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Achten Sie auf die parasitären Elemente von Kondensatoren

Bild 1 zeigt die grundlegenden parasitären Effekte eines Kondensators, nämlich den effektiven Serienwiderstand (ESR) und die effektive Serieninduktivität (ESL). Außerdem ist die Impedanz von Keramik-, Aluminiumelektrolyt- und Aluminium-Polymer-Kondensatoren – den drei wichtigsten Kondensatorbauarten – als Funktion der Frequenz grafisch dargestellt. Die Werte, auf deren Basis die Kurven erzeugt wurden, sind in Tabelle 1 aufgeführt. Es handelt sich dabei um typische Werte, wie man sie in synchronen Abwärtswandlern für niedrige Spannungen (1  bis 2,5 V) und eine mittlere Stromstärke (5 A) vorfindet.

 

Tabelle 1: Ein Vergleich der drei Kondensatorbauarten zeigt, dass alle Varianten ihre spezifischen Stärken haben. (Bild: TI) Tabelle 1: Ein Vergleich der drei Kondensatorbauarten zeigt, dass alle Varianten ihre spezifischen Stärken haben. (Bild: TI)

Bei niedrigen Frequenzen gibt es bei keinem der drei Kondensatortypen Anzeichen für parasitäre Effekte, denn die Impedanz wird hier eindeutig nur von der Kapazität bestimmt. Doch schon bei einer relativ geringen Frequenz geht die Impedanz des Aluminiumelektrolyt-Kondensators nicht weiter zurück und wird zunehmend resistiv. Diese resistive Charakteristik bleibt dann bis zu einer relativ hohen Frequenz erhalten, von der an sich der Kondensator induktiv verhält.

Der Aluminium-Polymer-Kondensator ist der nächste, der in seinem Verhalten vom Ideal abzuweichen beginnt. Interessanterweise besitzt er einen niedrigen ESR, während der ESL zutage tritt. Der Keramik-Kondensator besitzt ebenfalls einen geringen ESR, doch wegen seiner kleineren Gehäuseabmessungen ist sein ESL-Wert geringer als der des Aluminiumelektrolyt- und des Aluminium-Polymer-Kondensators.

Bild 2: Der Kondensator und seine parasitären Elemente erzeugen in einem nicht lückenden, synchronen Buck-Schaltregler verschiedene Welligkeitsspannungen. (Bild: TI) Bild 2: Der Kondensator und seine parasitären Elemente erzeugen in einem nicht lückenden, synchronen Abwärtswandler verschiedene Welligkeitsspannungen. (Bild: TI)

Bild 2 zeigt die (simulierten) Spannungen am Ausgangskondensator eines nicht lückenden, synchronen Abwärtswandlers mit einer Schaltfrequenz von 500 kHz. Dabei werden die dominanten Impedanzen der drei Kondensatoren in Bild 1 zugrunde gelegt – die Kapazität im Fall des Keramik-Kondensators, der ESR im Fall des Aluminium-Elkos und die ESL im Fall des Aluminium-Polymer-Kondensators.

Die rote Kurve gibt die Spannung am Aluminiumelektrolyt-Kondensator wieder, dessen Impedanz durch den ESR dominiert wird. Die Welligkeitsspannung steht hier in direktem Zusammenhang mit dem Welligkeitsstrom der Drossel. Die blaue Kurve zeigt die Welligkeitsspannung am Keramikkondensator, der durch geringe ESR- und ESL-Werte gekennzeichnet ist. Die Welligkeitsspannung ist hier das Integral des Welligkeitsstroms in der Ausgangsdrossel. Da der Welligkeitsstrom linear ist, führt dies zu einer Abfolge über die Zeit quadrierter Abschnitte und ergibt einen sinusförmigen Verlauf.

Die grüne Kurve schließlich zeigt die Welligkeitsspannung, wenn die Impedanz des Kondensators vom ESL-Wert dominiert wird, wie im Fall des Aluminium-Polymer-Kondensators. Hier bilden die Induktivität des Ausgangsfilters und die effektive Serieninduktivität des Kondensators einen Spannungsteiler.

Das Phasenverhältnis der gezeigten Signalverläufe entspricht den Erwartungen. Dominiert die ESL, eilt die Welligkeitsspannung dem Strom in der Induktivität des Ausgangsfilters vor, bei dominierendem ESR sind Welligkeitsspannung und Strom in Phase, und bei dominierender Kapazität eilt die Spannung nach. In der Realität wird die Welligkeitsspannung am Ausgang natürlich nicht ausschließlich von einem der drei Elemente bestimmt, sondern ist stets die Summe aller drei Einflüsse. Die Welligkeitsspannung wird deshalb alle drei Elemente widerspiegeln.

Bild 3: Zustandswechsel bei Sperrwandlern oder Boost-Wandlern (Bild: TI) Bild 3: Zustandswechsel bei Sperrwandlern oder Aufwärtswandlern (Bild: TI)

Bild 3 zeigt die Signalverläufe in einem weit im nicht lückenden Bereich arbeitenden Sperrwandler oder Aufwärtswandler, bei dem der Ausgangsstrom sowohl positives als auch negatives Vorzeichen annimmt und steile Zustandswechsel aufweist. Deutlich wird dies an der roten Kurve. Diese gibt die Spannung wieder, die das Produkt aus dem Strom und ESR ist. Es entsteht eine Rechteckwelle. Die Spannung am Kondensatorelement ist einfach das Integral einer Rechteckwelle, was ein lineares Lade- und Entladeverhalten ergibt (siehe die blaue Dreieckwelle).

Die Spannung an der effektiven Serieninduktivität des Kondensators schließlich kommt nur dann zum Tragen, wenn sich der Strom während eines Zustandswechsels ändert. Je nach der Steilheit, mit der sich der Ausgangsstrom ändert, kann diese Spannung recht hoch sein. Da die grüne Kurve hier durch zehn dividiert ist, wurde eine Stromanstiegszeit von 25 ns zugrunde gelegt. Diese erheblichen induktiv bedingten Spannungsspitzen sind einer der Gründe, weshalb Sperrwandler oder Aufwärtswandler häufig mit zweistufigen Filtern versehen werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Impedanz des Ausgangskondensators hilft, das Welligkeits- und Einschwingverhalten festzulegen. Infolge der immer höher werdenden Schaltfrequenzen der Netzteile dürfen die parasitären Elemente der Kondensatoren nicht mehr vernachlässigt werden. Nahe 20 kHz wird der ESR von Aluminiumelektrolyt-Kondensatoren so groß, dass er die Impedanz des Kondensators dominiert, und bei 100 kHz werden einige Aluminium-Polymer-Kondensatoren induktiv. Wenn die Schaltfrequenz in den Megahertz-Bereich ansteigt, sollte die effektive Serieninduktivität bei allen drei Bauarten unbedingt im Blick behalten werden.

Aluminium-Elektrolytkondensatoren richtig einsetzen

Aluminium-Elektrolytkondensatoren bestehen aus Metallfolien, zwischen denen sich eine elektrolytgetränkte Papierschicht befindet. Da dieser Elektrolyt mit zunehmender Alterung des Kondensators austrocknet, verändern sich dessen elektrische Eigenschaften. Wird der Kondensator schließlich defekt, kann dies durchaus spektakulär erfolgen: Es baut sich ein Druck in seinem Innern auf und schließlich stößt er ein brennbares und korrosives Gas aus.

Die Geschwindigkeit, mit der der Elektrolyt austrocknet, wird in hohem Maße von der Temperatur bestimmt. Jede Abnahme der Betriebstemperatur um 10 °C verdoppelt die Lebensdauer des Kondensators. Die Lebensdauer von Kondensatoren wird üblicherweise bezogen auf die maximal zulässige Temperatur angegeben (z.B. 1.000 Stunden bei 105 °C).

Bild 1: Dieser für 105 °C spezifizierte Kondensator wird die angegebene Lebensdauer von 23 Jahren keinesfalls erreichen (Bild: TI)
Bild 1: Dieser für 105 °C spezifizierte Kondensator wird die angegebene Lebensdauer von 23 Jahren keinesfalls erreichen (Bild: TI)

Es wird also problematisch, wenn man diese Kondensatoren für langlebige Applikationen spezifiziert wie beispielsweise das LED-Leuchtmittel (Bild 1), dessen LEDs 25.000 Stunden halten sollen. Soll das Leuchtmittel die volle Lebensdauer von 25.000 Stunden tatsächlich erreichen, darf sich der Kondensator nicht über 65 °C erwären.

