Atheneum: Wie werden Tablet & Co. im Gesundheitssektor verwendet?
Robert Schneider: Der Siegeszug der Consumer-Geräte im professionellen Umfeld ist gigantisch. Im Gesundheitssektor macht beispielsweise eine Verwendung von Notebooks bei der Visite keinen Sinn. Ein Arzt mit Smartphone oder Tablet als Diagnosehilfe ist hingegen vorstellbar. Die mobilen Geräte bringen sehr viele neue Anwendungen mit sich.
Wie ist die aktuelle Situation in den deutschen Behandlungszimmern?
Gesundheitskarten und -Systeme sind in allen 280.000 Arztpraxen, Kliniken und anderen Gesundheitsstellen in Deutschland im Einsatz. Pro Arztpraxis werden dafür ca. 2000 Euro investiert. Diese sind allerdings nicht für die mobile Verwendung gedacht. Hier sind mobile Geräte und kostengünstigere Lösungen der Verschlüsselung sinnvoll. Die mobile Lösung ist flexibel und ca. 50% günstiger.
Wie kann eine solche Lösung aussehen?
Am Beispiel des Pflegesektors ist offensichtlich, dass die 600.000 Beschäftigten im jeweiligen Krankenhaus, oder bei den Klienten zu Hause mobil sein müssen. Dabei müssen folgende Anforderungen erfüllt werden: Identifizierung des Patienten, Dokumentation der Arbeitsschritte und Weiterleitung der Daten an die Krankenkassen. Das ist zum Beispiel möglich mithilfe eines kleinen 7-Zoll-Tablets /-Smartphones und dem Einsatz der Patientenkarte, um den Patienten sicher zu identifizieren. Zudem könne Uhrzeit und Datum der Tätigkeit automatisch aufgezeichnet werden. Damit kann das gesamte Berichtswesen eingespart werden, wo am Ende des Tages viel Zeit verloren geht.
Warum genau ist die Smartcard hier eine gute Lösung?
Ähnlich einer Geldkarte ist sie als Patientenkarte ein digitales Identifizierungsmittel. 80 Millionen diese Karten sind in Deutschland ausgegeben worden. Die Informationen werden auf speziellen sicheren Chips auf der Smartcard verschlüsselt. Von deutschen und französischen Firmen erfunden, bedeuten die Smartcards eine der wenigen Vorreiterrollen für Europa in der IT-Industrie. Wichtige Firmen sind Chiphersteller wie Infineon, Kartenhersteller wie Gemalto, die Bundesdruckerei und Giesecke & Devrient.
Was ist der grundlegende Vorteil dieser Smartcards?
Die Datensicherheit durch Schutz der Quelle. Die Daten werden an der Quelle verschlüsselt, dort wo sie entstehen. Auch Medizingerätehersteller beginnen, diese Sicherheitsschnittstelle zu verbauen. Der Preis ist ein weiteres Argument: Die höchste Stufe der Verschlüsselung gibt es bereits für einen Dollar. Im Gesundheitssektor kann so die gesamt Patientenakte gespeichert und verschlüsselt werden und durch zusätzliche Daten wie z.B. GPS- und Standortinformationen angereichert werden.
Wenn GPS-Daten aufgezeichnet werden, klingt das ein wenig nach NSA und Überwachung…
Besonders wichtig ist, dass die Datenschutzrichtlinien in diesem Bereich eingehalten werden. Auf dem Schwarzmarkt beispielsweisen verdienen Hacker an Gesundheitsdaten pro Satz ca. 50 Dollar, wohingegen die Payment-Daten nur 20 Dollar wert sind. Um den Datenschutz ganzheitlich zu gewährleisten entwickeln Identos, das Systemhaus Concat und die Fraunhofer-Gesellschaft eine interoperable Plattform für eine sichere mobile Datenübertragung von der Erfassung der Daten bis zu ihrer Verarbeitung.
Was ist eine interoperable Plattform?
Die ausgetauschten Daten sind komplett verschlüsselt, aber es handelt sich um eine offene, standardisierte Plattform. Das hat den Vorteil, dass der Datenschutz eingehalten wird und gleichzeitig eine Verwendung von verschiedenen Parteien vollzogen werden kann. Besonders wichtig wird das in der Telemedizin. Beim Datentransfer von der medizinischen Versorgung der Patienten im eigenen Heim zum behandelnden Arzt müssen diese sensiblen Daten sicher sein.