KI ist bereits überall. Auch wenn wir es jetzt nicht KI nennen.
Um zur Arbeit zu gelangen, nutzen viele den Zug oder die U-Bahn. Am Bahnhof entscheidet kein menschliches Gehirn darüber, auf welchem Bahnsteig der Zug ankommt oder wie die anderen Züge geleitet werden müssen, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Die Gestaltung eines effektiven und fehlerfreien Zeitplans – sowohl beim Fern- als auch Nahverkehr – liegt schon lange in den Händen einer künstlichen Intelligenz. Die Abfahrtszeiten werden nicht von einem Menschen berechnet, sondern von Computern.
In Nürnberg gibt es bereits die ersten fahrerlosen U-Bahnen. „RUBIN“ heißt das Projekt von Siemens Mobility, in dem seit 2010 zwei Linien vollständig automatisch fahren, ohne einen Fahrer und ohne jegliche Unfälle. Bei solchen Umstellungen wird häufig befürchtet, dass sie zu massiven Entlassungen von Fahrern führen. Aber zumindest in diesem Fall hat die KI keine Jobs „gestohlen“. 120 vormalige Zugführer arbeiten nun im Kunden- und Systemdienst. Sie stellen sicher, dass der Betrieb reibungslos läuft.
KI-Entwicklung ist nicht linear, sondern exponentiell.
Menschen tendieren dazu, aufgrund vergangener Erlebnisse oder Entwicklungen Vorhersagen über die Zukunft zu machen. Vor 70.000 Jahren gab es die sogenannte kognitive Revolution, bei der wir Menschen Sprachen, Kulturen und Gedankensysteme entwickelten. Dies machte uns zur vorherrschenden Spezies auf dem Planeten. Aber zwischen den großen Meilensteinen der menschlichen Geschichte – dem ersten kontrollierten Feuer, der ersten Schrift, den Katalogisierungssystemen – lagen recht lange Zeitspannen.
Betrachten wir diese Entwicklung und übertragen diese Erfahrungen auf die Zukunft – der Weg, den KI noch vor sich hat –, dann wird eines deutlich: Auch wenn die ersten Schritte bereits getan sind, blicken wir noch immer auf einen steilen Berg, den es zu erklimmen gilt.
Wenn KI zur Superintelligenz wird, kann alles passieren.
Viele Menschen halten eine ASI (Artificial Superintelligence) für eine smarte KI, die mehr als schnell rechnet und nur eine Sekunde für eine Aufgabe benötigt, für die Menschen einen ganzen Tag bräuchten. Bei der ASI geht es jedoch nicht um die Quantität, sondern mehr um die „Qualität der Intelligenz“. Was die menschliche von der tierischen Intelligenz unterscheidet, ist nicht die Geschwindigkeit des Denkens, sondern die Struktur unserer Gehirne und unsere Fähigkeit, komplexe Ideen zu entwickeln. Eine ASI wird etwas vollkommen Neues sein – etwas, das uns eventuell überlegen sein wird. Und wenn wir die Konsequenz bedenken, dass eine superintelligente KI in der Lage sein könnte, verbesserte Versionen von sich selbst herzustellen, dann wäre deren Wirkung nicht mehr länger vorhersehbar. Ob ASI den Menschen dann überhaupt noch braucht?