Dies stellt eine besondere Herausforderung dar, da die Umgebungstemperatur in einer Anwendung dieser Art auf mehr als 125 °C ansteigen kann. Es gibt zwar Kondensatoren, die für höhere Temperaturen ausgelegt sind, aber in den meisten Fällen wird es dennoch der Aluminium-Elektrolytkondensator sein, der die Obergrenze der Lebensdauer eines LED-Tauschleuchtmittels festlegt.

Die Abhängigkeit der Lebensdauer von der Temperatur hat außerdem Auswirkungen darauf, wie die Spannung, mit der der Kondensator konfrontiert wird, zu reduzieren ist. Man könnte zunächst auf die Idee kommen, einfach die Nennspannung des Kondensators höher zu wählen, um das Risiko zu verringern, dass das Dielektrikum einen Defekt erleidet. Damit aber würde man sich einen höheren effektiven Serienwiderstand (ESR) einhandeln.

Da der Kondensator in der Regel einem beträchtlichen Ripple ausgesetzt wird, würde infolge des höheren ESR mehr Verlustleistung im Innern des Kondensators abfallen, was eine entsprechende Erwärmung bewirken würde. Mit zunehmender Temperatur aber steigt auch die Ausfallrate. In der Praxis werden Aluminium-Elektrolytkondensatoren meist bei etwa 80 % ihrer Nennspannung betrieben.

Bild 2: Der ESR steigt bei abnehmenden Temperaturen deutlich an. (Bild: TI)
Bild 2: Der ESR steigt bei abnehmenden Temperaturen deutlich an. (Bild: TI)

Die lebensdauerfördernden niedrigen Temperaturen können bei diesen Kondensatoren zu einem erheblichen Anstieg des ESR führen, wie in Bild 2 zu erkennen ist. Im vorliegenden Fall ist der Widerstand bei 40 °C sogar um eine ganze Größenordnung höher. Dies wirkt sich in vielfältiger Weise auf die Leistungsfähigkeit eines Netzteils aus. Wird der Kondensator am Ausgang eines Schaltnetzteils eingesetzt, steigt der Ripple am Ausgang um eine ganze Größenordnung.

Doch auch die Regelschleife wird beeinflusst, indem die Schleifenverstärkung bei Frequenzen oberhalb der Nullstelle, die vom ESR und der Ausgangskapazität bestimmt wird, um eine Größenordnung zunimmt. Dies kann das Netzteil zum Schwingen bringen. Um diese große Änderung zu berücksichtigen, muss die Regelschleife meist so dimensioniert werden, dass bei Zimmertemperatur und darüber erhebliche Abstriche gemacht werden müssen.

Fakt ist, dass Aluminium-Elektrolytkondensatoren in aller Regel die kostengünstigste Option darstellen. Vor ihrem Einsatz muss man sich jedoch unbedingt vergewissern, ob die Nachteile dieser Bauelemente keine ungünstigen Auswirkungen auf die Applikation haben. Zunächst muss die Abhängigkeit der Lebensdauer von der Betriebstemperatur der Kondensatoren beachtet werden. Außerdem muss die Spannung hinreichend gemindert werden, damit es zu einer möglichst geringen Erwärmung kommt und eine größtmögliche Lebensdauer erreicht wird. Schließlich muss man wissen, über welchen Bereich sich der ESR im Praxiseinsatz verändern wird, damit die Regelschleife korrekt dimensioniert werden kann und die Welligkeits-Spezifikationen der Schaltung eingehalten werden können.

Fallstricke beim Einsatz von MLCCs

MLCCs haben den Vorteil einer hohen relativen Permittivität von 2000 bis 3000, während es Elektrolyt-Kondensatoren (Elko) mit ihrer Aluminiumoxid-Isolation nur auf eine relative Permittivität von 10 bringen. Wegen des direkten Zusammenhangs zwischen Kapazität und Permittivität ist dieser Unterschied von großer Tragweite. Im Vorteil ist der Elko gegenüber dem Keramik-Kondensator wiederum durch die geringe Stärke der Aluminiumoxidschicht, die wesentlich engere Plattenabstände und damit erheblich höhere Kapazitätsdichten zulässt.

Fallstrick Permittivitätsänderung mit Temperatur und Bias

Bild 1: Dielektrika der Klasse 2 werden mit einem dreistelligen Code gekennzeichnet. Beachten Sie die Toleranzen! (Bild: TI) Bild 1: Dielektrika der Klasse 2 werden mit einem dreistelligen Code gekennzeichnet. Beachten Sie die Toleranzen!

Die Tatsache, dass sich die Permittivität des Keramik-Kondensators mit der Temperatur und der DC-Vorspannung ändert, muss beim Design unbedingt beachtet werden. Keramik-Werkstoffe hoher Permittivität werden der Klasse 2 zugerechnet. Bild 1 verdeutlicht die Einteilung der Materialien mit einer dreistelligen Kennung wie zum Beispiel Z5U, X5R oder X7R.

Ein Z5U-Kondensator etwa eignet sich für einen Temperaturbereich von 10 bis 85 °C bei einer Toleranz von +22/ 56 %. Selbst bei den stabileren Dielektrika ist eine beträchtliche Kapazitätsschwankung über die Temperatur zu beobachten.

Ein noch schlechteres Bild ergibt sich, wenn man die Abhängigkeit der Kapazität von der DC-Vorspannung (Bias) betrachtet. Bild 2 illustriert die Bias-Abhängigkeit eines X5S-Kondensators (22 µF, 6,3 V), wie man ihn üblicherweise als Ausgangskondensator in einem 3,3-V-POL-Regler (Point-of-Load) einsetzen würde. Die bei 3,3 V um 25% reduzierte Kapazität führt zu einer erhöhten Ausgangswelligkeit und hat erhebliche Auswirkungen auf die Bandbreite der Regelschleife.

Würde man versuchen, diesen Kondensator bei einer Ausgangsspannung von 5 V  zu verwenden, könnte die Kapazität je nach Temperatur und Bias um nicht weniger als 60% einbrechen und durch die Zunahme der Schleifenbandbreite im Verhältnis 2:1 dafür sorgen, dass die Stromversorgung instabil wird. Dies ist ein Aspekt, den die Anbieter von Keramik-Kondensatoren gern kaschieren.

Fallstrick geringe Kapazität und ESR-Wert

Bild 2: Auf die mit zunehmender Bias-Spannung zurückgehende Kapazität ist unbedingt zu achten (Bild: TI) Bild 2: Auf die mit zunehmender Bias-Spannung zurückgehende Kapazität ist unbedingt zu achten

Der nächste potenzielle Fallstrick im Zusammenhang mit Keramik-Kondensatoren besteht in der verhältnismäßig geringen Kapazität und dem niedrigen ESR-Wert, denn hieraus können sich sowohl im Zeit- als auch im Frequenzbereich Probleme ergeben.

Werden die Kondensatoren in einer Stromversorgung als eingangsseitige Filterkondensatoren eingesetzt, können sie mit der Induktivität der Eingangs-Zuleitungen leicht einen Schwingkreis bilden, wie bereits in den Power-Tipps 3 und 4 erläutert wurde.

Ob hier ein potenzielles Problem existiert, können Sie leicht herausfinden. Schätzen Sie dazu die parasitäre Induktivität der Zuleitung ab (als Faustregel können knapp 6 nH pro Zentimeter angesetzt werden) und vergleichen Sie die Ausgangsimpedanz des Filters mit dem Eingangswiderstand der Stromversorgung.

Fallstrick lange Leitungen (PoE)

Ein weiteres potenzielles Problem liegt im Zeitbereich und kann beispielsweise in Power-over-Ethernet-Systemen (PoE) zum Tragen kommen. In Systemen dieser Art besteht die Verbindung zwischen Stromversorgung und Verbraucher nämlich in einer langen Leitung großer Induktivität. Der Verbraucher wird mit einem Schalter eingeschaltet und kann mit keramischen Bypass-Kondensatoren versehen sein.

Diese Bypass-Kondensatoren aber können zusammen mit der Leitungs-Induktivität einen Schwingkreis mit hohem Gütefaktor bilden. Das Schließen des Schalters am Verbraucher kann somit das Entstehen einer Überspannung bis zum Doppelten der Quellenspannung bewirken. Unerwartete Ausfälle können die Folge sein. In einer PoE-Applikation zum Beispiel kann es hierdurch notwendig sein, die Bauelemente im Verbraucher für eine Nennspannung zu spezifizieren, die doppelt so hoch wie die Quellenspannung ist.

