Via Periscope konnten Nutzer aus aller Welt selbst die Chefredaktionskonferenz live mitverfolgen und hören, welche Themen für die nächste Printausgabe der BILD geplant sind. Sie konnten sogar Vorschläge für Themen und Überschriften einbringen. Ergebnis: 64.000 Live-Viewer, 130.000 Herzen, 4000 neue @periscopeco Follower.
Weil ich über die Aktion „#24hBILD bei Periscope“ einen Blogpost verfasst hatte, schalteten mich zwei Tage später Kollegen des Deutschlandfunks in ihre Sendung und fragten mich nach meiner Einschätzung zu diesem Experiment. Ich bewertete es unter anderem als eine gelungene Maßnahme, um Vertrauen der Menschen in das Produkt Zeitung herzustellen. Können Unternehmen auch hier wieder von Medien lernen?
So könnte in diesen Tagen eine via Periscope live gestreamte Vorstands- oder Aufsichtsratssitzung von VW sehr reizvoll anzusehen sein. Zugegeben, das ist schon etwas anderes als eine Redaktionskonferenz und nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Aber das heißt nicht, dass Firmen das Livestreaming nicht doch für ihre Kommunikation mit ihren Anspruchsgruppen bzw. als Mittel zur Partizipation und Interaktion nutzen können.
- Ich kann mir zum Beispiel gut vorstellen, dass Werbeagenturen und Unternehmen via Livestream eine Auswahl an Logos oder Claims präsentieren und die Nutzer bitten, ihre Meinung dazu zu sagen.
- Oder: Schon früher haben Firmen Entwürfe für Produktgestaltungen ihrer Fangemeinde auf Facebook zur Abstimmung vorgelegt. Das kann man heute in Echtzeit via Livestreaming tun.
- Warum die Produktentwicklung oder ihre Weiterentwicklung nicht auch via Interaktion in Echtzeit optimieren? Viele B2B-Firmen nutzen dafür schon seit Jahren die sozialen Medien, machen es also öffentlich.
Weniger Überwindung benötigt man, wenn man etwa die eigene Pressekonferenz (die ja ohnehin öffentlich sein soll) per Livestream ins Netz stellt. Einige Firmen tun das bereits. Man kann aber auch eigene Livestream-Formate entwickeln. Dazu eignen sich wahlweise regelmäßige CEO-Interviews, Vorstellungen von Mitarbeitern (etwa aus dem Vertrieb oder dem Service) oder eines Auszubildenden oder eines Ausbildungsberufs im Unternehmen. Dafür benötigt man ein Konzept, gute Vorbereitung und natürlich Manpower hinter und vor der Kamera. Auch hierfür gibt es bereits gute Beispiele von B2B-Unternehmen wie etwa das der Krones AG.
Ganz wichtig: Achten Sie auf den richtigen Ton. Es gibt nichts Lästigeres, als einem Livestream lauschen zu wollen, bei dem man kaum etwas erkennt oder eben nichts versteht. Neben einer ruhigen Kameraführung, ausreichender Beleuchtung sollte also auch für ein externes (Richt-)Mikrofon am Smartphone gesorgt sein. Und: Periscope ist nicht die einzige Livestreaming-App. Es gibt noch Meerkat, Bambuser und andere. Einfach mal ausprobieren, eigene Ideen entwickeln und stets die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen beachten.