diese Verstärker u.a. in Kommunikations- und Messsystemen.

Die „Economy“-Modelle enthalten ein Verstärkerpaar, das sich zusammen mit Rückkopplungswiderständen und Widerständen zum Einstellen der Verstärkung in einem Gehäuse befindet. Dies vereinfacht die Entwicklung und spart Platz auf der Leiterplatte. Die Verstärker der „Economy“-Serie bieten eine hohe Eingangsimpedanz, benötigen wenig Strom und sind rauscharm. Eingesetzt werden diese Modelle normalerweise mit massebezogenem Eingang. Sie haben unsymmetrische, differenzielle Ausgänge, arbeiten mit mehreren zehn MHz und sind in Präzisionsanwendungen mit geringer Stromaufnahme zu finden.

Wenn Sie das nächste Mal einen differenziellen Verstärker suchen, drehen Sie eine Runde auf dem Hof, begutachten Sie die Reifen und machen eine Probefahrt (Simulation). Sie werden froh sein, das getan zu haben. Wie immer, vergessen Sie nicht, das Handbuch (Datenblatt) von vorne bis hinten zu lesen. So können Sie viel Zeit sparen und sicher gehen, das Optimum aus Ihrem differenziellen Verstärker herauszuholen.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

Wie man aktive Filter nicht entwickeln sollte

Antwort: Weil einige Softwarepakete für aktive Filter das Verstärkerverhalten in der Praxis ignorieren.

Einer meiner Kollegen war zum Tauchen am Roten Meer. Er ließ sein Mobiltelefon und seinen Computer zu Hause und vergaß die Arbeit völlig. Dummerweise trug er sein Handtuch und seine Kamera in einem Rucksack mit dem Logo von Analog Devices zum Taucherboot. Eine seiner Mittaucher, Ekaterin aus Russland, die gerade ein aktives Filter mit Operationsverstärkern von ADI entwickelt hatte, erkannte das Firmenlogo. So viel zu seinem Urlaub ohne Arbeit!

Ersatzschaltung eines idealen Operationsverstärkers (Bild: Daniel Braun)

Die Filterschaltung von Ekaterin war einwandfrei. Die Spice-Analyse bestätigte es. Auch die Bauteile wiesen einwandfreie Toleranzen auf. Zum Glück brauchte mein Kollege keinen Computer, um zu sehen, warum das Filter nicht wie erwartet arbeitete. Die Schaltung basierte auf einem „idealen“ Operationsverstärker, bei dem alle Parameter entweder Null oder unendlich sind.

Das wahre Leben ist jedoch selten so einfach. Operationsverstärker mit Spannungsrückkopplung bieten normalerweise eine hohe Verstärkung bei offener Rückkopplungsschleife und einen Frequenzverlauf mit einer Polstelle. Hochgenaue Typen haben eine Verstärkung von >106, aber ihr Verstärkungs/Bandbreiten-Produkt ist selten größer als einige MHz. Somit beginnt ihre offene Schleifenverstärkung bei einigen Hz abzufallen.

Bei 20 kHz, dem obersten Wert des Audiospektrums, kann die Verstärkung bei offener Schleife eines Präzisions-OPVs <50 betragen – das ist niedrig genug, um die Leistungsfähigkeit eines aktiven Filters herabzusetzen. Hinzu kommt, dass bei hohen Signalpegeln die Spannungsanstiegsgeschwindigkeit (Slew Rate) auch den Frequenzverlauf eines Verstärkers begrenzt.

Bei schnellen OPVs gibt es derartige Probleme nicht. Allerdings oszillieren viele schnelle Operationsverstärker bei kapazitiver Rückkopplung. Da die Topologien vieler aktiver Filter eine kapazitive Rückkopplung nutzen, ist es unklug, aktive Filter mit Operationsverstärkern mit Stromrückkopplung zu entwickeln.

Entwickler nutzen oft große Widerstände, damit sie kleine, preisgünstige Präzisionskondensatoren verwenden können. Biasströme, die durch diese hohen Widerstände fließen, setzen aufgrund des Spannungsabfalls über dem Widerstand die Offsetspannung eines Verstärkers herab. Der Rauschstrom eines OPVs trägt ebenfalls zum Systemrauschen bei.