Fallstrick piezoelektrische Eigenschaften

Es gibt noch einen weiteren potenziellen Fallstrick. Dieser hat mit den piezoelektrischen Eigenschaften der keramischen Kondensatoren zu tun. Ändert sich nämlich die am Kondensator liegende Spannung, so verändern sich seine mechanischen Abmessungen, was sich durch hörbare Geräusche äußern kann. In dieser Hinsicht anfällig sind beispielsweise Anwendungen, in denen die Kondensatoren am Ausgang als Filterkondensatoren dienen und es zu starken Laststromspitzen kommt, oder aber umweltfreundliche Netzteile, die bei geringer Last in einen Burst-Modus wechseln. Verschiedene Abhilfemaßnahmen bieten sich an:

  • Umstellen auf einen Keramikwerkstoff geringerer Permittivität (z.B. C0G)
  • Verwenden eines anderen Dielektrikums (z.B. Folie)
  • Einsatz bedrahteter Kondensatoren anstatt oberflächenmontierbarer, sehr fest mit der Leiterplatte verbundener Bauelemente
  • Verwenden eines Kondensators mit kleinerem Footprint, um die in die Leiterplatte eingeleiteten mechanischen Spannungen zu reduzieren
  • Benutzen eines dickeren Bauteils, um die von elektrischen Spannungen erzeugten mechanischen Belastungen und Verformungen zu verringern.

Fallstrick Lötstellen

Ein weiteres Problem oberflächenmontierbarer Keramik-Kondensatoren ist, dass ihre Lötverbindungen bruchanfällig sind, wenn sich die Leiterplatte infolge unterschiedlicher thermischer Ausdehnungskoeffizienten von Kondensator und Leiterplatte verbiegt. Auch hiergegen lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen Abhilfe schaffen:

  • Beschränken der Gehäusegröße auf das Format 1210
  • Verzicht auf die Platzierung von Kondensatoren an besonders biegegefährdeten Stellen (z.B. in Ecken)
  • Ausrichten der Kondensatoren entlang der Schmalseite der Leiterplatte
  • Keine Anordnung von Leiterplatten-Befestigungspunkten in Ecken oder am Rand
  • Berücksichtigen einer möglichen Leiterplatten-Durchbiegung während aller Montageschritte

Fazit

Zusammenfassend können den Mehrschicht-Keramik-Kondensatoren durchaus Vorteile bescheinigt werden, was die Kosten, die Zuverlässigkeit und die Lebensdauer betrifft; und auch der Platzbedarf ist verglichen mit Elkos geringer. Dabei darf man jedoch die potenziellen Probleme nicht vergessen. Da MLCCs erhebliche Kapazitäts-Toleranzen aufweisen, muss der Einfluss von Temperatur und Vorspannung auf ihre Leistungsfähigkeit unbedingt beachtet werden. Wegen ihrer piezoelektrischen Eigenschaften können sie in Systemen mit pulsierenden Strömen außerdem störende Geräusche erzeugen. Schließlich sind sie bruchgefährdet, sodass auch hier unbedingt Gegenmaßnahmen getroffen werden müssen. Da die angeführten Probleme jedoch alle beherrschbar sind, erfreuen sich MLCCs einer weiter steigenden Beliebtheit.

Leitungsgebundene Gleichtaktstörungen in isolierten Schaltnetzteilen

Durch diese Masseverbindung entsteht eine beträchtliche parasitäre Kapazität zwischen Primär- und Sekundärseite. Bild 1 gibt diese Situation vereinfacht wieder.

Bild 1: Eine stromkompensierte Drossel mit hoher Impedanz (L1) verringert die Störaussendungen (Bild: TI)

Bild 1: Eine stromkompensierte Drossel mit hoher Impedanz (L1) verringert die Störaussendungen

Dargestellt ist ein offline arbeitender Sperrwandler. Die eingangsseitige Wechselspannung von 110 bis 220 V wird gleichgerichtet, sodass am Leistungsteil eine Gleichspannung von 100 bis 400 V anliegt. Der mit hoher Frequenz ein- und ausschaltende Leistungsschalter erzeugt am Drain-Anschluss von Q1 eine getaktete Spannung von 500 bis 600 V, die auch der Primärseite des Leistungsübertragers zugeführt wird. Die getaktete Spannung bewirkt darüber hinaus einen Stromfluss in die zwischen der Primär- und der Sekundärwicklung des Übertragers existierende Streukapazität.

Dieser Strom fließt entweder, wie in Bild 1 dargestellt, über eine eigens angebrachte Verbindung zur Chassis-Masse oder aber durch kapazitive Kopplung zur Erde. Dieser Strom muss in die geschaltete Quelle zurückfließen, die die Störungen hervorruft. Ohne C1 würde er in die Wechselspannungsquelle am Eingang zurückfließen, wo er mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Überschreiten der Störstrom-Grenzwerte führen würde.

Wegen der hohen Quellimpedanz gestaltet sich das Ausfiltern dieses Stroms besonders schwierig. Die Streukapazität im Übertrager liegt in der Größenordnung von 100 pF, was bei den typischen Netzteil-Schaltfrequenzen eine Impedanz von 10 kΩ ergibt. Das schlichte Einfügen einer Drossel in den Stromweg mit dem Ziel, den Strom zu verringern, wäre nicht praktikabel, wie die folgende einfache Rechnung zeigt: Wollte man den Strom auf ein Zehntel verringern, wäre ein Blindwiderstand von 100 kΩ (0,1 H) erforderlich, bei einem Kapazitätsbelag von unter 10 pF. Dies aber ist physikalisch nicht realisierbar.

Eine Alternativlösung stellt der Kondensator C1 dar, der dem Strom einen lokalen Rücklaufweg zur Verfügung stellt. Der Großteil des Gleichtaktstroms fließt somit innerhalb des Netzteils über diesen Kondensator zurück und nimmt nicht den Weg über die Spannungsquelle am Eingang. Da C1 außerdem die Quellimpedanz des Systems verringert, wird eine in Reihe geschaltete stromkompensierte Drossel L1 jetzt realisierbar.

Bild 2: C1 kann das Risiko eines Stromschlags heraufbeschwören (Archiv: VBM) Bild 2: C1 kann das Risiko eines Stromschlags heraufbeschwören

Ein entscheidender Aspekt beim Design des Gleichtaktfilters ist die Festlegung des Kapazitätswerts von C1. Mit Blick auf die elektromagnetischen Interferenzen sollte die Kapazität möglichst hoch gewählt werden. Eine hohe Kapazität führt nämlich zu einem kleineren Störsignal bei geringerer Quellimpedanz. Allerdings würde eine größere Kapazität auch dafür sorgen, dass die netzfrequenten Ströme in der Verbindung zum Chassis zunehmen.

Aus Sicherheitsgründen gelten für diese Ströme aber Grenzwerte, um die Gefahr eines Stromschlags für den Fall zu verringern, dass die Chassis-Verbindung des Netzteils unterbrochen wird und eine Person den Stromkreis schließt, wie in Bild 2 gezeigt. Gemäß IEC Std 601-1 darf dieser Strom höchstens 0,5 mA effektiv betragen, und es wird bereits über noch strengere Vorschriften diskutiert. Bei einer Eingangsspannung von 230 V darf der Kapazitätswert von C1 nach den IEC-Vorschriften höchstens 4700 pF betragen.

Das Fazit lautet also: Steile Spannungsflanken an der parasitären Kapazität zur Chassis-Masse erzeugen Gleichtaktströme, die sich wegen der großen Quellimpedanz nur sehr schwierig ausfiltern lassen. Dieses Filter erfordert einen Chassis-Kondensator, der dem Strom einen lokalen Rücklaufweg bietet und die Impedanz verringert. Während diese Kapazität mit Blick auf die EMV-Filterwirkung nicht hoch genug sein kann, setzen Sicherheits-Erwägungen hier eine gewisse Obergrenze.

Maßnahmen gegen leitungsgebundene Gleichtakt-Abstrahlungen

Bereits beschrieben wurde, wie sich Gleichtaktströme mit Hilfe eines Chassis-Kondensators, der auch die Quellimpedanz der Störungen reduziert, zu ihrer Quelle zurückleiten lassen. Die Tatsache, dass die Kapazität dieses Kondensators aus Sicherheitsgründen nicht beliebig hoch gewählt werden darf, bestimmt darüber, wie der Rest des Gleichtaktfilters implementiert werden muss.

Bild 1 zeigt, wie der Gleichtaktstrom durch das Schalten hoher Wechselspannungen an der Drain von Q1 entsteht. Über die Streukapazität fließt ein Strom zur Chassis-Masse. Mit dem Chassis-Kondensator C1 nun wird diesem Strom die Möglichkeit gegeben, innerhalb des Netzteils zurückzufließen anstatt über die Masseverbindung der Eingangsspannung. Die stromkompensierte Drossel L1 begrenzt die Gleichtakt-Störaussendungen, indem sie eine Impedanz im Stromweg zwischen dem Netzteil-Chassis und der eingangsseitigen Wechselspannung einfügt.

