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Ingenieure in Bestform

Nicht nur Märkte ändern sich

Zwar haben die meisten Industrieunternehmen erkannt, dass sich ihre Märkte ändern und sie ihre Geschäftsmodelle und Jobanforderungen entsprechend anpassen müssen. Allerdings handeln sie noch nicht danach. Das belegt auch eine sehr interessante Studie von Ernst & Young, die Anfang des Jahres erhoben wurde.

Demnach wollen rund 44 Prozent der Unternehmen ins Digitale investieren, aber – und jetzt das Erstaunliche – nicht mehr als 0,8 Prozent ihres Umsatzes dafür ausgeben. Das ist viel zu wenig, wenn man bedenkt, wie viele Menschen im Hinblick auf digitale Kompetenzen erst einmal fit gemacht werden müssen. Als einen Grund für diese Zurückhaltung geben die Berater zu wenig Know-how an. Aber da wird klar am falschen Ende gespart, denn gerade der Produktionsstandort Deutschland steigt jetzt in neue Tätigkeitsfelder ein, die neue Kompetenzen mit sich bringen.

Beispielsweise forscht man in der additiven Fertigung, besser bekannt als 3-D-Druck, bereits ganz aktiv an der Zukunft und bringt neue Produkte auf den Markt. Nehmen wir individuelle Konsumprodukte (z. B. Turnschuhe) oder auch die Ersatzteilfertigung bei der Deutschen Bahn, alles wird heute bereits vom 3-D-Drucker ausgespuckt. Und die Fertigungsmöglichkeiten scheinen schier unbegrenzt. Daher wird hier auch weiterhin viel investiert.

 Zukunft zum Anfassen: 3-D-Druck

Die US-Marktforscher sagen dem 3-D-Druck bis 2020 sogar einen Umsatzanstieg von 35 Mrd. US-Dollar voraus. Denn der 3-D-Druck hilft Unternehmen nicht nur dabei, kleine Stückzahlen wie eben Ersatzteile zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren. Vor allem erzielen Firmen über 3-D-Druck mächtige Einsparpotenziale bei der Lagerhaltung und können Produkte viel schneller an den Markt bringen als zuvor.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Nachfrage nach additiv gefertigten Produkten, sondern auch auf die Nachfrage nach Fertigungsingenieuren.

Von einem klassischen Fertigungsingenieur zum Gesamtverantwortlichen für additive Fertigung

Die Jobtransformation von einem klassischen Fertigungsingenieur zu einem Gesamtverantwortlichen für additive Fertigung findet dabei im laufenden Betrieb statt. Der Ingenieur, der sich mit additiver Fertigung auskennt, punktet dort, wo ein klassischer Fertigungsingenieur naturgemäß an seine Grenzen geraten würde. Denn für die Produktentwicklung für den 3-D-Druck braucht er Projekterfahrung im Austausch mit anderen Disziplinen wie dem Produktdesign, der Softwareentwicklung, aber auch dem Management.

Für sein Jobprofil bedeutet das: Ein Fertigungsingenieur für die additive Fertigung sollte neben seiner fachlichen Ausbildung ebenso generalistische Fähigkeiten mitbringen, um seine zukünftige Aufgabe erfolgreich meistern zu können. Er braucht nicht nur die Fähigkeit, in formalisierten digitalen Systemen und Abläufen zu denken, sondern muss auch dafür Sorge tragen, dass die Spezialisten innerhalb der Fertigungskette entsprechend miteinander arbeiten. Schließlich muss er am Ende des Tages die Resultate ihrer Arbeit für die Eignung zum 3-D-Druck prüfen und bewerten.

Denn was nutzt der schönste Adidas-Schuh oder das individualisierteste Bauteil in 3-D, wenn beispielsweise Material und Fertigungsmethodik nicht zusammenpassen. Das zeigt: Es geht beim zusätzlichen Kompetenzaufbau ebenfalls um Materialkunde und um die Frage, ob sich ein bestimmter Grundstoff überhaupt für den 3-D-Druck eignet.

Aneignung der Kompetenzen der Zukunft

So weit die Wunschvorstellung. In der Realität gestaltet sich die Suche nach Personen mit diesen Qualifikationsprofilen allerdings ungleich schwerer. Denn für einen Ingenieur für die additive Fertigung gibt es keine Ausbildung und keinen Studiengang. Die Unternehmen müssen daher selbst überlegen, wie sie das nötige Know-how auch im eigenen Haus aufbauen. Oder aber, ob sie sich dafür besser externe Spezialisten einkaufen.