Das Widerstandsrauschen (Johnson-Rauschen oder weißes Rauschen) kann das Operationsverstärker-Rauschen übersteigen. Nicht alle Filterentwickler bedenken dies. Auch vergessen sie manchmal, die Stromversorgung richtig HF zu entkoppeln. Dies beeinträchtigt den HF-Verlauf des Verstärkers.

Ekaterins Problem war auf den Einsatz eines zu langsamen Operationsverstärkers zurückzuführen. Zum Glück konnte mein Kollege ihr einen schnelleren empfehlen. Wie mein Kollege nach seiner Ankunft zu Hause erfuhr, übertraf ihre Schaltung danach die erforderliche Leistungsfähigkeit spielend.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

 

Muss ich beim Treiben eines langsamen A/D-Wandlers HF-Probleme berücksichtigen?

Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Man denke zum Beispiel an das Quagga (eine Mischform aus Pferd un Zebra) — das letzte ist am 12. August 1883 im Zoo von Amsterdam gestorben. Aktuelle genetische Forschungen an den Überresten einiger Quaggas zeigen, dass diese Tiere keine eigene Spezies, sondern eine Variante des afrikanischen Zebras waren.

Die Chancen, das Quagga durch ein selektives Züchtungsprogramm wieder „auferstehen” zu lassen, stehen gut, wenn es in seiner ursprünglichen Umgebung leben kann. Dieses Projekt wurde bereits in die Wege geleitet. Das Ergebnis, das hoffentlich vorliegt, wenn Sie diesen Beitrag lesen, ist sehr ermutigend.

Für einen „DC“-Eingang eines A/D-Wandlers gibt es nichts dergleichen. Die Analogeingänge vieler verschiedener Arten von A/D-Wandlern enthalten sogenannte geschaltete Kondensatoren. Manchmal sind sie mit Verstärkern gepuffert. Doch im Allgemeinen müssen die Schaltungen, welche die ADC-Eingänge treiben, die schnellen transienten Ströme verkraften, die beim Schalten der Kondensatoren fließen.

Die Wiederholungsfrequenz dieser Stromimpulse kann die Abtasttaktfrequenz des Systems sein. Manchmal ist es auch die wesentlich höhere Wandlungstaktfrequenz des A/D-Wandlers. Falls die Eingangsschnittstelle diese schnellen Stromimpulse nicht tolerieren kann, besteht ernsthaft die Gefahr, dass das System Fehlverhalten zeigt und es zu Nichtlinearitäten, eventuell auch zu Codelücken kommt.

Diesem Problem lässt sich auf zwei Arten begegnen. Die einfachste Möglichkeit ist, zwischen ADC-Eingang und Masse einen Kondensator zu legen. Somit können transiente Ströme statt in die Treiberschaltung in den Kondensator fließen. Die Alternative ist, eine Treiber -Schaltung zu verwenden, welche die schnellen Stromtransienten verkraftet. Verwendet man den Kondensator, kann sich der Frequenzverlauf des Systems verringern. Falls man dieses Konzept nutzt, ist unbedingt sicherzustellen, dass die Schaltung, die den ADC-Eingang treibt, mit der zusätzlichen kapazitiven Last stabil arbeitet. Außerdem muss die Systembandbreite so groß wie erforderlich sein.

Falls man eine Treiberschaltung verwenden möchte, die ohne zusätzliche Kondensatoren mit den Transienten zurecht kommt, gilt folgendes. Man muss sicher sein (eventuell per Testaufbau – Spice Makromodelle sind eventuell nicht genau genug, um den Einfluss von solchen schnellen Transienten vorherzusagen), dass der Verstärker oder der andere Treiber die Transienten über den gesamten eingangsseitigen Dynamikbereich beherrscht, da die Amplitude des Impulse sich mit dem Eingangspegel ändern kann.

Auch sehr wichtig ist, daran zu denken, dass der Referenzeingang eines A/D-Wandlers die gleiche Struktur wie der Signaleingang hat – und ähnliche Transienten haben kann. Der Lastkondensator des Referenz-ICs verhindert normalerweise nachteilige Effekte – doch einige Spannungsreferenzen werden als „kommt ohne Ausgangskondensatoren aus“ vermarktet. Dies ist vielleicht richtig, wenn sie mit resistiven Lasten verwendet werden. Es ist aber sicherlich nicht richtig bei transienten Strömen.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

Wie geht man mit Signalen mit großen Amplitudenschwankungen um?