Bei einer Frequenz von 1 MHz entspricht die maximal zulässige Chassis-Kapazität von 4700 pF einem Blindwiderstand von 30 Ω. Um zu erreichen, dass der gesamte vom Schalter erzeugte Strom in den Chassis-Kondensator C1 fließt, muss die Induktivität jedoch über einen großen Frequenzbereich hinweg eine hohe Impedanz in der Größenordnung von einigen tausend Ohm darstellen.

Untersucht man L1 genauer, befindet sich die Impedanz im gemeinsamen Stromweg von Phase und Nullleiter, und die differenzielle Induktivität wird nicht zur Verringerung der Gleichtaktströme genutzt. Viele Entwickler verwenden die Streuinduktivität von L1 zur differenziellen Filterung. Wird die Drossel jedoch gemäß Bild 1 verschaltet, fließt in ihr unter dem Strich kein Gleichstrom. Aus diesem Grund kann ein Kern von hoher Permeabilität und ohne Luftspalt verwendet werden.

Bild 3: Es sollte ein Kernwerkstoff mit einer hohen absoluten Permeabilität gewählt werden (Bild: TI) Bild 3: Es sollte ein Kernwerkstoff mit einer hohen absoluten Permeabilität gewählt werden

In Bild 3 ist die Serien-Permeabilität eines typischen Kernwerkstoffs für stromkompensierte Drosseln als Funktion der Frequenz aufgetragen. Die Permeabilität besteht aus einem Realteil und einem Imaginärteil. Während sich der Realteil auf die normale Induktivität bezieht, hängt der Imaginärteil mit den Verlusten im Material zusammen. Da das Diagramm die Serienschaltung wiedergibt, handelt es sich bei der Gesamt-Impedanz um die Vektorsumme von beiden. Dies ist überaus nützlich, denn während der Realteil der Induktivität bei 300 kHz abzunehmen beginnt und oberhalb von 1 bis 2 MHz nicht mehr nutzbar wäre, wird die Impedanz oberhalb von 1 MHz durch die Materialverluste dominiert und bleibt bis 10 MHz wirksam.

Bild 4: Verteilte Kapazitäten verringern die Impedanz einer stromkompensierten Drossel (Bild: TI) Bild 4: Verteilte Kapazitäten verringern die Impedanz einer stromkompensierten Drossel

Ist die Entscheidung für einen Kernwerkstoff gefallen, besteht die nächste Herausforderung darin, die hohe Permeabilität des Materials maximal auszuschöpfen. Bild 4 gibt die Impedanz einer stromkompensierten Drossel von 28 nH als Funktion der Frequenz wieder.

Wie man sieht, verhält sich das Bauelement bei geringen Frequenzen wie eine Induktivität, während bei hohen Frequenzen eine verteilte Kapazität zutage tritt, die mit der Induktivität in Resonanz tritt. Wegen der hohen Induktivität lässt eine verteilte Kapazität von 23 pF die Leistungsfähigkeit der Drossel oberhalb von 200 kHz einbrechen.

Fazit

Bei der Entwicklung einer leistungsfähigen stromkompensierten Drossel kommt es darauf an, die Kapazität zu minimieren, indem man Sektorwicklungen verwendet, einzelne Wicklungen einsetzt und die Zahl der Windungen durch eine überlegte Auswahl des Kerns minimiert. Gelegentlich lassen sich die besagten Resonanzen nicht vermeiden, sodass bei höheren Frequenzen zusätzliche Filtermaßnahmen erforderlich sind. In solchen Fällen kann zum Ausfiltern höherer Frequenzen eine weitere Drossel hinzugefügt werden.

Die Gleichtaktfilterung in einem Netzteil erfordert also Bauelemente mit hoher Impedanz. Dies ist einerseits auf die hohe Quellimpedanz der Störungen zurückzuführen und begründet sich andererseits daraus, dass die Kapazität gegenüber dem Chassis aus Sicherheitsgründen nicht beliebig groß sein darf.

Bei stromkompensierten Drosseln stellt die Forderung nach hoher Impedanz bei hohen Frequenzen wegen die Kapazität zwischen den Wicklungen eine Herausforderung dar. Bei der Wahl des Kernwerkstoffs muss sorgfältig vorgegangen werden, denn die Permeabilität des Materials muss durchgehend hoch bleiben. Außerdem gilt es die verteilte Kapazität der Wicklungen in den Griff zu bekommen. Schon eine verteilte Kapazität von nur 30 pF kann die Impedanz der Drossel zunichtemachen. In einigen Fällen kann eine Reihenschaltung aus zwei Drosseln, die jeweils die Filterung in einem bestimmten Frequenzband übernehmen, Abhilfe schaffen.

In den 80er Jahren aufgewachsen und überlebt!

Antwort: Kürzlich ist mein mexikanischer Kollege auf ein humorvolles Video auf YouTube gestoßen. Unter dem Titel „I can’t believe we made it“ wurden viele Aktivitäten gezeigt, die in seiner Kindheit üblich waren und nach heutigen Standards als gefährlich betrachtet werden. Während es geradezu verantwortungslos erscheinen mag, dass Kinder viele dieser Aktivitäten ausüben (einige würden uns heute mit dem Gesetz in Konflikt bringen), war es damals kein großes Thema.

Doch weil einige sich verletzten, haben wir gelernt, vorsichtiger zu sein. Das Video veranlasste ihn, über Aktivitäten, die wir heute machen, nachzudenken. Werden wir eines Tages zurückblicken und sagen „Wie haben wir das jemals geschafft“? Zum Glück ist Elektrotechnik weniger gefährlich geworden als einst (Versorgungsspannungen von ±300 V wie für den Operationsverstärker K2-W sind heute nicht mehr erforderlich). Und doch finden wir uns manchmal in Situationen wieder, in denen wir uns in unsicherem Territorium bewegen.

Während seiner Zeit als Student in den späten 1990er Jahren mussten er ein Abschlussprojekt wählen. Das Interesse in biomedizinischer Messtechnik wuchs und so beschlossen sein Team, ein portables EKG-Gerät zu entwickeln. Das Ziel bestand darin, durch Monitoring der Herzfrequenz schwierig zu erfassende Herzrhythmusstörungen zu diagnostizieren. Damals wussten sie bereits, dass Isolation für ein Endprodukt erforderlich ist. Über die Entwicklungsstufen machten sie sich nicht wirklich Gedanken. Auch wussten sie nicht, dass Testequipment isoliert oder nicht isoliert sein kann. Auch verstanden sie den verwendeten Isolationstyp nicht.

Die Studenten hatten schnell beschlossen, dass die Erfassung des Signals der wichtigste erste Schritt ist. Also besorgten sie sich einen Instrumentenverstärker (AD620) und ein paar Operationsverstärker für Filterung und Right-Leg Drive. Zur Isolation legten sie eine Batteriespannung von 9 V an, nutzten einen DC/DC-Wandler zur Erzeugung der ±15-V-Versorgungen. Sie kauften einige Silber/Silber-Chlorid-Elektroden und verdrillten die Anschlussleitungen zwischen den Elektroden und dem Versuchsaufbau um Rauschen zu verhindern. So weit, so gut. Jetzt musste eine Testperson die Elektroden am Körper befestigen. Ach ja, sie mussten noch beobachten, was am anderen Ende ankommt. Daher schlossen sie ein Oszilloskop an.

Mit Oszilloskopen ist es so, dass ihre Masse gegen Erde verbunden ist. Sie wurden jetzt zu Leitern für Leckströme. Schlimmer war, dass die Leckströme genau über den Brustkorb fließen konnten. Und da nichts von Anfang an funktioniert, führten die Studenten gleichzeitig Messungen mit einem Tastkopf am Oszilloskop und einem Tisch-Multimeter durch. Dabei war eine Testperson an die Elektroden angeschlossen. Wenn Sie sich etwas mit Leckströmen auf isolierten Versorungen auskennen, werden Sie sich vielleicht fragen, warum die Testperson noch lebt.

15 Jahre später. Heute, dank eines gestiegenen Gesundheitsbewusstseins und am Körper tragbaren Compern, entwickelt sich Herzfrequenz-Monitoring hin in Richtung Mainstream. Dadurch ist die Zahl der Menschen, die mit Herzfrequenz-Monitoren wie dem AD8232 experimentieren oder neuere Alternativen für qualitativ hochwertige EKG-Systeme mit Nachfolgern des AD620 verwenden (z.B. AD8421 und AD8422) gestiegen. Allerdings hat dies die Zahl der ahnungslosen Ingenieure, die sich selbst in Gefahr bringen, erhöht.

