Zur Begründung verwies ich auf das Beispiel eines Gastronomen, der sich ratlos darüber wundern musste, dass eines Tages seine Gäste fernblieben. Wäre er in den sozialen Netzwerken präsent gewesen, hätte er rechtzeitig erfahren, dass sich seine Gäste dort über den unangemessenen Service eines neuen Mitarbeiters und das ausbaufähige Angebot seines Kochs beklagten. Diese Informationen hatte er jedoch nicht und musste schließen.
Digital Natives: Einkäufer von morgen
Kein Unternehmen kann es sich noch leisten, Social Media als Hype abzutun, der vorüber ziehen werde. Über soziale Netzwerke werden heute und in Zukunft Waren und Dienstleistungen entwickelt und optimiert. Über diese Kanäle werden Aufträge vergeben, Produkte vermarktet, Mitarbeiter rekrutiert, Images gepflegt. Diesbezüglich gibt es auch keinen Unterschied zwischen B2C und B2B, auf den sich noch immer KMU-Manager etwa der Investitionsgüter-Branche berufen. Denn die Digital Natives von heute sind die Einkäufer, Produktentwickler, Vertriebler, Kundenberater von morgen. Sie sind mit diesen Medien aufgewachsen und erwarten, dass sie sie auch in ihrem beruflichen Alltag zu beruflichen Zwecken einsetzen können.
Acht von zehn Firmen faxen lieber
Dennoch nutzen nur 15 Prozent der Unternehmen in Deutschland soziale Netzwerke für die interne oder/und externe Kommunikation. Stattdessen vertrauen acht von zehn Firmen noch immer lieber auf das Faxgerät. Das sind fast 80 Prozent der Unternehmen. Nur halb so viele (40 Prozent) setzen auf Online- oder Videokonferenzen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Digitalverbandes Bitkom. „Die Zurückhaltung bei der Nutzung sozialer Medien und beim Einstieg in die App-Ökonomie steht geradezu symbolisch für den noch zu zögerlichen Ansatz vieler Unternehmen bei der digitalen Transformation“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Dazu passt die Aussage des Geschäftsführers eines mittelständischen Unternehmens, der mir gegenüber vor kurzem einräumte, dass er die Konsequenzen des geänderten Mediennutzungsverhaltens der Menschen für sein Unternehmen bislang unterschätzt habe.
Digitaler Dialog ist existenziell
Wie schwer sich gerade viele KMU mit der Digitalisierung und dem vernetzten Dialog mit ihren Kunden tun (Kommunikation 4.0) zeigt auch die Tatsache, dass viele Firmen entweder keine oder nicht zeitgemäße Homepages haben, die etwa für mobile Endgeräten optimiert sind. Das bestätigen mir zum Beispiel Vertreter von Industrie- und Handelskammern, die zudem beklagen, dass viele Einzelhändler noch Optimierungspotenzial beim eCommerce haben. Auch die zunehmende Ablehnung von Werbung durch die Nutzer ist bei etlichen Unternehmen noch nicht angekommen. Dieser Entwicklung müssten sie eigentlich dringend Rechnung tragen, zum Beispiel durch hochwertige narrative Inhalte. Doch allzu häufig werden Themen wie „Content Marketing“ und „Storytelling“ als Luxus oder Hype betrachtet. Doch egal wie man diese Kinder nennt: Kunden wollen heute anders angesprochen werden als noch vor einigen Jahren. Diese Änderungen im digitalen Dialog zu berücksichtigen, ist existenziell für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.
Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig, als sich auf die vernetzte Kommunikation 4.0 einzustellen und die erforderlichen personellen und strukturellen Ressourcen in ihren Häusern zur Verfügung zu stellen. Wer das nicht tut, riskiert den Verlust von Aufträgen, den Verlust der Reputation und am Ende den Verlust von Arbeitsplätzen.
Wissen teilen und überzeugen
Wir, die wir uns beruflich mit Marketing und Kommunikation befassen und uns zum Beispiel auf dieser Plattform darüber austauschen, wissen das. Für uns sind diese nüchternen Zusammenhänge klar und ganz selbstverständlich. Damit stehen wir aber auch in der Verantwortung, dieses Wissen mit denen zu teilen, für die bislang die Entwicklung und der Vertrieb ihrer innovativen Produkte im Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns standen. Diese Unternehmer sind fleißig, verantwortungsbewusst, bodenständig. Gerade deshalb sind sie in der Regel gleichzeitig offen für verständlich und überzeugend vorgetragene Argumente. Selbst für so komplexe Themen wie das der Kommunikation 4.0. Dort, wo der Prophet trotz aller Kompetenz leider im eigenen Land nichts gilt, können externe Sparringspartner argumentativ unterstützen. Am Ende eint uns das Ziel, durch unser Know-how signifikante Beiträge zum Erfolg von Unternehmen zu leisten. Das ist des Pudels Kern.