Das kleinste Säugetier der Welt ist die Etruskerspitzmaus. Sie ist etwa 3 cm lang (plus Schwanz) und wiegt weniger als 1,5 g. Das größte Säugetier, der Blauwal, kann über 30 m lang werden und über 150 t wiegen – damit ist er 13 Mal so schwer wie ein Elefant. Das ist 1.000 Mal länger und über hundert Millionen Mal schwerer als die Etruskerspitzmaus.

Wie gesagt, Kleines zu messen ist einfach, genauso Großes. Beides gleichzeitig zu bestimmen ist schwierig. Das Verhältnis des kleinsten und des größten Signals mit dem ein System umgehen kann, bezeichnet man als seinen „Dynamikbereich“ – er wird normalerweise in dB ausgedrückt. Ein System, bei dem der höchste Wert für eine Spannung oder einen Strom 1.000 Mal so groß wie der kleinste Wert ist, hat einen Dynamikbereich von 60 dB; bei einem Faktor von einer Million beträgt die Zahl 120 dB.

Man braucht ein digitales System mit 28 Bit, bevor ein LSB weniger als 1/100.000.000 eines MSB ist. Somit muss ein digitales System, das mit solchen Änderungen umgehen kann, entweder eine sehr hohe Auflösung haben oder es ist komplexe Signalverarbeitung erforderlich.

Manche Analogschaltungen beherrschen jedoch sehr große Dynamikbereiche. Diese werden als „logarithmische Verstärker” (Log-Amps) oder etwas richtiger, aber weniger geläufig als “logarithmische Wandler” bezeichnet. Der Ausgang eines Log-Amp ist proportional zum Logarithmus des Eingangs. Einige Log-Amps beherrschen Dynamikbereiche von über 160 dB.

Für Log-Amps gibt es eine Reihe von Architekturen. Einige davon, die die Log-Eigenschaften von Silicium-Sperrschichten nutzen, haben zwar einen sehr großen Dynamikbereich, sind aber langsam. Andere (sukzessive Detection Log-Amps), die kaskadierte Verstärker nutzen, um einen logarithmischen Verlauf zu erzeugen, können mit Bandbreiten von vielen GHz hergestellt werden und haben ein genaues logarithmisches Verhalten über einen Dynamikbereich von 60 bis 90 dB.

Beide Typen sind als IC realisierbar. Beide Architekturen sind einfach in der Handhabung und leicht zu verstehen. Allerdings werden sie in der Literatur nur selten ausführlich beschrieben. Daher werden sie von weniger erfahrenen Analogentwicklern oft übersehen. Wo immer Systeme sehr große analoge Signalbereiche beherrschen müssen, sollten Ingenieure den Einsatz von Log-Amps also in Betracht ziehen. Denn sie sind einfach, erschwinglich und sehr nützlich.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

Möglichkeiten des Power Sequencing

Wie stelle ich sicher, dass absolute Grenzwerte, die von Spannungswerten an anderen Pins eines IC abhängen, während des Einschaltens nicht überschritten werden?

Wie Viktor Frankenstein schon feststellte, kann das fahrlässige Anlegen von Spannung ernsthafte Konsequenzen haben. „Power Sequencing” – die Steuerung der Einschaltreihenfolge mehrerer Spannungen eines Systems – ist bei den meisten modernen Analog-ICs im Gegensatz zu älteren Varianten weniger problematisch, da viele von ihnen mit nur einer Spannung versorgt und wieder andere durch eine Power-Sequenz nicht beschädigt werden.

Es gibt jedoch auch heute noch Bausteine, die beschädigt werden können, falls mehrere Stromversorgungen in der falschen Reihenfolge eingeschaltet werden – und es kommt sehr oft vor, dass Systeme mit mehreren Bausteinen anfällig dafür sind. Sobald ein System mehr als eine Spannungsversorgung hat, ist es wichtig, für alle Bereiche des Systems und für alle möglichen Reihenfolgen beim Einschalten das Worst-Case-Szenario zu analysieren. Falls eine der möglichen Szenarien Schäden bewirken kann, müssen die Stromversorgungen so ausgelegt werden, dass das System sicher ein- und ausschaltet.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sicherzustellen, dass Stromversorgungen in der richtigen Reihenfolge einschalten. Die einfachste Möglichkeit ist, sie über Dioden zu betreiben, damit alle Spannungen gleichzeitig ansteigen, bis die niedrigste Spannung den korrekten Wert hat. Dann steigen die verbleibenden Spannungen zusammen an, bis die nächste Spannung ihren richtigen Wert erreicht. Dies geht so lange, bis alle Spannungen ihren richtigen Wert haben.