Ich möchte meine Kollegen bitten, vorsichtig zu sein und sich zu vergewissern, dass sie die Sicherheitsrichtlinien verstehen und befolgen, bevor sie Prototypen an Menschen testen. Zu diesem Zweck stehen mehrere Ressourcen in gedruckter Form und im Internet zur Verfügung. Falls Sie Zweifel haben – kommerzielle EKG-Signalgeneratoren werden zu relativ günstigen Preisen angeboten. Sie erhöhen Ihre Chance, die 2010er Jahre zu überleben!

Autor: Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices

Korrektes FET-Timing in synchronen Abwärtswandlern

Es gibt zwei Zustandswechsel während einer Schaltperiode: das Einschalten des Low-seitigen Schalters und das Einschalten des High-seitigen Schalters.

Kritisch ist das Einschalten des Low-seitigen Schalters, da dieser Zustandswechsel nahezu ohne Verluste erfolgt. Nach dem Abschalten des High-seitigen Schalters sorgt der Strom in der Drossel dafür, dass die Spannung am Schaltknoten verlustfrei auf das Massepotenzial gezogen wird. Das Ende dieses Zustandswechsels ist der beste Zeitpunkt zum Einschalten des Low-seitigen Schalters.

Es ist unkritisch, wenn die Body-Diode kurzzeitig leitend ist, bevor der Low-seitige Schalter einschaltet, da hieraus keine Sperrverzögerungsverluste entstehen. Außerdem werden überschüssige Ladungsträger in der Sperrschicht vor dem nächsten Zustandswechsel abgebaut. Allerdings kommt es zu einem übermäßigen Leitungsverlust, wenn der Strom in der Body-Diode übermäßig lange bestehen bleibt.

Das Timing für den Einschaltvorgang des High-seitigen FET ist deshalb auf den Zustandswechsel ausgerichtet.. Zu frühes Einschalten würde zu Shoot-Through-Verlusten durch Querströme über den Low-seitigen FET führen. Zu spätes Einschalten wiederum hat zusätzliche Leitungsverluste zur Folge und injiziert überschüssige Ladungsträger in die Body-Diode des Low-seitigen FET, die dementsprechend abgebaut werden müssen. Ob zu früh oder zu spät – beides geht zu Lasten des Wirkungsgrads.

Bild 1: Zu frühes Einschalten des high-seitigen Schalters hat Shoot-Through-Ströme zur Folge Bild 1: Zu frühes Einschalten des High-seitigen Schalters hat Shoot-Through-Ströme zur Folge

Um den Wirkungsgrad als Funktion des Einschaltens zwischen den beiden Treibersignalen zu charakterisieren, entwickelte ich Stromversorgungen, bei denen sich die Verzögerung der Treibersignale verstellen lässt. Die Bilder 1 bis 3 zeigen die Ergebnisse meiner Auswertung der Effizienz als Funktion der Verzögerungszeiten.

Der in Bild 1 gezeigte Verlauf ist zu beobachten, wenn der High-seitige FET einschaltet, bevor der Low-seitige FET vollständig abgeschaltet hat. Ein erweiterter Miller-Bereich zeigt sich bei der Gate-Ansteuerung des Low-seitigen FET, wenn der Low-seitige und der High-seitige FET gleichzeitig leitend sind und es dadurch zu Shoot-Through-Strömen im Leistungsteil kommt. Schaltet der Low-seitige FET schließlich ab, kommt es zu zusätzlichen Spannungs-Überschwingern am Schaltknoten.

Bild 2: Verzögert sich das Einschalten des high-seitigen Schalters, wird die Body-Diode leitend Bild 2: Verzögert sich das Einschalten des high-seitigen Schalters, wird die Body-Diode leitend

In Bild 2 wird der High-seitige FET eingeschaltet, nachdem der Low-seitige FET abgeschaltet hat und sich in der Body-Diode bereits ein Strom aufgebaut hat. Schaltet der High-seitige FET nun ein, stößt er den Erholungsvorgang der Body-Diode an und man sollte erwarten, dass eine Stromspitze die Spannung am Schaltknoten zum Schwingen bringt. Dass es hierzu nicht kommt, ist der extrem kurzen Sperrverzögerungszeit (12 ns) der verwendeten MOSFET-Body-Diode zu verdanken. Langsamere Body-Dioden würden tatsächlich ein erhebliches Schwingen verursachen.

 

Bild 3: Hier ist das optimale Timing zu sehen, das den Wirkungsgrad verbessert und die Belastung für die Bauelemente verringert Bild 3: Hier ist das optimale Timing zu sehen, das den Wirkungsgrad verbessert und die Belastung für die Bauelemente verringert

Der beste Wirkungsgrad stellt sich bei den in Bild 3 gezeigten Verhältnissen ein. Die Low-seitige Gate-Spannung geht hier beinahe auf das Massepotenzial zurück, bevor der High-seitige Schalter eingeschaltet wird. Der High-seitige Schalter wird eingeschaltet, bevor die untere Body-Diode leitend wird, sodass sich das Schwingen am Schaltknoten auf ein Mindestmaß beschränkt.

Bild 4 zeigt die Wirkungsgradkurve für die Leistungsstufe eines mit 300 kHz getakteten Wandlers mit 12-V-Eingangsspannung und einer Ausgangsspannung von 1 V/15 A, wenn das Einschalten der Gate-Ansteuerung variiert wird. Auf der linken Seite wird der High-seitige Schalter zu früh eingeschaltet wie in Bild 1, während das Einschalten rechts zu spät erfolgt (Bild 2). Der links erkennbare steile Abfall des Wirkungsgrads ist auf die Shoot-Through-Ströme im Leistungsteil zurückzuführen.

Bild 4: Diese Kurve macht die drastischen Auswirkungen des Treiber-Timings auf den Wirkungsgrad deutlich Bild 4: Diese Kurve macht die drastischen Auswirkungen des Treiber-Timings auf den Wirkungsgrad deutlich

Die (flacher verlaufende) Abnahme der Effizienz auf der rechten Seite hat zwei Ursachen, nämlich Leitungsverluste und Sperrverzögerungsverluste in der Body-Diode des Low-seitigen FET. Während die Body-Diode leitend ist, fällt an ihr eine Spannung von etwa 0,7 V ab. Während dieser Zeit errechnet sich der maximal erreichbare Wirkungsgrad der Stromversorgung näherungsweise gemäß Gleichung 1:

Gleichung 1 Gleichung 1

Wenn die Diode in jeder der 3 µs dauernden Schaltperiode für eine Zeitspanne von 50 ns leitend ist, wirkt sich dies mit rund 1,2 % auf den Gesamtwirkungsgrad aus. Bei der hier vorliegenden Leistungsstufe ist der Sperrverzögerungsverlust irrelevant, da MOSFETs mit kurzen Sperrverzögerungszeiten von 12 ns verwendet werden.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass ein korrektes Einschalten der Gate-Treibersignale entscheidend für die Maximierung des Wirkungsgrads von synchronen Buck-Schaltreglern ist. Das Timing sollte so gestaltet sein, dass die Body-Diode des Low-seitigen FET nur für eine möglichst kurze Zeitspanne leitend ist. Das Einschalten des High-seitigen FET ist der kritischste Zustandswechsel und sollte erst dann erfolgen, wenn der Low-seitige FET vollständig abgeschaltet hat. Auf diese Weise werden die Schaltverluste minimiert, und auch das Schwingen der Spannung während des Zustandswechsels verringert sich.

Umgang mit hohen di/dt-Lasttransienten

In Power-Tipp 42 haben wir über die Anforderungen für Bypass-Kondensatoren bei Lasten mit sich schnell ändernden Stromstärken gesprochen. Wir haben gesehen, dass Kondensatoren mit geringer äquivalenter Serieninduktivität (ESL) nahe an der Last platziert werden sollen, da schon eine Induktivität von weniger als 0,5 nH extreme Spannungsspitzen verursachen kann. Um diese geringe Induktivität zu realisieren, sind mehrere Bypass-Kondensatoren und mehrere Zwischenverbindungen im Prozessorgehäuse erforderlich. Sehen wir uns die Anzahl der erforderlichen Bypass-Kondensatoren bei realistischen di/dt-Anforderungen am Ausgang der Stromversorgungen an.

