Von wegen Digital Natives!

Natürlich kennen sie dann auch kein Periscope aus eigener Anschauung. Und wie steht es mit Snapchat? Instagram? Pinterest? Alles Fehlanzeige! 20 bis 25-jährige Studierende, die einmal berufliche Erfolge im Journalismus oder in der Kommunikation erzielen wollen, sind im privaten Umgang mit sozialen Medien offenbar sehr zurückhaltend. Kollegen an anderen Hochschulen bestätigen mir dies. Aus ihrer Erfahrung liegen die Quoten bei der Social-Media-Nutzung junger Bachelor-Studenten zum Teil noch deutlich unter den genannten 30 Prozent.

Digital Native ist keine Qualifikation

Was heißt das für die Unternehmenskommunikation? Ganz einfach: In der digitalen Welt aufgewachsen zu sein, qualifiziert junge Menschen nicht automatisch für den Umgang mit sozialen Medien. Schon gar nicht für die Besonderheiten professioneller Online-Kommunikation im Geschäftsleben. Dennoch werden viele von ihnen – vor allem im Mittelstand – an die Social-Media-Front geschickt. Ein bisschen erinnert mich das an jene Unternehmer, die vor etlichen Jahren ihre Firmenwebsite von der Nichte haben gestalten lassen, weil sie gut in Kunst war und schon mal auf Facebook ein Foto hochgeladen hatte.

Den jungen Medienprofis von morgen ist absolut kein Vorwurf zu machen. Sie sagen mir ganz ehrlich, dass sie schlicht nicht wissen, was sie eigentlich posten sollen. Dahinter steckt sicher ein gerüttelt Maß an natürlicher Zurückhaltung, die vor Fehlern schützt. Viel entscheidender dürfte aber fehlendes Wissen über die Chancen und Risiken der Online-Kommunikation sein. In der Schule haben sie es nicht gelernt, denn ihre Lehrer kannten sich entweder selbst nicht damit aus oder hatten im straffen Lehrplan nur wenig Freiraum, diese Themen zu integrieren. In vielen Fällen konnten auch die Eltern keine große Hilfe sein – ebenfalls in Ermangelung entsprechender Kompetenzen und Zeitressourcen. An den Hochschulen bekommen sie zwar Grundkenntnisse von erfahrenen Lehrkräften vermittelt. Aber bei vielen Absolventen wird der Bedarf nach Training-on-the-Job bleiben.

Digital Natives nicht überfordern

An dieser Stelle sind die Unternehmer gefordert. Denn Kommunikation ist Chefsache. Über alle Abteilungen und Führungsebenen hinweg. Wer das nicht beherzigt, wer seine Firma nicht fit für vernetzte Kommunikation 4.0 macht, setzt nicht nur den Erfolg seines Unternehmens aufs Spiel. Er überfordert auch junge Kolleginnen und Kollegen, die zwar als Digital Natives bezeichnet werden, aber in der digitalen Kommunikation – selbst nach einem entsprechenden Studium – noch viel in der Praxis und für die Praxis lernen wollen und müssen: Über Social Media Strategien, Maßnahmen, Guidelines,  über Content Marketing Tools, Digital Storytelling etc. Das ist des Pudels Kern.

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