Dies ist einfach und stellt außerdem sicher, dass alle Spannungen in der richtigen Reihenfolge ausschalten. Allerdings funktioniert dies nur, wenn alle Versorgungsspannungen die gleiche Polarität haben und die Sequenz ein Einschalten in ansteigender Reihenfolge verlangt (was sehr häufig der Fall ist).

Die Programmierung von Einschaltverzögerungen mit entsprechenden Filterkondensatoren ist ebenfalls einfach. Allerdings können dabei Timing-Probleme auftreten, wenn das System abgeschaltet wird oder „Glitches“ auf der Versorgungsspannung auftreten.

Die beste Lösung ist der Einsatz von Timern. Damit lässt sich sicherstellen, dass verschiedene Versorgungsspannungen in einem System in der richtigen Reihenfolge und mit geeigneten Verzögerungszeiten dazwischen einschalten. Bisher erfolgte dies mit dem allgegenwärtigen Timer 555. Heute jedoch gibt es eine Reihe spezieller, für das Sequencing von Spannungen entwickelter Bauteile. Einige enthalten viele (bis zu 12) Sequencer auf einem Chip und können 12 Versorgungsspannungen eines Systems überwachen, um zu verifizieren, dass sie in den richtigen Spannungsgrenzen liegen.

Andere Bauteile sind sehr einfach und kaskadiert (eine pro Versorgungsspannung), um genau die erforderliche Anzahl zu steuern. Selbst mit „Supply Sequencing” ist der Einsatz von Schottky-Dioden ratsam. Damit lässt sich sicherstellen, dass Versorgungsspannungen niemals ihre Polarität umkehren können, weil Ströme durch ICs und zurück in eine andere Versorgungsleitung fließen.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

Maximalwerte einhalten oder wie sich Schadensszenarien vermeiden lassen

Wieviel Sicherheit enthalten eigentlich „absolute Maximalwerte“? Keine! Und ICs sind keine wahrsagenden Kristallkugeln.

Der absolute Maximalwert (Absolute Maximum Rating) eines ICs ist der Grenzwert, bei dem das betreffende Bauteil sicher betrieben werden kann, ohne Schaden zu nehmen oder zerstört zu werden.

Wie weit diese Grenzen überschritten werden dürfen, wird in den Datenblättern nie angegeben. Manche Bauteile sind sehr robust, manche nicht. Doch kein Hersteller bietet Unterstützung bei Überschreiten dieser Grenzwerte an. Die einzig sichere Regel lautet daher „nie“ als nie zu behandeln. Erst wenn man versteht, warum eine Überschreitung maximaler Grenzwerte Beschädigungen verursachen kann, lassen sich bessere Systeme entwickeln.

Eine Zenerdiode ist so ausgelegt, dass sie mit einer Rückwärtsspannung leiten kann, die höher als ihre Durchbruchspannung ist. Sie kann große Rückwärtsströme sicher leiten. Doch andere IC-Dioden, speziell Basis/Emitter-Sperrschicht-Dioden, werden durch sehr kleine Rückwärtsströme beschädigt. Und das manchmal in wenigen Mikrosekunden. Auf ähnliche Weise wird das Gate-Oxid eines MOS-Bausteins durch eine Überspannung irreparabel beschädigt. Dies bedeutet, dass durch Überschreiten absoluter Maximalspannungen ICs beschädigt werden können, indem eine Sperrschicht oder das Gate-Oxid durchbrochen werden.

Einige absolute Maximalspannungen werden mit anderen Spannungen ausgedrückt. In anderen Worten, die Eingangsspannung (UIN) eines Verstärkers kann auf USS–0,3 V ≤ UIN ≤ UDD+0,3 V begrenzt sein. Oder die maximal zulässige negative Versorgungsspannung kann bezüglich der positiven Versorgungsspannung –USS ≤ UDD definiert werden. Ersteres bedeutet, dass die Eingangsspannung nicht über 300 mV über der Versorgung liegen darf. Die zweite Aussage heißt, dass der Maximalwert der negativen Versorgungsspannung nie die positive Versorgungsspannung übersteigen darf. Dies bedeutet nicht, dass, falls man mit einer UDD von z.B. +10 V arbeitet, die am Eingang +8 V angelegt werden kann; oder an USS –8 V, bevor UDD eingeschaltet wird.