Bild 1: Ein einfaches P-SPICE-Modell hilft beim Systemdesign Bild 1: Ein einfaches P-SPICE-Modell hilft beim Systemdesign

Bild 1 zeigt das dieser Diskussion zugrundeliegende P-SPICE-Modell des Stromversorgungssystems. In der Darstellung sehen wir eine Stromversorgung mit Kompensationsschaltung, Modulator (G1) und Ausgangskondensator. Verbindungsinduktivität sowie ein Lastmodell mit Bypass-Kondensator, Gleichstromlast und gestuften Lasten sind ebenfalls vorhanden.

Als erstes müssen Sie entscheiden, ob Stromversorgung und Last voneinander getrennt oder als ein geschlossenes Stromversorgungsdesign behandelt werden sollen. Im zweiten Fall können Sie die Bypass-Kapazität der Last nutzen, um die Ausgangskapazität des Netzteils zu verringern und so Kosten zu sparen. Im ersten Fall können Sie Stromversorgung und Last einzeln prüfen. Unabhängig von Ihrem Konzept müssen Sie festlegen, wie viel Bypass-Kapazität an der Last erforderlich ist.

Gleichung 1 Gleichung 1

Schätzen Sie zuerst die Verbindungsinduktivität und den Widerstand zwischen Stromversorgung und Last ab. Diese Verbindungsinduktivität (LINTERCONNECT) erzeugt mit dem Bypass-Kondensator (CBYPASS) einen Tiefpassfilter. Nehmen wir an, der Ausgangswiderstand an der Stromversorgung ist gering. Verwenden Sie den charakteristischen Widerstand dieses Tiefpassfilters (ZO), die Höhe des Lastsprungs (ISTEP) und die zulässige Spannungsschwankung (dV), um die Bypassfilter-Anforderungen zu bestimmen (Gleichungen 1 und 2):

Gleichung 2 Gleichung 2
Gleichung 3 Gleichung 3

Wenn wir Gleichung 2 nach Z0 auflösen und das Ergebnis in Gleichung 1 einsetzen, erhalten wir Gleichung 3.

Interessanterweise hängt die erforderliche Kapazität vom Quadrat des Laststroms geteilt durch das Quadrat der zulässigen Störung ab. Diese beiden Faktoren müssen also sorgfältig festgelegt werden.

Die Verbindungsinduktivität kann von wenigen Zehntel nH bei Stromversorgungen nahe der Last bis zu einigen Hundert nH bei weiter entfernten Stromversorgungen reichen. Eine brauchbare Faustregel ist, dass die Verbindungsinduktivität 6 nH pro cm beträgt. Für einen Lastsprung von 10 A und ein zulässiges Überschwingen von 30 mV können die Bypass-Anforderungen von 500 µF bei 5 nH bis zu unglaublichen 50 mF bei 500 nH reichen.

Gleichung 4 Gleichung 4
Gleichung 5 Gleichung 5
Gleichung 6 Gleichung 6

 

 

 

Gleichung 7 Gleichung 7

Dieser Filter reduziert auch die Steilheit des Laststromanstiegs im Netzteil. Wenn ein verlustfreier Filter von einem Strom mit Rechteckform angesteuert wird, ist der Induktionsstrom sinusförmig. Die Anstiegsrate wird berechnet, indem die Strom-Wellenform in den Gleichungen 4–7 abgeleitet wird.

Mit einer Verbindungsinduktivität von 5 nH und einem Bypass von 500 µF erzeugt ein Lastsprung von 10 A eine Anstiegsrate von 0,2 A/µS in der Stromversorgung. Eine höhere Induktivität verringert di/dt. Die Zahlen hier sind viel kleiner als die, die Entwickler normalerweise angeben.

Bei einem Ansatz mit geschlossenem System sollten Sie die Gesamtkapazität minimieren und die Regelkreisbandbreite maximieren. Sehen wir uns jetzt einmal den Ansatz mit einzelnen Elementen an. Hier müssen Sie Stabilität der Stromversorgung einerseits ganz ohne und andererseits mit der maximal anzunehmenden Bypass-Kapazität sicherstellen. Wie bereits erwähnt kann die Verbindungsinduktivität die Anforderungen an die Bypass-Kapazität der Last erhöhen. Dies wiederum beeinflusst die Kapazität in der Stromversorgung beim Ansatz mit einzelnen Elementen. Der Wert der Lastkapazität bestimmt die untere Grenzfrequenz des Netzteils. In den Regelkreismodellen Spannungs- wie im Strommodus sind beide proportional. Sie maximieren die untere Grenzfrequenz ohne Lastkapazität, aber sobald die Last verbunden ist, fällt diese signifikant ab.

Tabelle 1: Begrenzung der Stromversorgungskosten durch Design als geschlossenes System. Tabelle 1: Begrenzung der Stromversorgungskosten durch Design als geschlossenes System.

Tabelle 1 zeigt einen Vergleich der erforderlichen Kondensatoren für drei verschiedene Verbindungsinduktivitäten in unserem Beispielsystem. Diese Daten erhält man, indem man die Verbindungsinduktivität variiert, die Last-Bypass-Kapazität berechnet und eine passende Ausgangsstufe und einen Regelkreis für das Netzteil entwirft. In Fall 1 sind Last und Netzteil nahe beieinander; in Fall 2 existiert zwischen beiden eine mittelgroße Verbindungsinduktivität. In Fall 3 liegt im System eine extrem hohe Verbindungsinduktivität vor, was für ein über lange Kabel verbundene Stromversorgung typisch ist. Die erforderliche Bypass-Kapazität hängt direkt mit der Verbindungsinduktivität zusammen.

In diesem Beispiel ist die Induktivität, und somit die Bypass-Kapazität, im 3. Fall 100x so hoch. Dies beeinflusst das Design des Netzteils, da es mit und ohne Bypass-Kondensatoren stabil sein muss. Der erste Ansatz wird sicher bevorzugt, da hier die geringste Zahl an Kondensatoren verwendet wird und er somit am kostengünstigsten ist. In Fall 2, mit einer vernünftig kontrollierten Verbindungsinduktivität, erhöht sich die Zahl der Kondensatoren leicht. Eine hohe Verbindungsinduktivität, wie in Fall 3, erzeugt jedoch ein signifikantes Kostenproblem. Die Fälle 2 und 3 bedeuten eine Vereinfachung des Tests einer Stromversorgung.

Bild 2: Spannungsüberschwingen wird bei hoher Verbindungsinduktivität zum Problem. Bild 2: Spannungsüberschwingen wird bei hoher Verbindungsinduktivität zum Problem.

Bild 2 vergleicht die Simulation der Ausgangsspannungsänderungen während Lasttransienten bei geringer und hoher Verbindungsinduktivität. Eine geringe Induktivität dämpft die Schwingung schnell, während dies bei hoher Induktivität viel länger dauert. Die Gründe hierfür sind der höhere charakteristische Impedanz und die niedrigere Resonanzfrequenz. Zudem können sehr starke und potenziell schädigende Spannungsschwankungen auftreten, wenn der Laststrom bei dieser Resonanzfrequenz pulst.

Zusammenfassend ausgedrückt erfordern hohe di/dt-Lastsprünge eine sorgfältige Auswahl der Bypasskondensatoren, um die dynamische Regelung des Netzteils aufrechtzuerhalten. Es ist also äußerst wichtig, auf eine Verbindung zu achten, die eine geringe Verbindungsinduktivität besitzt, sowohl zwischen Last und Bypass-Kondensator als auch zwischen Bypass-Kondensator und Stromversorgung. Ein Designansatz als geschlossenes System stellt die kostengünstigste Lösung dar. Viele Systemingenieure übersehen diese möglichen Einsparungen durch die Verringerung der Lastkapazität, gegenüber dem getrennten Ansatz bei dem Systemprüfungen einfacher sind.

Der Markt für analoge ICs: „Be better before we’re bigger”

Vor sieben oder acht Jahren, einige Leser erinnern sich möglichweise, machten wir bei Linear Technology etwas Verrücktes, andere nannten es couragiert.

Robert H. Swanson, Executive Chairman, Co-Founder, Linear Technology Corporation
Robert H. Swanson, Executive Chairman, Co-Founder, Linear Technology Corporation

Wir stellten fest, dass wir sehr stark in Handys und anderen Konsumerprodukten involviert sind, doch wir sahen für uns kein glückliches Ende kommen. Wir haben deshalb unsere Strategie schnell geändert und wieder das gemacht, was wir 20 Jahre lang erfolgreich getan haben. Das „Wie“ war die große Herausforderung und wir nutzten unser hervorragendes Engineering, unsere guten Prozesse und das Silizium, das dafür nötig ist. Wir stoppten die Entwicklung von Siliziumschaltkreisen, die nur 50 US-Cent Wert waren, und kehrten zurück zu den Bausteinen, die 2, 3 oder 4 US-Dollar kosten.

