Denn nicht nur in diesem sehr konkreten Fall tangieren uns Fachleute aus Marketing, Kommunikation, Produktmanagement und Vertrieb die Angriffe von Paris. Vielmehr bedrohen sie auch jene Freiheiten, die existenziell sind für die Ausübung unserer kreativen Berufe: Ohne öffentliche Sicherheit kein Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern in den Staat. Ohne offene Gesellschaft keine künstlerische Freiheit, kein Platz für innovative Marketing- und Werbekonzepte. Ohne öffentlichen Frieden keine unbeschwerte Konsumfreude auf öffentlichen Plätzen wie Weihnachtsmärkten, in großen Einkaufszentren, Restaurants, Bars oder Fußballstadien.
Diese Zusammenhänge bestätigt unter anderem der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Er warnte Anfang der Woche vor signifikanten Schäden für die Wirtschaft durch Terrorismus mit fatalen Folgen für die ökonomische Erholung Europas. Immerhin werde auch Deutschlands wirtschaftliche Dynamik fast ausschließlich durch die starke Nachfrage deutscher Konsumenten getrieben, so der Berliner Ökonom im Tagesspiegel. Unterdessen will die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nach den Anschlägen von Paris negative Auswirkungen auf das Konsumklima hierzulande nicht ausschließen.
Ich möchte noch einen weiteren Zusammenhang zwischen unserer Branche und den Anschlägen von Paris skizzieren. Dabei geht es um die Inhalte unseres Schaffens und damit die Verantwortung für unser Tun. Gerade im B2B-Bereich sind wir uns dieser Verantwortung für unsere Gesellschaft und den öffentlichen Frieden sehr bewusst und nehmen sie sorgfältig wahr. Im Konsumgüterbereich gibt es dagegen schon mal unangemessene Ausrutscher. So hat etwa der amerikanische Publisher Activision die neueste Version seines Ego-Shooter-Spiels „Call of Duty: Black Ops 3“ im Rahmen einer 4-stündigen Twitter-Kampagne vermarktet. Das Perfide dabei: Die Kampagne wurde als Liveblogging über einen angeblichen Terroranschlag in Singapur so realitätsnah inszeniert, dass Bürger die Marketing-Aktion nicht als solche erkannten. Später entschuldigte sich das Unternehmen dafür.
Vor dem Hintergrund der genannten Fakten wird überdeutlich, wie sehr uns Fachleute aus Marketing, Kommunikation, Produktmanagement und Vertrieb jede Form von Terrorismus und die durch ihn erzeugte Unsicherheit und Angst – wie gestern in Hannover – unmittelbar betrifft. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollten wir uns vehement dagegen positionieren. Nach den Anschlägen von Paris haben dies Unternehmen weltweit getan, wie unter anderem diese Beispiele zeigen. Auf diese und andere Weise haben sie die Vermarktung ihrer Waren und Dienstleistungen um die Vermarktung eines noch höheren Gutes erweitert: unserer Freiheit. In diesem Sinne sind sie Vorbild für alle Unternehmen. Unabhängig von Größe und Markt. Das ist des Pudels Kern.