Obwohl Siliziumbausteine eine kristalline Struktur haben, sind sie keine Kristallkugeln und können die Zukunft nicht vorhersagen. Absolute Maximalspezifikationen dieses Typs bedeuten, dass die Reihenfolge beim Einschalten der Versorgungsspannung und Anlegen der Signale wichtig ist. Ein Überschreiten solcher Grenzwerte verursacht vielleicht keinen Ausfall des Bausteins, kann aber wahrscheinlich parasitäre Elemente im IC-Substrat aktivieren. Diese wiederum können zu einem Latchup führen, die Stromversorgung kurzschließen und das Bauteil durch Überstrom oder Übertemperatur zerstören.

Zusätzlich zu Spannungsgrenzwerten kann die absolute Maximalspezifikation folgendes begrenzen: die Verlustleistung auf dem Baustein, die Ströme an bestimmten Anschlüssen und die Chip- sowie die Gehäusetemperatur. Manchmal können Transienten und Stromgrenzwerte höher als die entsprechenden Werte im Betrieb sein, doch ist es sehr wichtig, die vorgegebenen Grenzwerte zu verstehen und einzuhalten.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

Wie genau ist ein A/D-Wandler?


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Mit welcher Genauigkeit musste der Schweizer Wilhelm Tell zielen, um seinen Sohn Walter nicht zu verletzen? Und was hat das mit der Genauigkeit von A/D-Wandlern zu tun?

Moderne A/D-Wandler sind äußerst genau. Allerdings sind absolute Genauigkeit und Präzision nicht immer identisch. Wenn der junge Walter Tell seinerzeit in der Schweiz einen Apfel mit einem Durchmesser von 10 cm auf seinem Kopf gehabt hätte, hätte sich Wilhelm Tell einen Fehler von etwas weniger als 5 cm leisten können. Bei einer Entfernung von 50 m (und es war wahrscheinlich nicht weiter) entspricht dies einem Fehler von einem Tausendstel, also einer Genauigkeit von etwa 10 Bit. Ein 16-Bit-A/D-Wandler hat eine Auflösung von 1/216 (=1/65.536 oder 15 ppm [Parts per Million]) und es ist nicht ungewöhnlich, dass solche ADC eine Linearität von etwa 1 LSB (Least Significant Bit) haben. Dies bedeutet, dass die Übertragungscharakteristik von einer Geraden um weniger als 1/65.536stel des Skalenendwertes abweicht.

Für die meisten Applikationen ist diese Linearität weitaus wichtiger als die absolute Genauigkeit. Allerdings gibt es auch Fälle (fragen Sie Wilhelm), bei denen es auf die absolute Genauigkeit ankommt.

Kein derzeit verfügbarer 16-Bit-A/D-Wandler hat eine absolute Genauigkeit von 15 ppm bezogen auf den Vollausschlag.

Die besten 16-Bit-ADC haben Verstärkungsfehler von mehreren LSB. Selbst mit einer perfekten Referenz beträgt ihre absolute Anfangsgenauigkeit bestenfalls etwa 14 Bit. Natürlich können wir sie auf mehr als 16 Bit kalibrieren und auch eine Temperaturkompensation vorsehen. Doch standardmäßig liegt die Genauigkeit eher in der Nähe von 14 Bit.

Dabei ist eine Spannungsreferenz nicht berücksichtigt. Da die meisten Applikationen Linearität und nicht absolute Genauigkeit verlangen, ist die integrierte Spannungsreferenz auf dem Chip vieler A/D-Wandler etwa 10 Bit genau; bei einigen auch weniger. Dies ist so, weil eine hochgenaue Referenz recht groß wird, den Wandler verteuern würde und von den meisten Anwendern nicht gebraucht wird.