Wichtig für eine gute Analyse des Bedarfs ist ein realistischer Blick seitens der Personalabteilungen auf die neue Aufgabenstellung. Sie sollten wissen, welche Fachabteilung, zum Beispiel Forschung und Entwicklung, diese Kompetenzen künftig aufbauen muss, und auch, welche Ziele diese Fachabteilung mit dem 3-D-Druck erfüllen muss. Wichtig zu wissen wäre für sie ebenfalls, welche Anforderungen an den Fertigungsingenieur gestellt werden, zum Beispiel an welchen Entscheidungen aus den Fachbereichen er mitwirken darf. Daraus können sie möglicherweise schon bestimmte Qualifikationen und Fähigkeiten ableiten. Denn gerade bei stark nachgefragten Jobprofilen wie im Bereich 3-D-Druck braucht man ein einheitliches Verständnis der Anforderungen.

Alternativ können Unternehmen im Umfeld des 3-D-Drucks auch mit externen Spezialisten zusammenarbeiten. Diese sind meist schnell verfügbar und haben bereits Erfahrungen aus unterschiedlichen Projekten im Bereich der additiven Fertigung im Gepäck. Außerdem erzeugen externe Mitarbeiter immer einen guten Wissenstransfer – und das kommt wiederum den internen Fachkräften zugute.

Für weiterführende Informationen zum Thema „Jobwandel in der additiven Fertigung“ kontaktieren Sie mich gerne.

So kann flexible Arbeit Innovationen fördern

Der deutsche Mittelstand steht wohl vor der größten Herausforderung seiner Geschichte – dem Umstieg auf komplett durchdigitalisierte Fertigungsverfahren. Aus diesem Grund möchten viele Unternehmen auch kräftig in IoT-Technologien investieren. Genauer gesagt wollten sie 5 Prozent ihres Jahresumsatzes in die Digitalisierung stecken.

So lautet das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung PWC zum Thema Internet of Things. Und gerade weil diese Hidden Champions mächtig Handlungsdruck verspüren, neue Wege zu finden, um ihre Prozesse effizienter zu gestalten und Produkte stets am Puls der Zeit zu entwickeln, brauchen sie neue Arbeitskonzepte. Denn die müssen schließlich einer veränderten Wertschöpfung Rechnung tragen, um neue Geschäftsmodelle aufzubohren.

Ein Paradebeispiel für geschäftlichen Wandel

Wie so ein geschäftlicher Wandel mit entsprechend personeller Innovationskraft aussehen kann, zeigt beispielsweise der Künzelsauer Werkzeughersteller Würth. Mit Hilfe eines internen Start-ups baute er Ende letzten Jahres einen B2B-Marktplatz für C-Teile auf, und setzte damit gleichzeitig einen Schlussstrich unter sein bisheriges Vertriebsmodell. Denn wo noch vor einigen Monaten Außendienstler Firmen und Handwerker berieten, steht heute ein ausgefeilter Online-Betrieb, der Handwerkern über Shop und Apps den passenden Befestigungsbedarf in Echtzeit ausliefert.

Dieser verschlankte Prozess beinhaltet ebenfalls die Nachschubversorgung der C-Teile. Per intelligenter Schraubenbox mit eingebauter Kamera, ist es möglich, Restbestände zu erkennen und im Falle einer Unterschreitung der Mindestmenge automatisch einen Bestellvorgang auszulösen. Diese Entwicklungen zeigen, der einstige „Schraubengott“ Würth wird mehr und mehr zum Logistikanbieter.

Agile Entwicklungseinheiten im Unternehmen lassen

Möglich gemacht hat das vor allem die Entwicklung des Online-Vertriebs über das hauseigene Start-Up. Über diese Einbettung eines Teams für agile Produktentwicklung erzielt das Unternehmen gleich zwei wesentliche Vorteile. Einerseits können Fähigkeiten wie Web-Development, UX-Design und Projektmanagement unabhängig von den Abstimmungsschleifen mit angrenzenden Fachbereichen voll für die eigentliche Aufgabe ausgeschöpft werden.