Wir haben den Fokus im Vertrieb – weg vom Konsumer-Geschäft – geändert und, wichtiger noch, wir sagten unserem Entwicklerteam: „Macht das, was ihr schon immer gemacht habt und legt gleich los!“ Es war der Beginn einer Ära, die drei, vier, fünf Jahre benötigte. Doch die Kunden, auf die wir zielten, wie z.B. die Automobilindustrie, sind auch in Designzyklen von zwei, drei, vier oder fünf Jahren.

Ich denke, eine Schlüsselbotschaft dieses Jahres – und das geben wir auch in unserem Jahresbericht bekannt – ist, dass unser Management vor sieben Jahren die richtigen Märkte avisiert und unwichtige Märkte ausgeklammert hat. Parallel dazu entwickelte unser Designteam die passenden Produkte.

In die richtigen Märkte investiert

Wir können also dieses Jahr mit Stolz sagen, dass wir in den richtigen Märkten, mit den richtigen Produkten und mit guten Ergebnissen agieren. Ich meine, es war gut für unser Unternehmen diesen Weg einzuschlagen: Weg von der Konsumerindustrie und dafür die Industrieelektronik wieder zu beleben, die immer eine wichtige Rolle bei uns spielte. Ihr Geschäftesanteil betrug 30 bis 43 Prozent, und die Toplinien wuchsen weiter. Automotive betrug, als wir diese Entscheidung trafen, nur 3 oder 4 Prozent, jetzt sind wir bei 20 Prozent. Ich dachte mit diesen 20 Prozent wäre der Gipfel erreicht, jetzt bin ich aber überzeugt, dass 20 Prozent nicht das Ende der Fahnenstange sind.

Im Bereich der Kommunikation wollen wir unsere Position halten. Wobei die meisten Menschen unter Kommunikation Handys verstehen. Da sind wir aber nicht tätig. Jedoch sind wir weiterhin stark in Netzwerken vertreten und spielen eine bedeutende Rolle in der Infrastruktur von Basisstationen für den Mobilfunk.

90 Prozent des Umsatzes im Nicht-Konsumerbereich

So gesehen spielt sich 90 Prozent unseres Umsatzes im Nicht-Konsumerbereich ab. Weiterhin sind wir mit kontinuierlich 6 bis 7 Prozent in der Luft- und Raumfahrt sowie mit mehr als 10 Prozent im Computergeschäft vertreten. Man kann Linear in all diesen Märkten finden, in denen wir diesen Level halten können. Der Anteil der Konsumerprodukte ging von einst 28 Prozent auf 3 Prozent zurück. Heute bedienen wir mehr die Industrie und vor allem haben wir einen großen Sprung in Automotive gemacht. Unser Automotive-Business war der am schnellsten wachsende Bereich und er entwickelt sich immer weiter – es scheint so, als ob wir hellseherische Kräfte gehabt hätten.

Als der Analogmarkt 20 Milliarden US-Dollar betrug, machten Automotive und Industrie zusammen 20 Prozent aus. Macht man einen Sprung auf heute, ist der Analogmarkt inzwischen bei über 40 Milliarden US-Dollar und der Industrie- und Automobilanteil liegt bei 43 Prozent. Wir sind so gesehen zur rechten Zeit am richtigen Platz und wir haben, so denke ich, einen Vorsprung von fünf Jahren vor unseren Mitbewerbern.

Als unser Stand auf der electronica früher die Größe einer Telefonzelle hatte, war er immer überfüllt. Vor 20 Jahren träumte ich immer von einem größeren Stand, hatte aber Bedenken, dass er dann nicht mehr so übervölkert ist. Heute kann ich aber feststellen, dass, je größer der Stand ist, umso mehr Kunden kommen und er ist wieder überfüllt.

Die Besten, nicht die Größten

Unser Ziel war es immer, zu den Besten zu gehören, unsere Strategie war es nie, zu den Größten zu gehören: „Be better before we’re bigger“. Ich denke mit dieser Strategie und deren Umsetzung haben wir eine Firma geschaffen, die finanziell sehr erfolgreich ist. Wir haben als Alleinanbieter die Chance, den Preis zu bestimmen. Wir liefern aber keine Bausteine für 5 US-Dollar, wenn sie nur 4 Dollar Wert sind; wir verkaufen Teile für 5 Dollar, die einen Wert von 6 Dollar haben. Das war unsere Strategie von Anfang an.

Aber es gibt natürlich Herausforderungen. Man muss in den richtigen Märkten zur richtigen Zeit mit den passenden Lösungen präsent sein. Ist das der Fall, ist man der Erste im Markt und kann Produkte preisgerecht an die Kunden verkaufen. Um die Preiswürdigkeit zu erzielen, muss das Produkt aber auch die erwarteten Funktionen erfüllen. Dann ist es auch billiger als man bezahlt hat und alle sind glücklich.

Das Ansehen, das ich bei den Menschen habe, liegt wohl darin, dass ich tief in unsere Strategie involviert bin – weniger in die Produktstrategie als in die Markt- und Business-Strategie und natürlich in die Firmenkultur. Wir haben eine vom Engineering bestimmte Kultur; wir sind also eine Ingenieursfirma. Politik wollen wir nicht, die halten wir klein. Auch die Bürokratie wollen wir klein halten. Aber, wenn man größer wird, schleicht sie sich einfach ein. Deshalb muss man diese beiden Kriterien kontrollieren und alle Ingenieure sollten wissen, dass es dem Topmanagement bewusst ist, dass wir eine Ingenieurfirma sind und es keine zweite Meinung dazu gibt: Wir müssen sie machen lassen! Wir haben Ingenieure, denen keine Aufgabe zu schwer ist, und wir lassen ihnen freien Lauf. Manchmal müssen wir geduldig sein, was nicht zu meinen Vorzügen zählt, aber Geduld ist ein Teil unseres Geheimnisses.

Mir ist immer bewusst, wie wir uns um unsere Ingenieure kümmern; die machen eben die Firma aus. Hoffentlich haben diese Kultur und die damit zusammenhängenden Dinge dazu beigetragen, ein Unternehmen zu formen, das niemand verlassen möchte – außer er geht in Rente.

Von Bob Swanson, Executive Chairman, Co-Founder, Linear Technology Corporation.

Umgang mit hohen dI/dt-Lasttransienten

Bei vielen Prozessoren erfordern die Spezifikationen, dass die Stromversorgung große, sich schnell ändernde Ausgangsströme liefert, typischerweise bei einer Änderung des Prozessor-Betriebsmodus. In einem System mit einer Ausgangsspannung von 1 V kann es beispielsweise erforderlich sein, für einen Lasttransienten von 100 A/µS die Versorgungsspannung in einem Rahmen von drei Prozent zu stabilisieren.

Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems ist die Feststellung, dass es sich dabei nicht nur um ein Stromversorgungs- sondern auch um ein Stromverteilungsproblem handelt, und dass beide miteinander verflochten sind.

Formel 1
Gleichung 1

Die Auswirkung dieser hohen dI/dt-Anforderungen ist, dass die Spannungsquelle nur eine sehr geringe Induktivität besitzen darf. Wir formen den Ausdruck in Gleichung 1 um und lösen nach der zulässigen Induktivität der Quelle auf (Gleichung 2).

Formel 2
Gleichung 2

Im Pfad des schnellen Lasttransienten darf eine maximale Induktivität von 0,3 nH vorliegen. Zum Vergleich: Die Induktivität einer 0,25 cm breiten Leiterbahn auf einer vierlagigen Platine beträgt ca. 0,3 nH/cm. Die typische Induktivität eines Bonddrahtes in einem IC-Gehäuse liegt im Bereich von 1 nH und Durchgänge in einer Platine bei etwa 0,2 nH.

Formel 3
Gleichung 3

Außerdem gibt es eine Reiheninduktivität bei Bypass-Kondensatoren, wie in Bild 1 dargestellt. Die obere Kurve stellt den Widerstand eines einzelnen X5R-1210-Keramikkondensators mit 22 µF und 16 V dar, der auf einer vierlagigen Platine verlötet ist. Wie erwartet verringert sich der Impedanz unterhalb von 100 kHz mit steigender Frequenz. Bei 800 kHz tritt jedoch eine Serienresonanz auf und der Kondensator wird induktiv. Die Induktivität, die aus dem Kondensatorwert und der Resonanzfrequenz berechnet werden kann, beträgt 1,7 nH, liegt also deutlich über unserem Ziel von 0,3 nH. Glücklicherweise lassen sich Kondensatoren parallelschalten, um die effektive äquivalente Serieninduktivität (ESL) zu verringern.