Externe Referenzen sind besser, liegen aber nicht einmal in der Nähe von 16 Bit. Sehr gute Referenzen haben eine Anfangsgenauigkeit von 1 mV bei 10 V Vollaussschlag, das entspricht etwa 13 Bit. Die meisten Hochleistungsreferenzen offerieren eine Genauigkeit von 11 bis 12 Bit. Selbst mit Kalibrierung sind 16 Bit schwer erreichbar. Auch ist es sehr schwer, diese Genauigkeit über die Temperatur beizubehalten.

In den meisten ADC-Applikationen sind relative Genauigkeit und Linearität wichtig. Die absolute Präzision ist es nicht. In Fällen, in denen eine höhere absolute Genauigkeit erforderlich ist, sollten Sie ein System entwickeln, das auf den notwendigen Level kalibriert und temperaturkompensiert werden kann. Außerdem sollte man die grundlegenden Einschränkungen von Wandlern und Referenzen der Hersteller verstehen. Denken Sie immer daran, dass, was auch immer die Auflösung eines A/D-Wandlers sein mag, seine absolute Genauigkeit mit einer internen Referenzspannung vor der Kalibrierung selten über 10 Bit liegt – das ist etwa so viel, wie der gute alte Wilhelm Tell erreichte.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

Entsorgen Sie Ihre Schaltung oder Ihre Testgeräte? Stellen Sie alles in Frage!

Sie haben die Ursachen von „Ringing” und „Overshoot” identifiziert: Entkopplung, Masseführung, Parasitäten und Leitungsabschlüsse. Bei einem sorgfältigen Design funktioniert ihre Schaltung einwandfrei (wirklich!). Das Problem kann jedoch beim Testen der Schaltung auftreten. Und der Schuldige kann der Tastkopf Ihres Oszilloskops sein.

Viele schnelle Verstärker haben Schwierigkeiten beim Treiben kapazitiver Lasten (die eine Polstelle im Rückkopplungsverlauf verursachen und so die Phasenreserve senken und Instabilitäten bewirken – doch das ist ein Thema für ein anderes Mal).

Tastköpfe können den Messpunkt mit etwa 10 pF (für einen typischen 10 x passiven Tastkopf) beaufschlagen. Durch diese zusätzliche Kapazität können Oszillationen und Überschwingungen entstehen. Prüfen Sie einfach, ob ein Tastkopf mit geringerer Kapazität Abhilfe schafft. Aktive Tastköpfe haben normalerweise geringere Kapazitäten als passive. Probieren Sie es einfach aus. Alternativ könnte man einen passiven Tastkopf mit höherem Dämpfungsfaktor (100 x) verwenden. Auch diese Tastkopftypen weisen niedrigere Kapazitäten auf.

Wahrscheinlicher ist aber, dass die Induktivität der Leitung zum Masseclip des Tastkopfes für die Probleme verantwortlich ist. Die parasitäre Induktivität der Leitung und die Kapazität des Tastkopfes bilden einen Schwingkreis. Schwingkreise sind üblicherweise in Oszillatoren zu finden. Schnelle Signalflanken können genügend Energie enthalten, um den Schwingkreis anzuregen und ihn zum Oszillieren zu bringen.

Seien Sie daher brutal und kappen Sie die Leitung. Um dies zu tun, müssen Sie den Tastkopf auseinander nehmen. Entfernen Sie (durch Aufschrauben) die Plastikhülse, welche die Tastkopfspitze umgibt. Dadurch wird die äußere Metallhülle der Spitze freigelegt – dies ist die Masseverbindung. Anschließend wird der Masseclip-Anschluss entfernt. Es entsteht eine abisolierte Spitze mit freiliegender Masse. Ein solcher Tastkopf eignet sich bestens für die Messung schneller Signale.

Um diesen modifizierten Tastkopf zu verwenden, berühren Sie einfach den entsprechenden Testpunkt der Schaltung mit der Tastkopfspitze, während Sie gleichzeitig das äußere Metall mit Masse verbinden. Falls Sie eine direkte Masseverbindung nicht auf einfache Weise realisieren können, wickeln Sie einfach ein kurzes Stück blanken Draht mehrmals um die äußere Metallhülle der Spitze. Das freie Ende des Drahtes, der so kurz wie möglich sein sollte, berührt den nächst gelegenen Massepunkt.

Sie werden beeindruckt sein, welche Verbesserungen Sie mit diesem modifizierten Tastkopf bei Ihren Messungen erzielen können. Es mag vielleicht nicht so gut aussehen, funktioniert aber einwandfrei.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices.

