Gebloggt: Ubuntu Server 14.10 veröffentlicht

Ich äussere mich hier in der Regel nicht zu aktualisierten Linux-Distributionen, insbesondere, wenn Sie wie Ubuntu vorrangig Endanwender und den Desktop-Einsatz adressieren. Der 10. Geburtstag von Ubuntu soll mit der letzte Woche erfolgten Veröffentlichung von Ubuntu 14.10 eine Ausnahme darstellen. Die bringt zwar gerade für Deskop-Nutzer kaum Neuerungen, interessant sind aber die Aktualisierungen in Ubuntu Server.

Kaum Neuerungen beim Desktop

Man könnte darüber spekulieren, ob Canonical Ressourcen von der Ubuntu-Entwicklung zugunsten von Ubuntu Phone abzieht, auf das der Hersteller derzeit grosse Hoffnungen setzt und offenbar den grössten Teil seiner Ressourcen widmet. Die Geburtstagsversion  Utopic Unicorn von Ubuntu beschränkt sich offenkundig weitgehend auf das Aktualisieren der Softwareausstattung und bietet so gut wie keine Neuerungen beim Unterbau, der leider noch immer nicht die Umbauten erfahren hat, welche den Linux-Desktop und das Smartphone-Betriebssystem auf eine gemeinsame technische Basis stellen sollen, etwa in Form von Unity 8 oder dem Display-Server Mir. Mit an der Oberfläche kaum wahrnehmbaren Neuerungen und etwas Feinschliff unter der Oberfläche mutetet Ubuntu 14.10 eher wie ein Long Term Release an und unterscheidet sich nur in wenigen Punkten von der aktuellen LTS-Version 14.04. Der Unity-Desktop etwa trägt immer noch die Versionsnummer 7 und hat nur Fehlerkorrekturen erfahren. Im Unterbau basiert Unity 7 immer noch auf einer recht betagten Gnome-Version. Auch wenn Canonical die Toolkit GTK+ auf die Version 3.12 (aktuell derzeit ist 3.14) aktualisiert hat, sind die meisten GNOME-Anwendungen und Infrastruktur-Komponenten immer noch auf    dem Stand von Gnome 3.10. Immerhin ist Firefox mit Version 33 auf einem aktuellen Stand. Darüber hinaus bringt Ubuntu 14.10 einen recht aktuellen 3.16′ er Kernel mit .

Unter der Haube

Auch der schon vor einiger Zeit beschlossene Wechsel des Boot-Systems auf systemd lässt auf sich warten. Zwar ist systemd jetzt in den Paketquellen verfügbar, vorerst aber nur als Alternative zum Noch-Standard Upstart. Nutzer, die systemd ausprobieren wollen sollten beachten, dass zahlreiche Ubuntu-Programme derzeit noch keine systemd-Units haben. Neu unter der Haube ist auch, dass das Sicherheitsframework AppArmor in der beiliegenden Version 2.8.98 jetzt auch den Zugriff auf Unix Sockets regelt.

Ubuntu Server im Detail

Bei Ubuntu Server sticht vor allem die neue OpenStack-Version Juno hervor.  Ausserdem wurde das Service-Orchestration-Tool für Ubuntu Juju auf das aktuelle stabile Release 1.20.10 aktualisiert, einschliesslich der Verwaltungsmodule, auch Charms genannt. Dabei wurde auch das Charm für OpenStack für Juno angepasst. Mehr Informationen hierzu finden sich in den Release Notes zum Upstream-Release. Ferner haben die Entwickler auch den verteilte Objektspeicher Ceph aktualisiert und Ubuntu 14.10 eine Vorab-Version von Calamari, einer grafische Verwaltungssoftware für Ceph-Dateisysteme beigelegt. Darüber hinaus liegt Docker jetzt in Version 1.2 bei. Nutzer von Ubuntu Server, die trotzdem die aktuellste Upstream-Version von Docker installieren möchten, finden hier passenden Instruktionen für Ubuntu Server. Auch der Virtualisierungs-Stack von Ubuntu Server hat Aktualisierungen erfahren. So liegt libvirt jetzt in Version 1.2.8 bei. Damit können Container, die über die LXC-Schnittstelle von libvirt (libvirt-lxc) laufen, jetzt im apparmor-geschützten Betrieb starten. Darüber hinaus unterstützt libvirt 1.2.8 cgmanager. LXC selbst ist jetzt in Version 1.1 an Bord, die um Zusammenhang mit Containern das Erstellen von Checkpoints beherrscht. Die Funktion ist allerdings noch als Technologievorschau eingestuft. Ferner haben die Ubuntu-Entwicker cloud-init auf Version 0.7.6 aktualisiert. Die Version bereinigt zahlreiche Fehler im Zusammenhang mit dem Starten von Ubuntu via systemd.

Bcache

Ebenfalls als Technologievorschau in Ubuntu Server 14.10 enthalten ist die im Kernel aktivierte Unterstützung für bcache. Bcache erlaubt es,  Block-Devices innerhalb eines Linux Systems ab Kernel Version 3.10 mithilfe anderer Block-Devices zu cachen (z.B. ein RAID6 aus Festplatten mit einem RAID1 aus SSDs). Der Name setzt sich aus block device cache zusammen. Das zugehörige Userspace-Paket bcache-tools finden sich ebenfalls in den Paketquellen. Die Entwickler empfehlen vor eigenen Experimenten mit bcache dringend, ein vollständiges Backup vorzunehmen. Per Voreinstellung ist bcache mit Fokus auf den Server-Einsatz aktiviert. Schliesslich haben die Entwickler auch MAAS (Metal-as-aService) auf das aktuelle Beta-Release 7-beta8 aktualisiert, das viele neue Funktionen und zahlreiche Fehlerkorrekturen mitbringt, über die Release Notes von Maas informieren.

Herunterladen

Ubuntu 14.10 Server steht ab sofort auf der Projekt-Seite zum  Herunterladen zur Verfügung. Wie üblich wurden zeitgleich auch die Ubuntu-Derivate Kubuntu, Ubuntu GNOME oder Xubuntu aktualisiert. Angesichts der marginalen Verbesserungen zu Ubuntu 14.04 sollten Desktop-Nutzer  überlegen, ob sich ein Update wirklich lohnt, denn immerhin bietet Ubuntu 14.04 Long Term Support. Da Canonical zudem Nicht-LTS-Versionen nur noch 9 Monate mit Updates versorgt, müssen Nutzer der regulären Version dann spätestens den Wechsel von 15.04 auf 15.10 ebenfalls mitgehen, was sich angesichts der anstehenden grösseren Umbauten als problematisch erweisen könnte. Nutzers von Ubuntu-Server stehen mit der Version 14.10 hingegen zahlreiche interessante neuen Funktionen zur Verfügng, allen voran OpenStack Juno.

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