Bild 1: Parasitäre Induktivitäten paralleler Kondensatoren verringern die Effizienz
Bild 1: Parasitäre Induktivitäten paralleler Kondensatoren verringern die Effizienz

Die untere Kurve in Bild 1 zeigt die Reduktion der Impedanz zweier paralleler Kondensatoren. Interessant ist dabei, dass die Resonanz sich leicht verringert hat, was bedeutet, dass die effektive Induktivität nicht genau die Hälfte beträgt. Auf Basis der Resonanzfrequenz beträgt die Induktivität nun 1,0 nH, entsprechend einer 40-prozentigen Reduktion der ESL statt der erwarteten 50% bei zwei parallelen Induktivitäten. Dieser Effekt hat zwei Gründe: die Verbindungsinduktivität und eine gemeinsame Induktivität zwischen beiden Kondensatoren.

Die Schleifengröße des Strompfades bestimmt die parasitäre Induktivität bei der Parallelschaltung beider Kondensatoren und die Größe der Kondensatoren andererseits bestimmt zu einem gewissen Grad die Schleifenfläche. Diese Korrelation von Größe und Induktivität ist in Tabelle 1 offensichtlich. Diese zeigt die Kondensatorinduktivität für verschieden große, oberflächenmontierte Keramikkondensatoren. Im Allgemeinen weisen größere Kondensatoren eine höhere Induktivität auf.

Tabelle 1: Die Größe des oberflächenmontierten Keramikkondensators beeinflusst die parasitäre Induktivität
Tabelle 1: Die Größe des oberflächenmontierten Keramikkondensators beeinflusst die parasitäre Induktivität

Tabelle 1 berücksichtigt nicht die Effekte der Kondensatormontage auf einer Platine, die ja in unseren vorangegangenen Messungen die Induktivität von 1 nH auf 1,7 nH erhöht hat. Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass die Position der Terminierung einen bedeutenden Einfluss auf die Induktivität hat. Der Kondensator 0805 hat Anschlüsse an der kurzen Seite, während sie beim Kondensator 0508 an der langen Seite liegen. Dadurch wird die Lände des Strompfades beinahe halbiert und verbreitert, was eine signifikante Reduktion der Induktivität zur Folge hat. Diese alternative Konfiguration bietet eine Induktionsverringerung um vier zu eins.

Zusammenfassend gesagt erfordern hohe dI/dt-Lastsprünge eine sorgfältige Dimensionierung der Bypasskondensatoren, um die dynamische Regelung des Netzteils aufrechtzuerhalten. Oberflächenmontierte Kondensatoren müssen sehr nah an der Last angebracht sein, um die Verbindungsinduktivität zu minimieren. Bei Kondensatoren tritt eine parasitäre Induktivität auf, die eine ausreichende Entkopplung verhindert. Eine Parallelschaltung von Kondensatoren zur Reduktion dieser parasitären Induktivität ist effektiv, aber Verbindungs- und gemeinsame Induktivität verringern die Wirkung. Auch die Verwendung von Kondensatoren mit kürzeren Strompfaden ist effektiv. Dies lässt sich durch kleinere Teile oder Teile mit unterschiedlichen Anschlüssen erreichen, bei denen der Strom durch das kürzere Ende fließt.

Fehler an allen falschen Orten suchen

Frage: Am Ausgang meines Verstärkers sehe ich jede Menge „Ringing“ und Überschwinger. Ich habe die Richtlinien im Datenblatt befolgt und denke, das Layout ist in Ordnung. Was mache ich falsch ?
Antwort: Diese Art von Problemen kann einen frustrieren. Entwickeln ist eine Wissenschaft. Demnach sollte aus A und B als Ergebnis C resultieren. Wenn Sie schon länger Schaltungen entwickeln, wissen Sie, dass Entwickeln aber auch eine Kunst ist. Bob Pease hat einen Kollegen ein von ihm signiertes Exemplar seines Buches „Troubleshooting Analog Circuits“ geschickt. Hineingeschrieben hat er: „Mögen alle deine Probleme mittlere Größe haben, damit du sie findest.“ Es ist zu wünschen, diese Widmung möge stets wahr werden.

Obiger Ingenieur hat das Datenblatt gelesen, was immer ein guter Anfang ist. Oft geschieht dies nicht. Also tauchen wir in das Problem ein. Als erstes haben wir uns das Blockschaltbild angesehen. Wir haben die üblichen Verdächtigen betrachtet: Rauschverstärkung des Verstärkers, Bypass-Kondensatoren, Last und die Versorgungsspannungen. Warum gerade diese?

Die Rauschverstärkung bestimmt die Stabilität des Verstärkers. Falls die Phasenreserve (Phase Margin) gering ist, kann am Ausgang „Ringing“ und Überschwingen auftreten. Bypass-Kondensatoren halten Rauschen vom Verstärker fern und speichern Ladung genau an den Anschlüssen der Stromversorgung. Dies ist besonders wichtig, wenn der Verstärker eine feste Versorgung mit ausreichend viel Strom benötigt, weil sich sein Ausgang schnell ändert. Falls sich die Versorgungsspannung während des Spannungsanstiegs am Ausgang ändert, wird die Änderung mit Sicherheit ihren Weg zum Ausgang finden. Die Last kann Probleme verursachen, wenn die Kapazität oder die Induktivität zu groß oder der Lastwiderstand zu klein wird.

Die Leistungsfähigkeit von einigen Verstärkern sinkt, wenn Versorgungsspannungen zu groß oder zu klein werden. Sie sollten daher die Versorgungsspannungen mit den angegebenen Werten im Datenblatt vergleichen.

Falls dies alles gut aussieht, was ist dann zu tun? Weiter nach Fehlern suchen. Als nächstes haben wir uns das Layout vorgenommen.

Gibt es lange Leiterbahnen mit parasitärer Induktivität? Befinden sich Bypass-Kondensatoren weit entfernt von den Versorgungsanschlüssen und ermöglichen, dass parasitäre Induktivitäten mit den Kondensatoren eine sogenannte „Tank“-Schaltung bilden? Hat sich die Massefläche unter die Ein- und Ausgangspins geschlichen und parasitäre Kondensatoren gebildet, die Ringing und Überschwingen bewirken können? Auch diesbezüglich war das Layout in Ordnung.

Ok, was ist der nächste Schritt? Wie wurde getestet? War der Eingang sauber und einwandfrei abgeschlossen? Der Ingenieur sah ein geringes Ringing am Eingang, aber nicht viel. Wie wir alle wissen, gilt das Prinzip „Müll rein gleich Müll raus“. Aus diesem Grund haben wir versucht, den Eingang zu säubern. Der Abschluss war richtig. Wir haben Generatoren vertauscht, um zu sehen, ob hier die Ursache für Problem lag. Der neue Generator war etwas besser, doch der Eingang und der Ausgang zeigten noch immer Ringing.

Plötzlich keimte eine Idee. Ich fragte den Ingenieur, ob er ein Kabel oder eine Prüfspitze verwende, um das Signal zu prüfen. Er benutzte eine Oszilloskop-Prüfspitze. Also fragte ich, ob sie einen Masseclip hatte. Ja, und sie war etwa 8 cm lang. Ich vermutete an dieser Stelle das Problem. Also wies ich ihn an, die Ummantelung des Clips zu entfernen, das Plastikgehäuse, das die Prüfspitze umgab, aufzuschrauben und den Metallstift des Tastkopfes zu verwenden, um Masse in der Nähe des Signals abzugreifen. Als er dies tat, verschwand das Ringing. Voilà! Was ist hier passiert?

Der Masseclip wies eine Serieninduktivität auf, der Tastkopf eine Kapazität und die Leiterbahnen an der Tastkopf-Seite eine parasitäre Kapazität. Kapazität und Induktivität bildeten einen „Tank“-Schaltkreis, der oszillierte, wenn er durch schnell steigende Flanken des Schaltkreises Energie erhielt. Dies verursachte Ringing und Überschwingen am Eingang und Ausgang.

An dieser Stelle noch ein weiterer Tipp. Kalibrieren Sie stets den Oszilloskop-Tastkopf, bevor Sie Messungen machen. Dies kann helfen, auch das „Peaking“ zu reduzieren. Und schon ist ein weiterer Fall gelöst!

Fehlersuche oder „Troubleshooting“ ist eine methodische Vorgehensweise, um ein Problem zu finden. Doch es ist auch eine Art Kunst. Sucht man Fehler an allen falschen Stellen, wird man irgendwann die richtige Stelle finden!

Autor: Von Uwe Bröckelmann nach Unterlagen von Analog Devices