Die Langzeitstabilität von Präzisionsverstärkern – Oder: Wie man sicher stellt, dass ICs würdevoll altern und keinen plötzlichen Tod sterben

Die Lebensdauer vieler Produkte beträgt 20 Jahre. Wie gut wird ihre Kalibrierung während dieser Zeit durchhalten?

Eigentlich recht gut. Vorausgesetzt Sie schützen Ihr Produkt vor Missbrauch.

Mein englischer Kollege mag gute Einzeiler recht gerne. Wenn er also gefragt wurde, wie Präzisions-Analog-ICs altern, antwortete er meistens „würdevoll“ oder „365 Tage im Jahr“. Obwohl diese Antworten richtig sind, sind sie nicht immer sehr hilfreich.

Präzisions-Analog-ICs sind sehr stabile Bauteile. Im Gegensatz zu Wein werden Präzisions-Analog-ICs mit zunehmendem Alter aber nicht wirklich besser. Stattdessen weisen sie normalerweise altersbedingte Änderungen von etwa 1 ppm/1.000 h auf (der genaue Wert steht eventuell im Datenblatt). Es ist wichtig zu wissen, dass sich dieser Alterungsprozess nicht einfach summiert, sondern vergleichbar mit dem Gang eines Betrunkenen ist. Falls Sie an der Mathematik interessiert sind, mit der sich der Weg eines Betrunkenen beschreiben lässt, sollten Sie die Referenz [1] lesen. Im Wesentlichen verläuft jeder seiner nächsten Schritte jedoch in einer zufälligen oder wahlfreien Richtung. Für den eindimensionalen Gang eines Betrunkenen bedeutet dies, dass die Entfernung vom Ursprung etwa proportional der Quadratwurzel der Anzahl der Schritte ist.

Übertragen auf ein Bauteil heißt dies, dass, wenn ein Bauteil mit 1 ppm/1.000 h altert, es mit √2 ppm/2.000 h altert usw. Da das Jahr 8.766 Stunden hat (durchschnittlich; 8.760 in einem normalen und 8.784 in einem Schaltjahr) ist 1 ppm/1.000 h = 2,96 ppm/Jahr = 9,36 ppm/Dekade und 13,24 ppm/2 Dekaden.

Diese Werte gelten weitgehend unabhängig davon, ob ein Bauteil im Dauerbetrieb arbeitet, gelagert wird oder vernünftigen Umgebungstemperaturen ausgesetzt ist. Da dies ein statistischer Prozess ist, sind die Abweichungen zwischen Bauteilen genau so groß wie der Effekt selber. Hohe Temperaturen beschleunigen den Prozess, jedoch nicht sehr extrem. Und die Charakteristika ändern sich bei verschiedenen Prozessen.

Sofern Ihre Schaltung den Großteil ihrer Zeit bei Temperaturen unter 100 °C verbringt, kann eine Alterung entsprechend den Werten im Datenblatt veranschlagt werden.

Allerdings gibt es einen anderen Effekt, der bei Bauteilen plötzliche Änderungen der Genauigkeit hervorruft und auch den darauf folgenden Alterungsprozess beschleunigen kann: Elektrostatische Entladung (ESD). Meist wird angenommen, dass ESD den plötzlichen Tod für einen IC bedeutet. Dies stimmt auch oft. Eine elektrostatische Entladung kann jedoch kleine Schäden verursachen, die das Bauteil nicht zerstören, sich aber auf seine Leistungsfähigkeit auswirken (und zu einem späteren Zeitpunkt zum plötzlichen Ausfall führen können). Eine solche Beschädigung ist oft einmalig, kann sich aber addieren. Einmal hatten wir einen Kunden aus Finnland, der sich beschwerte, dass einer unserer Operationsverstärker im Laufe der Jahre immer stärker rauschte. Genauere Untersuchungen ergaben, dass über die Jahre in den Sommermonaten nicht viel passierte. In den Wintermonaten jedoch begünstigte die trockene Luft des finnischen Winters die Entstehung statischer Elektrizität.

Fazit: Soll ein IC würdevoll altern, ist ein angemessener ESD-Schutz notwendig.