Andererseits kann so der Change innerhalb des eigenen Unternehmens stattfinden, und wird nicht in Satelliten oder Labs ausgelagert. Denn die Mitarbeiter des Start-ups sind stets eng genug mit den sozialen Beziehungen des Unternehmens verdrahtet, gleichzeitig projektbedingt aber auch so eigenständig, um sich inhaltlich abgrenzen zu können. Diese Art der Produktentwicklung zeichnet sich bewusst durch einen starken Experimentiercharakter aus: das Team entwickelt zunächst im kleinen Rahmen durch „Trial-and-Error“ einen neuen Service, und erkennt sofort mögliche Schwachstellen. Die noch vor dem offiziellen Roll-out ausgemerzt werden können.

Externe Spezialisten schaffen Wettbewerbsvorteile

Betriebe, die ihre Innovationen nicht über hauseigene Start-ups oder Kooperationen umsetzen können, haben allerdings noch eine andere gute Möglichkeit, langwierige Produktionszyklen zu digitalisieren. Hochkarätige externe Spezialisten im Fertigungsumfeld verfügen aktuell bereits über gute Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Digital-Projekten. Sie bringen eine Art Querschnitts-Know-how mit, da sich die Projektteams immer aus diversen Fachbereichen zusammengesetzt haben, und können solch einen Team-Mix auch führen.

Agile Produktentwicklungen auf Basis eines flexiblen Fachkräftemodells hat gerade für Marktführer im Produktionsbereich mehrere Vorteile: erprobtes Digital-Know-how, Fähigkeit gemischte Teams zu führen, schnelle Verfügbarkeit und hohe Umsetzungsstärke. Nicht zuletzt schafft diese flexible Beschäftigungsbasis echte Wettbewerbsvorteile für die Industrieunternehmen – und genau darauf kommt es ja an.

Wie die digitale Transformation ganze Geschäftsmodelle ändert

Die digitale Transformation verändert neben ganzen Prozessketten und bereichsspezifischen Fachkenntnissen merklich auch Geschäftsmodelle. Denn Konsumenten und Kunden wollen mehr: mehr Angebot, mehr Erlebnis und einen individuellen Zuschnitt der Produkte oder Services.
Als Beispiel möchte ich an dieser Stelle Daimler und BMW nennen. Beide Größen im Automobilbereich durchleben derzeit den gleichen schleichenden Prozess: Weg von reinen Fahrzeugherstellern und hin zu Mobilitätsdienstleistern.

Das Mantra der Mobilität

Warum? Ganz einfach: Das Geschäft mit der Mobilität boomt. Uber, der amerikanische Online-Vermittlungsdienst für Fahrdienstleistungen, gilt bereits heute als ernsthafter Konkurrent für die bayrischen Motorenwerke und wird mit einem aktuellen Wert von über 60 Mrd. Euro bereits jetzt schon an der Börse höher bewertet als BMW.

Doch wie schaffen traditionelle Unternehmen den Sprung ins digitale Zeitalter? Die zur Bearbeitung der neuen Themen notwendigen Kompetenzen können nur wenige der Unternehmen intern aufbauen; Betriebe greifen somit, neben einer gezielten Aufstockung des eigenen Personals, auch auf flexible Beschäftigungsverhältnisse zurück. Zudem bieten Ideenwettbewerbe in der Hochschulszene oder Kooperationen mit Start-ups eine willkommene Möglichkeit, neue Dynamiken durch Innovationen entstehen lassen. An der Eliteuniversität Stanford im Silicon Valley gibt es keinen Studierenden, der nicht in irgendeiner Art und Weise an einem Start-up beteiligt ist. Denn die jungen Leute sind vor allem eines: wissbegierig, ehrgeizig und innovativ.

Fit für die digitale Transformation

Wie machen sich jedoch Start-ups oder der Mittelstand fit für die digitale Transformation? Laut  KFW befinden sich die Mittelständler noch in einer früheren Phase der Digitalisierung. Zwar haben bereits ca. 70% der Unternehmen kleinere Digitalisierungsprojekte umgesetzt und in neue Technologien oder Verbesserung der IT-Kompetenz investiert, aber die einzelnen Investitionen hatten meist nur einen überschaubaren Umfang.

Unternehmen mit unter zehn Beschäftigten setzten für digitale Themen weniger als 10.000 Euro pro Jahr ein – und planen für die nächsten Jahre keine höheren Ausgaben. Knapp die Hälfte der großen Mittelständler (150+ Beschäftigte) geben dafür über 100.000 Euro im Jahr aus.
Doch das reicht nicht. Neben der Rekrutierung entsprechender Fachkräfte sind auch die Führungskräfte als Vorbilder und Coaches gefragt. Zudem sollten speziell kleinere Unternehmen strategische Partnerschaften mit externen Dienstleistern etablieren. Dies ist vor allem wichtig, dass bei Bedarf die benötigten Kompetenzen schnell bereitstehen sowie die Kosten für Sourcing, Einarbeitung und Abrechnung externer Fachkräfte begrenzt werden.

Bei der Neuausrichtung der Geschäftsmodelle geht es folglich um drei entscheidende Punkte: die Produkte oder Services zu digitalisieren, die Schnittstelle zu den Kunden entsprechend aufzubauen und die damit verbundenen Backend-Prozesse Inhouse entsprechend zu modernisieren.

Sie wollen mehr über einzelne Branchen im digitalen Wandel erfahren? Dann besuchen Sie www.hays.de/studien.

Digitalisierung: Gefragt sind Generalisten statt Nerds

Die Produktion 4.0 erfordert zweifellos neue Technologien, um Echtzeitplanungen und -steuerungen in einer modernen Fabrik zu verwirklichen.

Kein Wunder, denn Projekte und Produkte werden in immer kürzeren Entwicklungszyklen auf den Markt gebracht. Der durch die Digitalisierung spürbare Innovationsdruck führt dazu, dass sich Mitarbeiter in jedem zweiten Unternehmen bereits mehr als 20% ihrer Arbeitszeit mit neuen digitalen Themen beschäftigen – Tendenz weiter steigend.

Die Relevanz neuer Themen

Um die Fabrik der Zukunft noch effizienter und schlanker zu gestalten, arbeiten Mitarbeiter zunehmend mit neuen Softwaresystemen. Die angebundene Cloud simuliert einen realen Produktionsvorgang und gibt wichtige Informationen über die Projektierung der Maschine.

Durch diese datengestützte Produktion müssen sich beispielsweise Ingenieure ein interdisziplinäres Wissen aus den Bereichen Mechanik, Elektrik oder Softwareprogrammierung (wie zum Beispiel C#, .net, C++ und Java) aneignen.

Darüber hinaus nehmen Fremdsprachenkenntnisse durch die zunehmende Internationalisierung und Globalisierung nach wie vor eine Schlüsselrolle ein. Hier liegt vor allem Englisch im Trend, je nach Import-/Exportlandland jedoch auch Chinesisch, Spanisch oder Französisch. Rechtliche und wirtschaftliche Kenntnisse wie beispielsweise das Wissen über Zolleinfuhrbestimmungen oder Rentabilitätsrechnungen runden den Ingenieur 4.0 ab.

Die Deckung des Kompetenzbedarfs wird zur Kernherausforderung

Für die Bearbeitung der Innovationsthemen setzen Unternehmen stärker auf Generalisten und Umsetzer statt auf kreative Köpfe und Nerds. Dies zeigt eine Studie von Hays und PAC, für die über 108 Entscheider deutscher Automobilhersteller und -zulieferer aus den Bereichen IT, Fertigung, F & E sowie Konstruktion und Produktionsplanung befragt wurden, auf.

Unternehmen in der Automobilindustrie bevorzugen in der Digitalisierung erfahrene Experten (55 %) statt Hochschulabsolventen (36 %). Da die Digitalisierung ein interdisziplinäres Thema ist, bevorzugen Firmen deutlich öfter Generalisten (62 %) statt Themenspezialisten (35 %). Obwohl Kreativität im Change-Prozess eine wichtige Rolle einnimmt (35 %), haben umsetzungsorientierte Mitarbeiter (63 %) die Nase vorn.

Um die vielfältigen neuen Themen effektiv zu bearbeiten, setzen die befragten Führungskräfte zudem auf strukturelle Maßnahmen, etwa auf eine bessere technische Ausstattung (47 %) der IT-Infrastruktur und auf flachere Hierarchien (44 %). Die Strategien zur Deckung des Kompetenzbedarfs lösen die Unternehmen jedoch meist ähnlich, indem sie das eigene Personal gezielt aufstocken und dieses durch externe Spezialisten ergänzen.

Letztlich umfasst die digitale Transformation jedoch mehr als nur die IT – vor allem die Führungskräfte selbst haben einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg bei der Entwicklung und dem Aufbau entsprechender Kompetenzen. Zudem sollten projektwirtschaftliche Strukturen starre Prozesse und Organisationssilos ersetzen, sodass Unternehmen auch entsprechend auf dynamische Marktentwicklungen reagieren können.

Ich freue mich über einen Meinungsaustausch mit Ihnen zu diesem Thema.