[1]  http://de.wikipedia.org/wiki/Zufallsbewegung
Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices

Überprüfen Sie den Biasstrom – Oder: Wie man dafür sorgt, dass ein Segen auch Gehör findet

Die Biasströme in modernen Verstärkern sind äußerst gering. Muss ich mich überhaupt um sie kümmern?

Es geschah eines Sonntags bei einer Messe in einer Kirche im irischen Limerick (dort befindet sich eine Fertigungsstätte von Analog Devices), die mein Kollege James Bryant besuchte. Der Priester schien beinahe zu flüstern, als er seinen Segen in das Mikrofon sprach: „Der Herr sei mit Euch.“ Die Verstärkeranlage schwieg, und so konnten höchstens die Menschen in der ersten Reihe den Geistlichen verstehen, der anschließend das Mikrofon in die Hand nahm und murmelte „Da stimmt was nicht mit dem Mikrofon!“ Dieser Satz wiederum wurde von der Verstärkeranlage klar und deutlich wiedergegeben und schallte durch die Kirche, was einige Gläubige herausplatzen ließ: „Mit Ihnen auch nicht!“ James konnte sich das Lachen nur mit Mühe verkneifen und bot dem Priester nach dem Gottesdienst seine Hilfe an.

Er stellte fest, dass es sich um ein Tauchspulenmikrofon mit einer differenziellen Verbindung zu einem Vorverstärker des Typs SSM2019 handelte. Das Mikrofon war absolut in Ordnung und lieferte ein Signal an die Verstärkereingänge. Lediglich die Verbindung zwischen der Kabelabschirmung und dem metallenen Mikrofongehäuse war unterbrochen. Eine fehlende Masseverbindung kann ein Brummen verursachen (was kaum zu hören war), aber weshalb sollte dieser Fehler den Verstärker mattsetzen?


title=“Uwe Bröckelmann, Analog Devices“ src=“https://autor.vogel.de/wp-content/uploads/2012/02/Broeckelmann_150x175.jpg“

Die Antwort erhielt er, als er die Vorverstärker-Schaltung näher untersuchte. Die Biasströme der beiden SSM2019-Eingänge flossen über den Mittenabgriff des Mikrofons, der mit dem Mikrofongehäuse verbunden war. Durch die unterbrochene Masseverbindung aber konnten die Biasströme nirgendwo hinfließen, und der Verstärker stellte seinen Betrieb prompt ein. Erst als Pater Adian das Mikrofon in die Hand nahm, konnte über seinen Körper genügend Strom fließen, sodass die Schaltung wieder funktionierte – wenn auch mit einem gewissen Brummen.

Alle verstärkenden Bauelemente, ob Bipolartransistoren, JFETs, MOSFETs oder sogar Elektronenröhren, weisen an ihren Eingängen Gleichströme auf, die man als Biasströme bezeichnet. Bei einigen JFETs und MOSFETs betragen diese nicht mehr als 20 fA, also 210 14A, was ungefähr einem Elektron alle 8 Mikrosekunden entspricht. An den Eingängen von Operationsverstärkern und Instrumentenverstärkern liegen die Biasströme dagegen typisch im Pico- bis Mikroampere-Bereich.

Eine Schaltung, bei deren Entwurf diese Ströme nicht gebührend berücksichtigt wurden, wird also nicht ordnungsgemäß (unter Umständen auch gar nicht) funktionieren. Weil diese Ströme aber so extrem gering sind, reicht oft schon ein gar nicht in Betracht gezogener Strompfad (wie in diesem Fall über Pater Adian) aus, um die Schaltung trotzdem funktionieren zu lassen – wenn auch wahrscheinlich nicht besonders gut.

Gute Analog-Designs zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie die von Biasströmen verursachten Effekte nicht dem Zufall oder dem Glück überlassen, sondern von vornherein einkalkulieren und dafür sorgen, dass sie sich weder auf die Leistungsfähigkeit noch auf die Funktionsfähigkeit auswirken.

James beschränkte sich deshalb auch nicht darauf, die unterbrochene Verbindung zu reparieren, sondern versah die Verstärkereingänge zusätzlich mit zwei gleichen, jeweils zur Masse führenden Widerständen. Damit war gewährleistet, dass künftige Massefehler im Mikrofon vielleicht ein Brummen hervorrufen, aber keinesfalls Pater Adian zum Schweigen bringen werden.

Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices